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Junge Spurenleger

Welche Abdrücke hinterlässt ein Wildschwein? Oder ein Hirsch? An einem Wanderweg in Freital ist das schon bald erlebbar.

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© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Freital. Die Holzform hat er mit Kindern gebaut. Nun füllt Jörg Ulbricht Frischbeton ins erste Fach. Dann weist der Wildnistrainer Luise, Clara und Emily auf dem Schulhof der Geschwister-Scholl-Grundschule in Freital-Hainsberg ein: „Stampft die Masse gut fest. Es darf keine Luft im Inneren sein. Die Platten sollen gut halten.“ Die Zweitklässlerinnen klopfen mit Holzstäben auf den Beton. Danach ziehen sie die Oberfläche mit Maurer-Kellen gerade.

Jörg Ulbricht packt die Hufmodelle eines Wildschweins aus. Der 47-Jährige hat sie aus Styropor geschnitzt. Auf der Wiese liegt außerdem eine Platte mit den Trittsiegeln eines Rothirsches als Muster. „Ich habe sie vor einer Woche mit einer anderen Kleingruppe gefertigt“, sagt Ulbricht. Seit Herbst arbeitet der Hainsberger mit 40 Erst- bis Viertklässlern am Tierspurenprojekt. Es ist ein Ganztagsangebot während der Hortzeit, organisiert wird es von der Grundschule.

Am Rundwanderweg „Hainsberg mit allen Sinnen“ wird am 8. Mai ein neuer Punkt mit Fährten und Spuren einheimischer Wildtiere eröffnet. Er wird im kleinen Park an der Südstraße nahe der Einmündung Hirschbergstraße angelegt. Wanderer oder Schulklassen können dort die Abdrücke von Rothirsch, Reh und Wildschwein sowie Fuchs und Hase im Gras entdecken.

„Würdet ihr bei einem trabenden Wildschwein zuerst die Vorder- oder Hinterpfoten auf den Beton setzen?“, fragt er Luise, Clara und Emily. Der Wildnistrainer ergänzt: „Habt ihr schon einen Hund rennen sehen? Da ist es genauso.“

Ulbricht ist seit 1990 Ausbilder im Hundesport. Mit seiner Frau Manuela betreibt er eine Hundeschule und eine Wildnisschule. Seit zehn Jahren kommen Manuela und Jörg Ulbricht wöchentlich zum Ganztagesangebot „Kids Nature“ an die Hainsberger Grundschule. Für Wander- oder Wildnistage und Projektunterricht arbeiten sie mit weiteren Grund-, Mittel- und Förderschulen sowie Gymnasien zusammen. Als Imker bieten sie auch Themen zu Bienen an. „Das Thema Tierspuren war anfangs abstrakt für die Kinder. Im Schnee konnten sie inzwischen einige sehen“, sagt Ulbricht. Clara drückt erst die Hinterpfoten, dann die Vorderpfoten aus Styropor in die frische Masse. Der Wildnistrainer gibt die Hinterzehen dazu, sie runden das Trittsiegel ab. Emily glättet den Beton im nächsten Fach. „Ich grabe die Platten auch mit den Kindern ein“, kündigt Jörg Ulbricht an.

Der Rundwanderweg wurde im Jahr 2015 von der Akteursrunde Hainsberg – einem Zusammenschluss engagierter Bürger, Initiativen und Vereine – mit Spenden der Wohnungsgesellschaft Freital eröffnet. Die Arbeit lebt von frischen Impulsen. Simone Lehmann, die Leiterin des städtischen Koordinationsbüros für soziale Arbeit, kündigt an: „Noch in diesem Jahr soll an der Somsdorfer Straße ein weiterer Aktionspunkt entstehen. Auch dort soll einheimische Natur erfahrbar werden.“

Am 19. Mai ab 9.30 Uhr gibt es eine Frühlingswanderung ab Rathaus Hainsberg, Internet