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Inventar wird ausverkauft

Das Projekt Weltverbesserer muss eingestellt werden. Aus finanziellen Gründen.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Weinböhla. Der Versuch, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, scheitert am Geld. Zum Ende des Monats wird das soziokulturelle Projekt „Die Weltverbesserer“ eingestellt. Vorgestern gab es zum letzten Mal ein Begegnungscafé an der Dresdner Straße. Auch der Mutter-Kind-Treff wird eingestellt, der Garten aufgelöst und das Inventar verkauft. „Der Billardtisch ist schon weg“, sagt Norman Köhler. Zusammen mit seiner Frau und ein paar Freunden hatte er das Projekt vor einem Jahr begonnen. Die finanzielle Last trugen die Köhlers. „Ein teures Hobby“, wie er sagt. Denn die monatliche Miete von 780 Euro hat das Projekt nicht erwirtschaftet. Weil Norman Köhler nun auch noch arbeitslos wird, ziehen die beiden die Notbremse, bevor sie sich verschulden.

Recht unkonventionell, ohne Vereinsgründung oder Fördermittel begannen die Weltverbesserer im Sommer 2015. Vorher hatten Köhlers mit Helfern das Gelände aufgeräumt, das Gebäude renoviert und eine Küche eingebaut. Ideen, wie die Räume genutzt werden können, gab es viele. Jede Woche trafen sich Weinböhlaer und Asylbewerber sowie Mütter mit ihren Kindern. Im hinteren Teil des Hofes wurde gegärtnert. Auch Konzerte und Flohmärkte wurden organisiert. Nur die Besucher blieben meist aus. Vielleicht ist Weinböhla zu dörflich für so ein Projekt, vermutet Norman Köhler. Jeder mache lieber sein eigenes Ding. „Zugezogene haben eher mal die Nase reingesteckt.“ Köhler hat sich vor allem geärgert, dass im Vorfeld viele zugesagt haben und dann doch nicht gekommen sind. „Beim Gartenprojekt waren wir manchmal nur zu zweit.“ Dabei habe man die Werbetrommel kräftig gerührt.

Köhler suchte Rat bei der JuCo in Coswig. Dort habe man ihm erklärt, dass es zwar Fördertöpfe gibt, aber eine nachhaltige Finanzierung schwierig sei. „Den langen Atem haben wir nicht, um darauf zu hoffen.“

Etwa sieben Leute gehörten fest zum Projekt. Weitere 20 haben ehrenamtlich geholfen. Für eine Vereinsgründung zu wenig Personal, wie Köhler findet. Mit einer Rechtsform wäre es aber einfacher, Gelder zu beantragen. Ganz aufgeben will Norman Köhler das Projekt jedoch nicht. „Vielleicht gibt es irgendwann einen Neustart. Dann müssen wir aber anders aufgestellt sein, einen Verein gründen und Räume suchen.“ Erste Ideen gibt es. „Im Moment fehlen mir aber die Nerven dafür, mich darum zu kümmern.“ Zunächst müsse alles sortiert werden.

Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU) findet es sehr schade, dass die Weltverbesserer aufgeben müssen. Die Gründe seien jedoch nachvollziehbar. Vielleicht kann ein Treff im Zentralgasthof eingerichtet werden, wenn das Ober- und Dachgeschoss ausgebaut sind. Dort zieht auch die Bibliothek ein. Für das dann leerstehende Gebäude hat aber bereits der Kiz-Treff Bedarf angemeldet. „Im Vereinsbereich im Zentralgasthof können zwar keine ständigen Domizile für Vereine und Gruppen eingerichtet werden, aber für regelmäßige Treffen sind die Räume nutzbar“, so Siegfried Zenker.

Demnächst starten die Weltverbesserer den Ausverkauf des Inventars. Neben Mobiliar werden auch jede Menge Gläser, Geschirr, Kaffeemaschinen, Spielzeug, Wandbilder, Spiegel und Besteck abzugeben sein, kündigt Norman Köhler an.