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Ja, ich will es anders

Der schönste Tag im Leben muss für viele Sachsen etwas Besonderes sein. Auch wer standesamtlich heiratet, muss längst nicht mehr auf romantisches Ambiente verzichten, sondern hat im Gegenteil die Qual der Wahl.

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© dpa

Boxberg/Klingenthal. Den Bund fürs Leben schließen viele Sachsen immer häufiger in ganz besonderem Ambiente. Neben dem Dauerbrenner Schloss und Burg wählen Paare zunehmend ausgefallene Orte wie Besucherbergwerke im Erzgebirge oder Schiffe auf heimischen Gewässern, wie eine dpa-Umfrage ergab.

Sogar eine Strandhochzeit ist seit vergangenem Jahr im Freistaat möglich: am Bärwalder See in der Oberlausitz. Bereits 14 Paare gaben sich hier mit Blick auf das Wasser das Ja-Wort. Tendenz steigend. „Der See als Trauort wird gut angenommen, die Leute wünschen sich derzeit ausgefallene Orte“, sagt Arian Leffs von der Gemeinde Boxberg.

Gegenprogramm für Wintersportler: Im vogtländischen Klingenthal können sich Braut und Bräutigam auf der Großschanze trauen lassen - dort, wo sonst die weltbesten Skispringer in die Anlaufspur gehen. 15 von 40 Eheschließungen fanden 2015 in luftiger Höhe statt, erklärt Standesbeamtin Katrin Lugert.

In Burkhardtsdorf bei Chemnitz setzt das Standesamt ab Juli neben sachlichem Rathaus und romantischer Villa auf eine historische Dampfmaschinenhalle. „Wir müssen aktiv werden, um die Trauungen in der Gemeinde zu halten. Die Paare wollen schön heiraten, also müssen wir ihnen etwas bieten“, meint Standesbeamtin Karin Gromann.

Tatsächlich fällt anhand von Daten des Statistischen Landesamtes auf, dass kleine Orte mit begehrtem Hochzeitsambiente überproportional viele Eheschließungen aufweisen. So führt gemessen an der Einwohnerzahl Niederwiesa (Landkreis Mittelsachsen) die Hitliste an: 195 Paare ließen sich 2014 dort im Schloss Lichtenwalde trauen. Dabei leben hier nur 5 000 Einwohner. Das entspricht rund 40 Eheschließungen auf 1 000 Einwohner, im landesweiten Durchschnitt sind es lediglich 4,4.

Doch auch Sachsens Großstädte bieten Heiratswilligen ausgefallene Trauorte. So kann man sich seit 2013 im Dresdner Dynamo-Stadion das Ja-Wort geben. Bislang wagten 23 Paare den Anstoß für ihre Ehe auf grünem Rasen. Dresdens weiße Flotte wählten nach Angaben der Stadt bislang 297 Brautpaare als Trauort. Die Elbe-Trauung gibt es demnach seit 1999. Insgesamt tauschten im vergangenen Jahr 2 253 Paare in der Landeshauptstadt die Ringe.

In Leipzig heirateten 2015 von insgesamt 1 864 Paaren 75 im Wohnhaus von Felix Mendelssohn-Bartholdy, fünf wählten das Bacharchiv. In Chemnitz können sich Brautpaare in den Felsendomen Rabenstein unter Tage die Treue schwören - hier wurden 15 der insgesamt 864 Ehen im vergangenen Jahr geschlossen. Für die historische Straßenbahn als Trauort entschied sich hingegen nur ein Paar, teilte die Stadt mit.

Sachsenweit gab es 2015 nach Angaben des Statistischen Landesamtes 17 883 Eheschließungen, das waren rund 500 mehr als im Vorjahr. Die Zahl bewegt sich demnach seit etwa zehn Jahren auf einem vergleichsweise stabilen Niveau. (dpa)