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In Sachsen gibt es die wenigsten Kaiserschnitte

Eine Krankenkasse unterstützt Kliniken, die natürliche Geburten fördern. Doch in den Kreißsälen wird es langsam eng.

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© dpa

Von Stephanie Wesely

Dresden. Ein Kind zur Welt zu bringen, ist ein großes Glück. Doch fast jede dritte Frau in Deutschland tut dies nicht mehr auf natürlichem Weg, sondern entbindet per Kaiserschnitt. In den wenigsten Fällen geschieht dies aus medizinischen Gründen. Viel öfter ist es der Wunsch der Frauen, möglichst schmerzfrei zu gebären und den Zeitpunkt der Geburt selbst bestimmen zu können.

Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) hat Sachsen die niedrigste Kaiserschnittrate aller Bundesländer. So kamen vergangenes Jahr hier nur 23 Prozent aller Kinder per Kaiserschnitt zur Welt; im Saarland waren es 38 Prozent. Das Saarland führt seit Jahren die Statistik an.

Warum sich die Frauen in Sachsen in so großer Zahl für eine natürliche Geburt entscheiden, hat offenbar historische Gründe: „Es ist Tradition aus DDR-Zeiten, und die Kliniken haben durch die größere Zahl an Geburten auch mehr Erfahrung“, sagt Professor Uwe Köhler von der Frauenklinik am Sankt-Georg-Krankenhaus in Leipzig.

Auch Krankenkassen haben ein Interesse, die Zahl der Kaiserschnitte möglichst gering zu halten – allein schon aus Kostengründen: Laut Hebammenverband kostet eine natürliche Geburt inklusive Klinikaufenthalt zwischen 1 500 und 2 100 Euro. Für einen Kaiserschnitt müssen die Kassen zwischen 2 500 und 5 400 Euro an die Krankenhäuser zahlen.

Die TK hat jetzt begonnen, mit sächsischen Geburtskliniken Qualitätsvereinbarungen abzuschließen. Dabei verpflichten sich die Krankenhäuser, Schwangere ausführlich über die natürliche Entbindung aufzuklären und die Kaiserschnittrate möglichst gering zu halten. „Für uns stehen aber nicht die Kosten im Mittelpunkt“, sagt Matthias Jakob, Sprecher der TK in Sachsen. „Uns geht es um die Gesundheit der Frauen und Kinder.“ In Dresden laufen Gespräche mit dem Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt. In Westsachsen haben schon fünf Kliniken die Vereinbarung unterzeichnet.

Das DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein darf bereits mit dem Qualitätsmerkmal werben, eine natürliche Geburt zu fördern: „Ein Kaiserschnitt ist keine Bagatelle“, sagt Oberarzt Gunter Leichsenring. Operationen seien immer noch mit Risiken verbunden. In Fällen, in denen eine Operation unumgänglich ist, sei der Kaiserschnitt aber ein Segen.

Der Wunsch nach mehr natürlichen Geburten könnte allerdings an einem Problem scheitern. Laut Krankenhausgesellschaft Sachsen stoßen Geburtenstationen in Großstädten wegen des Babybooms an ihre Grenzen. Ein weiterer Grund ist die Schließung von elf Geburtskliniken in Sachsen in den letzten 15 Jahren. (mit dpa)