Großenhain. Was Dr. Frank Streibhardt machen wird, wenn er ab 1. Januar tatsächlich in den Ruhestand geht? Er lacht. „Ich muss bestimmt ein, zwei Wochen Papiere sortieren“, sagt er und zieht die Stirn in Falten. Da muss er durch. Doch dass die Papierflut endlich aufhört, sind beruhigende Aussichten. Denn Frank Streibhardt freut sich darauf, etwas zu unternehmen, auch im Freundeskreis mal wegzufahren, sich am Haus um einiges zu kümmern.

Seine Frau wird noch einige Zeit in der Praxis weiterarbeiten. Die übernimmt ab 1. Januar ganz offiziell Dr. med. Michael Klon. Er ist 42 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in Weinböhla. „Ich wollte nicht nach Dresden und habe mich immer mal hier in der Region umgesehen“, erzählt der junge Allgemeinmediziner. 

Dieser Umstand gab vielleicht den Ausschlag, dass Frank Streibhardt seine Praxis am Ende tatsächlich über die Ausschreibung auf der Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung an einen Nachfolger übergeben konnte. Denn das ist heutzutage bei Hausarztpraxen auf dem Land durchaus nicht mehr der erfolgversprechendste Weg.

Dr. Streibhardt ist der Wechsel gelungen, zur eigenen Beruhigung und natürlich zur Freude seiner Patienten. „Wenn man dem Pensionsalter näher kommt, fragen die Patienten schon vorsichtig nach, wie es weitergeht“, erzählt er von seinen Erfahrungen. 

Mancher würde sich schon vorsorglich um einen neuen Arzt bemühen, in einer Kleinstadt ist das mittlerweile allerdings ein schwieriges Unterfangen. Zwar nehmen Großenhainer Hausärzte noch gelegentlich Patienten, doch die meisten Mediziner sind selbst schon über 60 Jahre. Großenhain ist zwar im Moment mit Hausärzten nicht unterversorgt, aber das Problem ist nicht vom Tisch – falls anderen die Praxisweitergabe nicht gelingen sollte.

Dr. Hubertus Büttner im MVZ der Helioskliniken ist dieser Schritt bereits geglückt: Mit Unfallchirurg Holger Thamm und Handchirurgin Annedore Seibt hat er ausgewiesene Fachkollegen als Nachfolger, mit denen er zusammenarbeitet. Büttner führt auch die Sparte Akupunktur weiter – was in der Streibhardtschen Praxis dann nicht mehr der Fall sein wird. 

Michael Klon kommt aus der chirotherapeutischen Richtung. Schon seit der Antike versuchen Mediziner, mit den Händen zu heilen. In Deutschland erlebte die manuelle Medizin in den 1950er Jahren einen deutlichen Schub. Damals entwickelten mehrere Ärzte fast gleichzeitig chirotherapeutische Grifftechniken, um Patienten von Schmerzen zu befreien. Auch kleinere chirurgische Eingriffe sollen künftig in der Praxis des Allgemeinmediziners und Allgemeinchirurgen möglich sein. 

Für die Patienten erfreulich: Die Praxiszeiten werden wieder erweitert. In angemessenem Umfang werden daher auch neue Patienten aufgenommen. Gerade das freut natürlich auch Dr. Streibhardt, der zuletzt die Sprechzeiten aus Altersgründen etwas reduziert hatte. Und er ist ganz froh, dass ihm so manches Thema wie zum Beispiel Telemedizin in seiner beruflichen Laufbahn nicht mehr ereilt. „Da sollen mal die Jungen ran“, sagt er nur und klopft seinem Kollegen auf die Schulter.

Der große Umbruch kommt noch, ist er sich sicher. Schon mit Blick auf die Bereitschaftsdienste. In Sachsen werden die auch von den „Rentnern“ unter den Medizinern mit übernommen, was in anderen Bundesländern gar nicht üblich ist, so Streibhardt. Und sie leisten derzeit über die Hälfte der Dienste. Nur in einem Punkt liebäugelt Frank Streibhardt dann doch noch mit der Arbeit. Ein paar Stunden Akupunktur im Monat könnte er sich gut vorstellen. Aber darüber will er noch einmal in Ruhe nachdenken.

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