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Ist die Italien-Krise gefährlich fürs Sparbuch?

Europas Schuldenkrise erreicht einen neuen Höhepunkt: Nun gilt Italien als Wackelkandidat. Das hat Folgen für den Euro und den deutschen Aufschwung.

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Dresden. Europas drittgrößte Wirtschaftsmacht wankt: Die Finanzmärkte klopfen jetzt Italien auf Schwachstellen ab – nicht mehr nur kleinere Staaten wie Griechenland und Portugal. Prompt flieht ein Teil der Geldanleger aus dem Euro und aus Europäischen Aktien. Der Kurs des Euro ist gestern zeitweise auf den tiefsten Stand seit vier Monaten gerutscht.

Geht der Euro-Kurs jetzt auf Talfahrt?

Immer wenn sich die Schuldenkrise in Europa zuspitzt, flieht ein Teil der Anleger aus dem Euro. Gestern früh schien die Griechenland-Krise auf Italien überzuschwappen, und prompt stürzte der Euro-Kurs ab – unter 1,40 Dollar. Damit war der Euro aber immer noch teurer als im Durchschnitt seit seiner Einführung. Gestern Nachmittag kletterte der Kurs wieder. Die Währungsexperten der Commerzbank sagen, die Gefahr eines Euro-Absturzes habe in letzter Zeit zugenommen.

Ist ein sinkender Euro-Kurs gefährlich?

Auf den ersten Blick ist es von Vorteil für die deutschen Auto- und Maschinenfabriken, wenn der Euro-Kurs fällt. Ihre Produkte sind dann in Dollar gerechnet billiger und lassen sich leichter nach Übersee verkaufen. Allerdings werden Importe teurer – Erdöl zum Beispiel. Viele Unternehmen sichern ihre Auslandsgeschäfte gegen Kursrisiken ab, indem sie Finanzwetten eingehen. Auch das kostet aber Geld und wird bei fallendem Euro teurer.

Ist Geld auf dem Sparbuch gefährdet?

Die staatlichen Garantien fürs Ersparte gelten weiter. Und über die Stabilität der Banken wird am Freitag das Ergebnis eines EU-weiten „Stresstests“ informieren. Nach ersten Informationen haben alle deutschen Geldinstitute diesen Test bestanden. Die europäische Schuldenkrise aber ist längst nicht bewältigt – und kann auch für Deutschland noch teurer werden. Eine große Inflation droht aber nicht.

Wie sicher sind jetzt Aktien und Anleihen?

Das jüngste Aufflammen der Euro-Schuldenkrise hat Europas Börsen zeitweise stärker einbrechen lassen als die japanische Naturkatastrophe Mitte März. Der deutsche Leitindex Dax fiel gestern kurz unter 7.000 Punkte. Allerdings meldeten sich dann auch wieder Aktienkäufer, die Kurse erholten sich. Vor allem Aktien italienischer Banken wurden zum Fall für Spekulanten, mit starkem Ab und Auf. Bei den fest verzinslichen Geldanlagen der Staaten werden die Unterschiede innerhalb Europas immer größer: Griechenland muss 16 Prozent Zinsen bieten, um Anleihen über zehn Jahre Laufzeit loszuwerden. Italien musste gestern erstmals seit 1997 mehr als sechs Prozent bieten. Deutschland gilt dagegen bei den Anlegern als stabil: Dort reichen 2,6 Prozent Zinsen, um dem Staat Geld zu geben.

Wird Italien nun schwach wie Griechenland?

Italien ist wie Griechenland hoch verschuldet. 1,8 Billionen Euro Schulden hat Italien – das ist ein Viertel der Staatsschulden aller 17Euro-Länder. Trotzdem stehen die beiden Südländer nicht gleich schlecht da. Für Italien sprechen zum Beispiel diese drei Fakten: Mehr als die Hälfte der italienischen Staatsanleihen gehören Einwohnern des Landes – während in Griechenland ausländische Investoren überwiegen. Italien hat starke Auto- und Maschinenfabriken wie Fiat, Griechenland fast keine Industrie. Schließlich wuchs Italiens Wirtschaft voriges Jahr leicht um 1,3 Prozent, während Griechenland 4,5 Prozent Minus erlitt.

Was planen Berlusconi und die anderen EU-Staatschefs?

Italiens Regierung hat vor einer Woche ein großes Sparpaket beschlossen: 47 Milliarden Euro in vier Jahren. Es muss aber noch durchs Parlament. Ministerpräsident Silvio Berlusconi rief gestern zum gemeinsamen Handeln auf. Unter den Staatschefs der Euro-Länder gab es Überlegungen, vielleicht am Freitag zu einem Gipfeltreffen zusammenzukommen. Die Finanzminister tagten ohne konkrete Beschlüsse, betonten aber ihre Entschlossenheit, die Schuldenkrise einzudämmen. (dpa/dapd/SZ/mz)