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Junge Stämmchen für den Fliederhof

Das Pillnitzer Gartendenkmal benötigt Zuwachs. Der muss aus den alten Pflanzen gewonnen werden. Eine schwierige Aufgabe.

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© SZ/Kay Haufe

Von Kay Haufe

Ob mit oder ohne Blüten: Die 43 historischen Fliederstämme, die dem einstigen Wirtschaftshof des Pillnitzer Schlosses seinen heutigen Namen geben, machen zu jeder Jahreszeit etwas her. Allein die gedrehten, dicken Stämme ziehen die Blicke der Besucher auf sich. Über 100 Jahre alt sind die Prachtstücke, die um 1910 gepflanzt wurden. Lediglich vier von ihnen mussten in den letzten Jahren aufgrund mangelnder Triebkraft entfernt werden. „Doch sie kommen natürlich in die Jahre, und wir haben schon lange darauf gedrängt, junge Pflanzen zu bekommen“, sagt die Pillnitzer Schlosschefin Sybille Gräfe.

Allein: Im Gartendenkmal Pillnitz kann nicht irgendein Flieder gepflanzt werden. Die jetzigen Pflanzen bestehen aus dem Stamm des europäischen Flieders, der mit einer Krone aus Chinesischem Flieder veredelt wurde. Harald Buner von der Abteilung Gartenbau des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), nahm die große gärtnerische Herausforderung an und versuchte, Stecklinge sowohl vom Stamm als auch von der Krone jedes Altbaumes zu ziehen. Was vor ihm schon einige erfolglos ausprobiert hatten, gelang ihm dank einer guten Geräteausstattung. „Nach sechs bis acht Wochen in einem Hochdruck-Sprühnebel bildeten sie Wurzeln“, sagt der Gartenfachmann. Bei den Stecklingen von zwei bis drei Altbäumen gelang dies nicht, aber alle anderen sind inzwischen vermehrt. 2004 hat Buner mit den ersten Versuchen begonnen. Am Montag konnten 15 junge Fliederbäumchen, gezogen ausschließlich aus den in Pillnitz wachsenden Exemplaren, gepflanzt werden. Auch ihr Stamm besteht aus europäischem, die Krone aus chinesischem Flieder.

Die Exemplare unterscheiden sich wie ihre Elternpflanzen nur im Farbbild. Während die eine Blüte anfangs leicht rötlich erscheint, zeigt sich die andere in einem leichten Blauton. Später sind beide nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Wann die Stämme den typischen Drehwuchs bekommen, bleibt abzuwarten. Die neu Gepflanzten sind fünf Jahre alt, von denen sie die letzten zwei im Freiland des LfULG nahe dem Pillnitzer Schloss verbracht haben. „Rund vier Jahre dauert es, um eine gute Krone zu ziehen. Ich hoffe, sie wachsen gut im Fliederhof an“, sagte Buner am Montag. Davon ist Gartenmeister Wolfgang Friebel überzeugt, seine Mitarbeiter haben sehr gute Erde und Hornspäne in die Pflanzlöcher gegeben.

Im kommenden Jahr sollen weitere Jungpflanzen in Pillnitz eingesetzt werden, Platz ist im Hof noch für über 40 Neuankömmlinge. Ihre Blätter und Blüten sind übrigens viel filigraner als beim hiesigen Flieder.