Von Tobias Wolf
Nichts erinnert in der Frankenstraße 8 an die repräsentative Zentrale. Bäume schirmen das Haus im vornehmen Dresdner Wohnviertel Blasewitz ein bisschen von der Straße ab. Früher prangte am Gartenzaun noch das Schild der Infinus AG Finanzdienstleistungsinstitut. Im November 2013 begann mit einer Razzia auch in diesem Haus der Zusammenbruch des als Infinus-Gruppe bekannten Finanzkonzerns.
Im Betrugsprozess um die Gruppe am Landgericht ist kaum abzuschätzen, wie lange das Verfahren dauern wird. Von gewerbsmäßigem Betrug im besonders schweren Fall und Kapitalanlagebetrug in Höhe von 312 Millionen Euro geht die Staatsanwaltschaft aus, rund 1,8 Milliarden Euro Forderungen haben mehrere Insolvenzverwalter von über 40 000 Gläubigern gesammelt. In der Frankenstraße sind nun auch die Schilder mit der Aufschrift Corpus Sireo wieder verschwunden. Das Immobilienunternehmen des Versicherungskonzerns Swiss Life hat die hübsche Villa mit dem Fachwerkdach jetzt im Auftrag von Insolvenzverwalter Bruno Kübler verkauft. Kübler führt das Verfahren um die insolvente Future Business KG (Fubus), die hinter Infinus steckt.
Zum Verkaufspaket gehören drei weitere Villen – am Vogesenweg, an der Lene-Glatzer-Straße und am Käthe-Kollwitz-Ufer – sowie ein Mehrfamilienhaus in der Eisenacher Straße. Die Villen dienten bis 2013 als Zentralen weiterer Infinus-Firmen. 11,3 Millionen Euro zahlte der neue Besitzer, ein Schweizer Family-Office, dafür, teilte Kübler am Dienstag mit. Das sei deutlich mehr als beim „Einzelverkauf der Objekte hätte erzielt werden können“.
Wolf-Hagen Grups ist Miteigentümer des Dresdner Unternehmens Immo Tip und kennt den Dresdner Markt. „Das ist ein guter Preis“, sagt der 48-Jährige. „Für den Insolvenzverwalter ginge es vor allem darum, schnell zu verkaufen, weil die Gläubiger Geld sehen wollen. Es sei nicht einfach, solch ein Paket zu verkaufen, weil die Zahl Dresdner Interessenten für solche Objekte sehr überschaubar sei. Für so ein Paket müsse ein entsprechender finanzieller Hintergrund beim Käufer vorhanden sein.
Reiche Familien und ihre Vermögen
Der neue Eigentümer der Villen ist eine Gesellschaft, wie sie gern von reichen Familien zur diskreten Verwaltung des Vermögens benutzt wird – wer im Falle der Blasewitzer Villen dahintersteckt, ist bislang unklar. Nach SZ-Informationen haben die Schweizer aber schon in mehreren deutschen Städten Immobilienpakete gekauft.
Sogenannte institutionelle Anleger – Kapital- und Rentenfonds, aber auch private Vermögensverwaltungen – suchen derzeit überall nach geeigneten Anlagen, sagt Barbara Frey von der gleichnamigen Grundstücksbewertungsfirma. In der Stadt würden derzeit zwar Höchstpreise verlangt. „Dresden ist sehr gefragt, aber die Preise im Vergleich mit Hamburg, München oder Berlin noch günstig.“ Nach SZ-Informationen sollte das Villen-Paket ursprünglich für rund 20 Millionen Euro über den Tisch gehen – für Marktbeobachter war das ein Mondpreis.
Neben den Fubus-Häusern hat der Insolvenzverwalter nun für rund 1,8 Millionen Euro auch Immobilien von Jörg Biehl verkauft, dem Infinus-Gründer und Hauptbeschuldigten im Betrugsprozess. Dabei handelt es sich um ein Mehrfamilienhaus in Radebeul sowie ein Bürogebäude in der Blasewitzer Justinenstraße. Damit steigt die Fubus-Insolvenzmasse um über 13 Millionen Euro auf insgesamt 150 Millionen Euro. Die Einnahmen stammen unter anderem aus weiteren Immobilien-Verkäufen, eingezogenen Bankguthaben und dem Verkauf von Edelmetallen.
Auf dieser Grundlage schätzt Insolvenzverwalter Kübler derzeit ein, dass die Gläubiger bis zu 20 Prozent ihres angelegten Kapitals zurückbekommen könnten.