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Interview mit der Moderatorin des Gala-Abends: „Ossi oder Wessi – da sehe ich keinen Unterschied“

Die Zittauer Schauspielerin Maria Weber über Kuchenbacken, die neue Spielzeit und ihre Rolle als Westtussi.

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© Matthias Weber

Von Silvia Stengel

Die Zittauer Schauspielerin Maria Weber moderiert morgen den Spielzeitauftakt im Theater. Sie ist ein Jahr am Haus und war die erste Schauspielerin, die sowohl für das Musiktheater in Görlitz als auch für das Schauspiel in Zittau angestellt wurde. In Zittau war sie zum Beispiel als coole Westtussi im Stück „Indianer“ auf der Bühne, in Görlitz als Drachenfalter Maria Papillon in der jungen Konzertreihe „Hexenritt und Drachentöne“. Für ein Interview schlägt sie die Kantine des Zittauer Theaters vor.

Frau Weber, wie schmeckt der Kuchen hier in der Kantine?

Das kann ich gar nicht sagen. Hier gibt es gar nicht so oft Kuchen. Und wenn es welchen gibt, dann esse ich immer keinen.

Selbstgebackener ist sowieso besser.

Ja, ich backe viel, und wenn ich Kuchen esse, dann den von zu Hause.

Sie backen am liebsten mehrstöckige Torten, habe ich gelesen.

Ja, ich mache vom klassischen Apfelkuchen und Rührkuchen, Muffins bis hin zu mehrstöckigen Torten ziemlich viel. Für meine dreijährige Tochter habe ich eine Torte gebacken, die wie ein Dornröschenschloss aussieht. Als Philipp von Schön-Angerer, der hier Schauspieler war, und Denise Thielsch, die hier Theaterpädagogin war, geheiratet haben, kam die Hochzeitstorte von mir. Ich mache das einfach gerne.

Der Sonnabend wäre auch ein guter Anlass für eine Torte. Das Theater feiert den Spielzeitauftakt.

Diesmal backe ich nicht, weil ich mit der Moderation beschäftigt bin. Aber ich habe schon für das Theater gebacken, für ein Kinderkonzert.

Bei den Kinderkonzerten treten Sie als Schmetterling auf.

Genau. Bei einem Konzert ging es darum, dass ich einen Kuchen backe für die Hexe Hillary. Da habe ich gleich einen Riesenkuchen gemacht mit Erdbeerkonfitüre drin und ganz viel Schokolade oben drauf. Die Kinder konnten alle mitessen, das kam natürlich gut an.

Sie sind die Erste, die für beide Theater, also Görlitz und Zittau, eingestellt wurde. Ist die Fahrerei anstrengend?

Nein, die ist super. Im Zug, also jetzt im Bus, kann ich noch mal ins Textbuch gucken. Eine dreiviertel Stunde hin und eine dreiviertel Stunde zurück, da kann man Texte lernen, noch mal durchatmen, vielleicht was essen. Ich finde das gut, mich stört das nicht.

Sie proben gerade auch für Lessings „Nathan der Weise“. Kommt man bei den vielen Texten nicht durcheinander?

Wir lernen den Text ja nicht wie ein Gedicht früher in der Schule. Man verbindet ihn mit einer Haltung oder einem Ziel. Abgesehen davon, dass Lessing eine ganz andere Sprache hat als das junge Konzert oder die Moderation, ist die Haltung, mit der ich diesen Text sage, auch das, was den Text in mir anknipst. Da würde ich nie auf die Idee kommen, den Moderationstext von der Gala mit der Moderation für ein Kinderkonzert zusammenzubringen.

Bei der Gala werden Preise vergeben. Wer bekommt die?

Das kann ich noch nicht sagen. Ich erfahre es erst an dem Abend. Der beliebteste Schauspieler und die beliebteste Schauspielerin werden vom Publikum gewählt. Es gibt auch einen Preis für das beste Amateurtheaterstück. Und einen für die beste Hintergrundarbeit.

Hintergrundarbeit – was ist damit gemeint?

