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In Hartau senkt sich der Erdboden

Ob es sich um Schäden durch den Altbergbau handelt, will der Freistaat ab Januar untersuchen.

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Thomas Mielke

Als hätte ihn der Erdboden verschluckt – der Jeep war auf der Wiese nordwestlich des Hartauer Feuerwehrdepots (s. Foto) einfach verschwunden. Tom Großer weiß natürlich, dass an dieser Stelle eine Senke ist. Bis zu diesem Zeitpunkt aber war der obere Teil von Autos immer zu sehen. Der Gemeindearbeiter und Wehrleiter hat den einzig logischen Schluss gezogen: Die Senke muss tiefer geworden sein.

2009 extreme Senkung

In den letzten Monaten hat er sich umgesehen, umgehört und dabei festgestellt, dass sich der Erdboden in Hartau an verschiedenen Stellen senkt. Am Gestell für den Holzadler auf dem Quersteig zwischen Eichen-Kreuzung und der Grenze beispielsweise gibt die Wiese ebenfalls nach. „In diesem Jahr ist es ganz extrem geworden“, sagt Tom Großer. Auch auf der anderen Seite des Weges wird eine Senke immer größer, sagt Detlef Pigorsch, Vereinschef einer Kleingartensparte in Hartau.

Die Senken sollen im letzten Jahr bis zu zwei Meter tiefer geworden sein. Die größte betroffene Stelle ist geschätzte 400 Quadratmeter groß. Risse in der Erde sind bisher ebenso wenig wie Schäden bekannt geworden: Jede der betroffenen Senken befindet sich auf einer Wiese.

Mit Bergbauschäden haben die Hartauer schon vor langer Zeit erstmalig Bekanntschaft gemacht. So soll vor etwa einem halben Jahrhundert an der Ziegelei ein ganzes Haus abgegangen sein. Auch haben die Kleingärtner hinter ihrer Sparte ein Acht-Meter-Loch verfüllt.Grund für die Schäden ist der Braunkohlebergbau von 1845 bis 1953. In dieser Zeit wurden nach Angaben des Oberbergamtes in Freiberg (OBA) allein in und um Hartau rund 200 Stollen gegraben und mehrere Abbaufelder ausgebeutet.

Die Grubensanierung begann rudimentär mit ihrer Schließung und wurde bei Bedarf fortgesetzt. So ähnlich hält es der Freistaat noch heute. „Flächige Sanierungen einer Grube sind die große Ausnahme“, teilt OBA-Sprecher Peter Horler auf Anfrage mit. Mit den pro Jahr zur Verfügung stehenden 20 Millionen Euro können nicht einmal alle der 200 pro Jahr neu entdeckten Schäden beseitigt, sondern nur die größten Gefahren abgewehrt werden. In ganz Sachsen sind 6000 Schäden kartiert, um Zittau rund 450.

200 Stollen in Hartau

Mit Hartau haben sich Bund und Freistaat vor allem kurz nach der Jahrtausendwende beschäftigt. Viele der bekannten Stollen wurden untersucht, einige verfüllt. „Gegenstand der Arbeiten waren die Schächte mit hohem Gefährdungspotenzial“, so Peter Horler. „Wegen der zur Verfügung stehenden Mittel waren die Sanierungsmaßnahmen örtlich und zeitlich begrenzt.“

Von den neuen Absenkungen hat das OBA durch die SZ erfahren. Nach Rücksprache mit der Gemeinde soll ab Januar ein Verfahren anlaufen, an dessen Ende klar ist, ob das „Verschwinden“ des Jeeps für Hartau gefährlich werden könnte.