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In der neuen Praxis

Zwei Großröhrsdorfer Ärztinnen starten Montag in neuen Räumen. Außerdem entstehen zwei Wohnungen.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Kinderärztin Dr. Annett Lösel und ihre Mannschaft stecken im Umzugsstress: Kinderstühlchen stehen im Flur, Geräte sind anzuschließen und Fenster zu putzen. An den Wänden fehlen noch die Bilder. Aber es ist schon fast alles perfekt, um am Montag in den neuen Räumen starten zu können. So ähnlich sieht das auch eine Etage tiefer aus. Dort wird die Hausärztin und Internistin Dr. Simone Krause zeitgleich ihre neuen Praxisräume eröffnen. Für beide Großröhrsdorfer Ärztinnen und für die Patienten verbessern sich die Bedingungen in dem neuen Wohn- und Ärztehaus an der Radeberger Straße im früheren städtischen Lehngut deutlich. Das Parken für die Patienten gehört dazu. Wichtig auch, dass die Praxen barrierefrei zugänglich sind. Vor allem zur Hausärztin haben die Patienten jetzt einen bequemen Weg. Die Treppen in den zweiten Stock ihrer bisherigen Praxis seien für sie der Hauptgrund für den Umzug gewesen, so Dr. Simone Krause.

Das neue Wohn- und Ärztehaus in Großröhrsdorf ist auf dem Gelände des früheren Lehngutes entstanden. Baustart war vor einem guten Jahr.
Das neue Wohn- und Ärztehaus in Großröhrsdorf ist auf dem Gelände des früheren Lehngutes entstanden. Baustart war vor einem guten Jahr. © Matthias Schumann
Am Freitag hatten auch Dr. Simone Krause (r.) und Arzthelferin Sylvia Petschel noch alle Hände voll zu tun, um den Start in den neuen Räumen am Montag vorzubereiten. Auch Techniker waren noch vor Ort. Die Praxisräume sind nun deutlich größer.
Am Freitag hatten auch Dr. Simone Krause (r.) und Arzthelferin Sylvia Petschel noch alle Hände voll zu tun, um den Start in den neuen Räumen am Montag vorzubereiten. Auch Techniker waren noch vor Ort. Die Praxisräume sind nun deutlich größer. © Reiner Hanke

Der Platzmangel war es für Dr. Annett Lösel. Ihre frühere Praxis sei viel zu eng geworden. Zumal inzwischen mit Dr. Claudia Höpfner zwei Kinderärztinnen unter einem Dach praktizieren. Auf 170 Quadratmetern ist nun Raum für eine optimale Sprechstunde. Begleitet wurde der Umzug von einem regelmäßigen lauten Klacken draußen. Dort sind an dem Tag noch die Steinsetzer mitten in der Arbeit. Sie klopfen das Granitpflaster in den Sand. Bis Montag sollen die Einfahrt in den Hof und die zwölf Autostellplätze fertig gepflastert sein. Zwölf ist die geforderte Zahl. Zwei habe er noch in petto, denn erfahrungsgemäß sind es immer zu wenig Stellplätze, sagt Bauherr Maik Lösel und blickt zurück.

Mehrere Standorte geprüft

Die dringend nötige Praxiserweiterung seiner Frau habe den Anstoß für die Investition gegeben. Damals trafen sich letztlich auch die Interessen von Stadt und Investor. Der suchte ein zentral gelegenes Grundstück für die neue Praxis. Die Stadt schon lange einen Interessenten für das brachliegende Lehngut. „Wir hatten mehrere Standorte geprüft“, sagt der Ingenieur. Die Stadt habe sie sehr bei der Suche unterstützt. Letztlich sei die Entscheidung zugunsten des Lehngutes gefallen. Es sei auch der Wunsch der Stadt gewesen zwei Praxen, wie in einem modernen, kleinen Ärztehaus zu konzentrieren. Was ja für die Patienten günstig ist. Und vielleicht werden es perspektivisch sogar drei Ärzte im Gebäude. In der Praxis von Simone Krause ist noch Raum für eine Kollegin, quasi in einer Praxisgemeinschaft. Das würde die Arztsituation in Großröhrsdorf weiter verbessern. Allerdings sind noch nicht alle nötigen Entscheidungen gefallen: „Wir versuchen es umzusetzen“, sagt die Ärztin.

