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In Großenhain stimmt der Flow

Skateboard-Lokalmatador Thomas Schulze qualifizierte sich für die deutschen Meisterschaften im Europapark Rust.

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© Andreas Weihs

Von Manfred Müller

Großenhain. Mit mehr als 600 Kilometern hatte Alex Mizurov von allen Wettkampf-Teilnehmern wohl die weiteste Anreise. Der Skateboard-Profi stammt aus Gaggenau bei Karlsruhe, und eigentlich hätte er sich zurücklehnen können. Mizurov ist längst für die deutsche Meisterschaft qualifiziert, die im September quasi in seiner Nachbarschaft – im Europapark Rust – ausgetragen wird. „Ich war einfach neugierig auf Großenhain“, sagt der amtierende Champion. „Und sechs Stunden Fahrt sind ja auch nicht Welt.“ Die Trendsporthalle im Husarenpark hat in der Skatergemeinde einen guten Ruf. Zum einen, weil sie mit fast 800 Quadratmetern großzügig geplant wurde und mit ihrer Rampen-Ausstattung technisch anspruchsvolle Wettbewerbe möglich macht. Zum anderen, weil sie nach einer Seite hin offen ist – für Skater-Hallen eine eher seltene Variante. „Hier wird es niemals stickig, das ist schon geil“, schwärmt Alex Mizurov. Skateboard-Parcours seien einander zwar ziemlich ähnlich, aber es komme auch auf die Kombination der Rampen an. Man brauche optimale Abstände, damit man auf Touren kommt und die einzelnen Tricks fließend dargeboten werden können. „In Großenhain stimmt der Flow“, sagt Mizurow.

Der Gaggenauer hat mit zwölf Jahren seine Faszination fürs Skateboarden entdeckt. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg – mit 18 gewann er bereits beim Game of Skate in den USA, der als Weltmeisterschaft der Rollbrett-Piloten gilt. Heute ist Alex Mizurov Vollprofi und gewinnt das nationale Championat faktisch, wie er will. Auch in Großenhain war er nicht zu bezwingen. „Ich schätze mal, zwei Jahre geht das noch so weiter“, glaubt der Ausnahmekönner, dessen Spezialität hochklassige Flips sind. Aber Skaten sei wie Fußball, die bis zu zwei Meter hohen Sprünge gingen mit der Zeit ganz schön auf die Knochen.

Keine ganz hohen Sprünge mehr

Davon kann auch Thomas Schulze ein Lied singen. Der 27-Jährige ging bei den ostdeutschen Meisterschaften als einziger Starter des Großenhainer Roll-Laden-Vereins an den Start. Von Knochenbrüchen sei er zwar bisher verschont geblieben, aber Sehnen- und Bänderrisse habe er schon auskurieren müssen. „Die ganz hohen Sprünge mache ich jetzt nicht mehr“, sagt der Gröditzer, der mit dem Ziel in den Wettkampf geht, zunächst einmal den Vorkampf – die Eliminations – zu überstehen. Ob ihm die schier übermächtige Konkurrenz Angst macht? „Ein gewisser Respekt vor den bekannten Namen ist schon da“, sagt Thomas Schulze. „Aber es macht auch Spaß, die Favoriten zu erleben und sich dieses oder jenes abzuschauen.“ Im Übrigen gebe es beim Skateboarden nicht das klassische Konkurrenzdenken wie im Leistungssport. Es sei gerade die Lockerheit der Szene, die ihm gefalle. Deshalb hält sich Schulzes Enttäuschung auch in Grenzen, als er die Eliminations nicht übersteht. „Es hat trotzdem Spaß gemacht“, sagt er. „Schließlich entwickelt man sich bei solchen Starts sportlich ja weiter.“ Am Ende reichte es, da ein Teil der Starter die Qualifikation schon in der Tasche hatte, doch noch zur Teilnahme an den deutschen Meisterschaften.

Der Wettbewerb in Großenhain war der Vierte von fünf Qualifikationsstopps im Rahmen des Lexus COS Cups. Zuvor hatten die besten Skateboarder des Landes bereits in Bremen, Ulm und Trier um Quali-Punkte gekämpft.

Am dritten Augustwochenende folgt noch der Abschluss in Köln. Wie die Röderstadt in eine Reihe mit westdeutschen Großstädten kommt? „Nun, Großenhain ist doch deutschlandweit bekannt“, flachst Organisations-Chef Steffen Krüger vom Club of Skaters (COS). Der Klub ist im westfälischen Münster ansässig, und der Roll-Laden e.V. hatte sich bei der Planung seiner Trendsporthalle professionelle Hilfe von einem Münsteraner Ingenieurbüro geholt. Da man einander kennt in der Skater-Szene, wussten die Veranstalter, dass sie im Husarenpark gute Bedingungen für die Austragung einer Regionalmeisterschaft vorfinden würden. Und dann ist da noch das Engagement der Roll-Laden-Leute.

„Die arbeiten zu fast einhundert Prozent auf ehrenamtlicher Basis“, sagt Raimo Siegert von der mobilen Jugendarbeit. „Wer so für seine Sache brennt, macht sich eben über kurz oder lang auch über die Region hinaus einen Namen.“