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In der Armutsfalle

Schmiedeberger sind in der Selbstständigkeit gescheitert. Nun reicht das Geld nicht mal für einen Umzug.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Vorsicht, dass Sie sich nicht den Kopf anstoßen“, warnt Klaus Manderscheid die Besucher in der kleinen Wohnung mit ihren niedrigen Türen, wo er mit seiner Frau Ingrid lebt. Der 69-Jährige ist froh, dass sie die Unterkunft in einem Ort oberhalb von Schmiedeberg bekommen haben mit ihrem Hund und der Katze. Aber sie wollen dennoch weg.

Dabei hatte nach der Wende alles so hoffnungsvoll angefangen. Nach gescheiterten Ehen haben sie einen Neuanfang gemacht, sind nach Schmiedeberg gezogen und haben einen Werkzeughandel eröffnet. „Das lief die ersten Jahre gut. Damals haben die Leute noch bar bezahlt“, erinnert sich Ingrid Manderscheid. Später wurde die Lage für ihr Geschäft immer schwieriger. „Schließlich hatten wir an die 240.000 Mark offen, von denen wir nicht wussten, wie wir rankommen sollen. Teilweise sind unsere Kunden ja selbst dem Geld hinterher gerannt“, berichtet ihr Mann. So folgte 2001 die Insolvenz des Geschäfts, mit dem auch der Großteil der Altersversorgung für die Selbstständigen verloren ging.

Klaus Manderscheid machte dann aus seinem Hobby einen Beruf und baute eine Werkstatt für Modellbau und einen Handel für Modellbahnzubehör auf. Dieser Betrieb fiel Kriminellen zum Opfer. Bis heute ist nicht bekannt, wer damals eingebrochen ist und alle Maschinen, Werkzeuge und Vorräte ausgeräumt hat. Klaus Manderscheid weiß noch genau, wie er 2004 kurz vor Weihnachten Hartz IV beantragt hat, weil ihnen nichts mehr geblieben ist. „Von da an ging’s bergab“, sagt er trocken.

Sie mussten auch aus dem Haus raus, das sie in Schmiedeberg umgebaut hatten. Es war nicht einfach, etwas zu finden mit Katze und Hund. „Aber darauf verzichten wir nicht. Sie sind sozusagen unsere Familie“, sagt Klaus Manderscheid. Denn nun merkten sie, dass sie zwar viel gearbeitet hatten, ihnen aber ein soziales Umfeld fehlte. Die Familien aus erster Ehe leben weit weg, ebenso die Freunde von früher. Und in den Jahren hier hatten sie sich auf die Arbeit konzentriert. Dazu kommen massive gesundheitliche Probleme.

„Wir sitzen hier weitgehend alleine, beispielsweise zu Weihnachten. Ich denke, wenn wir zurückziehen, wäre das besser vor allem auch für unsere Gesundheit“, sagt Klaus Manderscheid. Seine Frau verträgt das Gebirgsklima schlecht und hofft, dass es im Flachland besser wäre. Doch so ein Umzug kostet gut 2.000 Euro. Selbst anpacken können sie kaum noch. „Mit meiner künstlichen Herzklappe wäre das gefährlich“, sagt Klaus Manderscheid. Die Kinder haben selbst Probleme. Eine Tochter hat gerade ihre Arbeit verloren.

Manderscheids haben sich daher an die Diakonie um Hilfe gewandt. Sozialarbeiterin Elke Klein-Nowoisky schätzt auch, dass ein Umzug dem Ehepaar in seiner sozialen Not helfen würde. „Nun müssen wir sehen, wie sie die Summe zusammenstoppeln können“, sagt sie. Ein Teilbeitrag dazu kommt von der Stiftung Lichtblick.