Mit 5 500 Quadratmetern übernahmen Lösels den Großteil des Gutes. Inklusive eines leerstehenden denkmalgeschützten Wohngebäudes. Vor einem reichlichen Jahr startete der Neubau. Maik Lösel: „Im Baustil haben wir uns an den Vorgaben des Denkmalschutzes orientiert. So fügt sich das Gebäude in das Ensemble des Gutes ein und rundet es ab.“ Der Neubau steht nun fast genau am Standort des früheren Haupthauses des Lehnguts. Das ließ wohl Ende des 19.  Jahrhunderts die Industriellenfamilie Großmann abreißen. Abgerissen wurde erst im Sommer das Backsteingebäude neben dem neuen Wohn- und Ärztehaus. Die Fläche soll nach den Plänen der Stadt ebenfalls neu bebaut werden. Dann wäre das Gut in seiner ursprünglichen Struktur wieder komplett. Derzeit türmt sich auf dem Hof noch ein mächtiger Erdhaufen. „Mit der Erde werden wir das Gefälle etwas ausgleichen und eine Mauer setzen.“ Das Areal werde als kleiner Park samt den beiden mächtigen Eschen und einer Kastanie erhalten. Eine Kastanie wird zugleich das neue Logo der Kinderarztpraxis sein. „Die schützende Hülle steht ja für die gut behütete Frucht“, sagt Annett Lösel. Ein schönes Symbol gerade für eine Kinderarztpraxis. Die kann sich sehen lassen mit vier Behandlungszimmern, alle hell und freundlich gestrichen. So, dass sich Kinder und junge Leute wohl und geborgen fühlen. Da finden sich unterschiedliche Gelbtöne wieder. Auch beige und im nächsten Raum ein helles und ein dunkleres Waldgrün – passend zur Kastanie. Im nächsten Behandlungsraum wechseln sich rosa und blau ab – für Mädchen und Jungen. Einer ist für die ganz Kleinen. Dort können sie sogar über die Babytreppe selbst auf die extraweiche Behandlungsliege krabbeln. Platz ist endlich auch im sogenannten Funktionsraum. Also dort, wo Blut abgenommen wird und EKGs oder Allergietests durchgeführt werden.

Auch Wohnungen entstehen

Maik Lösel begleitet den Bau intensiv: „Es war mir wichtig, beim gesamten Raumkonzept für die beiden Praxen die Wünsche der Ärztinnen einfließen zu lassen.“

Während die Praxisbelegschaften räumen, stehen schon die ersten Patienten vor der Tür: „Das ist schon die ganze Woche so“, sagt Annett Lösel. Am Montag geht es endlich los. Maik Lösel hätte es sich schon etwas eher gewünscht. So sind die oberen zwei Etagen des Gebäudes derzeit noch eine Baustelle. Hier entstehen zwei Wohnungen mit Größen von 120 und 160 Quadratmetern. Dort gehören zum Beispiel zwei Bäder zu Ausstattung. Ein Kamin zentral im Wohnzimmerer ist vorgesehen und eine großzügige Küche mit Kochinsel. Eine Bürofläche ist im Obergeschoss ebenfalls geplant. Für die gibt es bereits Interessenten. Dazu kommt eine Dachterrasse mit fantastischem Blick.

Der fällt auf das sanierungsbedürftige Wohngebäude nebenan – ungefähr aus dem Jahr 1890. Dort soll seniorengerechter Wohnraum entstehen. Einen Zeitplan gebe es noch nicht. Maik Lösel: „Erst mus das Wohn- und Ärztehaus mit den Außenanlagen fertig sein.“. Schneller wird es mit den Kastanienbäumen gehen, die noch gepflanzt werden sollen. Einer auf jedem Fall vor dem Torbogen zum Lehngut. Dort wo schon früher eine prächtige Kastanie stand.