Alles, was hinter der Bühne stattfindet. Der Preis ist für die Leute, die nicht im Rampenlicht stehen, aber auch unheimlich viel Arbeit haben. Die Techniker bauen manchmal nachts Riesenbühnenbilder ab und wieder auf. Bianca, unsere Dame aus dem künstlerischen Betriebsbüro, versucht alle zu koordinieren, wann wer wie wo ist und welches Auto braucht und welches Bühnenbild aufgebaut wird. Das ist eine Riesenaufgabe. Es ist ein Preis für die anderen, die genauso viel Arbeit haben wie wir.

Am Sonnabend werden die Stücke der neuen Spielzeit vorgestellt. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Es gibt ein paar Sachen. Ich freue mich auf den Nathan. Ich gebe zu, das war nicht unbedingt ein Stück, bei dem ich gejubelt habe, weil ich das natürlich aus der Schule kenne und es mich erst einmal nicht so gereizt hat. Aber jetzt in der Arbeit mit dem Regisseur finde ich es immer spannender, was die Recha, also die Figur, die ich spiele, so durchlebt. Das ist dann auch schön, wenn man sich von Stücken überraschen lassen kann. Wenn man die Sprache auf einmal so durchdrungen hat und sich der Sinn so erschlossen hat, dass man die Sprache benutzen kann, als wäre es die eigene.

Ist der Nathan auch für junge Leute interessant?

Auf jeden Fall. Es gibt schon Befürchtungen: Oh Gott, es wird super modern mit Techno-Musik, Trockeneis, tausend Handys und Computer auf der Bühne. Aber der Regisseur Ivar van Urk und die Ausstatterin Beate Voigt versuchen, das relativ zeitlos zu erzählen. Es wird keine historischen Kostüme geben, wenn ich das schon mal verraten darf. Aber wir fangen jetzt nicht an, den Lessing umzukrempeln.

Aber er wird gekürzt.

Ja, das wäre sonst, glaube ich, sechs Stunden lang. Das kann man keinem zumuten.

Danach haben „Die zertanzten Schuhe“ Premiere. Spielen Sie dort auch mit?

Nein.

Das Theater sucht für das Märchen zertanzte Schuhe. Haben Sie welche?

Ich habe letztes Jahr ein paar Tanzschuhe in den Fundus gegeben. Da wusste ich aber noch nicht, dass jetzt zertanzte Schuhe gebraucht werden.

Worauf freuen Sie sich noch?

Auf „Die zertanzten Schuhe“ natürlich. Und auf „Dancer in the Dark“. Darin geht es um eine Mutter, die ihr Kind so unheimlich liebt, dass sie alles dafür opfert. Wie sie ihre Entscheidungen trifft, wie sie auf Dinge verzichtet und um das Leben des Kindes kämpft, das ist eine tolle Geschichte.

Sie spielen die Mutter?

Mal gucken. Das weiß ich noch nicht.

In dem Stück „Indianer“ haben Sie sehr schön eine „coole Westtussi“ gespielt. Kommen Sie aus dem Westen?

Gar nicht. Ich war in Mainz auf der Schauspielschule und habe erst einmal rundherum in den Theatern gespielt. Es stecken mich immer alle nach Mainz und denken, ich komme irgendwie aus dem Rheinland. Aber ich bin im Südharz geboren. Ich sehe da auch keine Unterschiede mehr, ob jemand aus dem Osten oder Westen kommt. Wichtig ist doch, dass er glaubhaft spielt.

Im Sommertheater waren Sie auch dabei, das ganze Ensemble.

Es ist immer schön, wenn man mit allen Kollegen spielen kann. So an eine große Sache ranzugehen, mit den Pferden und dem ganzen Spektakel, wenn man das gemeinsam schafft, dann bildet sich auch so ein Ensemble.

Jetzt haben Sie wieder neue Kollegen. Ist das gut oder schlecht?

Es sind drei Kolleginnen gegangen: Katja, Paula und Katinka. Jetzt kam Martha Pohla dazu, sie spielt in den „Zertanzten Schuhen“, und Klaus Beyer, der hat schon im Sommertheater mit uns gespielt. Ob das gut oder schlecht ist? Ich kann das gar nicht so genau sagen. Es braucht immer seine Zeit, bis sich ein Ensemble gefunden hat. Dann ist es schade, wenn Kollegen gehen. Aber frisches Blut ist auch gut, wenn jemand neuen Schwung reinbringt, gerade Martha, die kommt jetzt von der Schule, dann ist es auch schön, wenn die Neuen die anderen anstecken und mitreißen.