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In Meißen wächst etwas Gewaltiges heran

Natur. Manche exotischen Gewächse sind in Meißen zu finden. Dazu gehören auch Mammutbäume.

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Von Jürgen Müller

Dieser Baum an der Lutherkirche gehört streng genommen nicht nach Meißen. Das rund 15 Meter hohe Gewächs ist ein Mammutbaum. Wie alt er ist, weiß niemand so recht zu sagen. Ob er vor gut 100 Jahren gepflanzt wurde, als die Lutherkirche gebaut wurde, wie manche vermuten, ist ungewiss. „Wir haben vor der 100-Jahr-Feier im vergangenen Jahr in den Kirchenakten nachgeschlagen, fanden aber keinerlei Hinweise zu diesem Baum“, sagt Uwe Haubold, Pfarrer der St.-Afra-Gemeinde. Jörg Böhme von der Meißner Stadtverwaltung, einst für das Grün in Meißen verantwortlich, hält es kaum für möglich, dass der Baum schon ein Jahrhundert auf der Rinde hat. „Ich schätze, dass er vor 50 Jahren gepflanzt wurde“, sagt Böhme.

Der Mammutbaum ist das größte Lebewesen der Erde. Giovanni Crespi, der im Jahre 1769 als Berichterstatter eine spanische Expedition von Mexiko nach Kalifornien begleitete, erzählte als erster Europäer von riesigen Bäumen, die in Kalifornien wüchsen.

Zwölf Meter im Durchmesser

Er konnte nicht wissen, dass er damit die größten Bäume der Welt entdeckt hatte: Mammutbäume (Sequoiadendron giganteum), die der Familie der Sumpfzypressen angehören und als immergrüne Nadelbäume in der Sierra Nevada Stammhöhen von 100 bis 120 Meter erreichten. Die Stämme können einen Durchmesser von bis zu zwölf Meter haben. Der größte Baum ist der „General Sherman“ im Sequoia National Park mit einer Höhe von knapp 85 Meter. Damit überragt er sogar den Meißner Dom, der 80 Meter hoch ist.

Die großen Bestände an Mammutbäumen im Westen der USA wurden fast vollständig gerodet. Bei den gerodeten Exemplaren gab es Bäume mit einer Höhe von bis zu 135 Meter. So gesehen ist der Baum an der Lutherkirche gewissermaßen noch ein „Baby“. Zeit zum Wachsen hat er noch genug. Bäume seiner Gattung können bis zu 3 000 Jahre alt werden. Ein paar hundert Jahre älter wird nur noch die Grannenkiefer.

Noch jünger und kleiner sind die drei Mammutbäume, die an der Porzellan-Manufaktur stehen. „Sie wurden in den 80er Jahren gepflanzt, sicher aus dem Grund, weil sie etwas Besonderes sind“, sagt Sprecherin Gundela Corso.

Die Nadeln des Mammutbaumes stehen in drei Reihen, sind bis zwölf Millimeter lang, etwas abstehend oder an jungen Zweigen anliegend. Der Stamm hat eine zimtbraune Borke. Die dicke Rinde schützt den Stamm gegen Feuer. Mitunter nutzen sie Spechte, um Spechtschmieden anzulegen. Das sind Mulden in der Rinde, die zum Festklemmen von Zapfen dienen, um sie so leichter aufschlagen zu können und an die Samen zu gelangen.

800 Jahre alte Eibe

Der Mammutbaum gehört zu den Exoten an Meißens Straßen. „Doch was heißt Exoten? Streng genommen ist auch die Rosskastanie ein Baum, der nicht hierher gehört. Sie wurde vor 500 Jahren aus dem Balkan eingeführt“, sagt Böhme.

Seltene und vor allem alte Bäume in der Stadt sind auch die Sindelbuchen am alten Johannesfriedhof, die rund 300 Jahre alte Platane im Park Siebeneichen und die Eibe an der Superintendentur. Die steht wahrscheinlich schon seit acht Jahrhunderten auf diesem Fleck.