Merken

Jeder fünfte Pendler fährt nach Bayern

Immer mehr Sachsen arbeiten nicht an ihrem Wohnort. Doch der Freistaat wird auch attraktiver für Auswärtige.

Teilen
Folgen
NEU!
© dpa

Von Tobias Wolf

Dresden. Morgens um sechs Uhr auf die Autobahn oder in den Zug, abends erst spät wieder zu Hause ankommen – für Millionen Deutsche ist Pendeln Alltag. Und es trifft auch immer mehr Sachsen. Rund 137 000 Menschen suchten im vergangenen Jahr ihr Glück in der Fremde, behielten aber ihre Wohnung in Sachsen. Das sind rund 3 000 oder reichlich zwei Prozent mehr als im Vorjahr, teilt die Landesarbeitsagentur in Chemnitz mit. Bayern ist demnach der beliebteste Arbeitsort. Rund 27 000 Menschen, etwa ein Fünftel aller Pendler, arbeiten dort, sagt Agentursprecher Frank Vollgold.

Dahinter folgen Sachsen-Anhalt mit rund 23 000 sowie Thüringen und Brandenburg mit über 16 000 Pendlern. Das habe sicher auch mit der geografischen Lage zu tun, so Vollgold. Manche Arbeitnehmer fahren noch deutlich weiter. So pendeln fast 12 000 nach Nordrhein-Westfalen und gut 11 000 nach Baden-Württemberg. Nicht erfasst werden in dieser Statistik Abwanderer und all jene, die zwar Arbeitsplatz und Wohnung in Sachsen haben, aber für ihr Unternehmen bundesweit unterwegs sind.

Einer der Hauptgründe für das Pendeln von Ost nach West: Wer in den alten Bundesländern arbeitet, kann im Schnitt fast 900 Euro pro Monat mehr verdienen als in Ostdeutschland. Ob sich das immer lohnt, ist fraglich. Denn die Kosten fürs Fahren und die doppelte Haushaltsführung gehen ins Geld. Die Zahl der Auspendler, die in andere Bundesländer zur Arbeit fahren, hat 2016 zwar einen Höchststand erreicht, steigt aber seit 2010 nur noch langsam.

Deutlich mehr Menschen kommen jedoch inzwischen nach Sachsen zur Arbeit. Gegenüber 2015 hat sich die Zahl der Einpendler um 6,5 Prozent auf rund 103 000 erhöht. Die meisten von ihnen kommen aus Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Bayern. Erfreulich ist für die Arbeitsagentur, dass die Differenz zwischen Ein- und Auspendlern immer stärker abnimmt. Gingen 2010 rund 45 000 Menschen mehr weg als nach Sachsen kamen, liegt der Wert inzwischen bei rund 33 000. „Das spricht dafür, dass Arbeiten in Sachsen immer attraktiver wird“, sagt Sprecher Vollgold. Vor allem die Großstädte in Sachsen ziehen immer mehr Arbeitnehmer an.

Mit rund 365 000 Betroffenen ist München bundesweit betrachtet die Großstadt mit den meisten Einpendlern, gefolgt von Frankfurt am Main mit 352 000 Arbeitnehmern. Den größten Zuwachs verzeichnet Berlin, wo die Zahl der Pendler seit der Jahrtausendwende um weit über 50 Prozent auf zuletzt fast 300 000 stieg. Deutlich darunter liegen Leipzig mit 96 000, Dresden mit 92 000 und Chemnitz mit rund 51 000 Einpendlern. (mit dpa)