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Kamenz erinnert an Wilhelm Weiße

Der Baumschulgärtner hat die Stadt nachhaltig geprägt. Zu seinem 100. Todestag erfuhr der bekannte Pflanzensammler jetzt eine besondere Würdigung.

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Kamenz. Die Stadt Kamenz ist in ganz Deutschland für ihren Hutberg bekannt. Nicht nur, weil hier eine wundervolle, musikalische Kulisse herrscht und sich regelmäßig bekannte Künstler die Klinke in die Hand geben, sondern auch wegen des knapp 24 Hektar großen Rhododendrenparks. Während der Hauptblütezeit um Pfingsten herum strömen Tausende Touristen und Wanderer in die Stadt, um sich die traumhaften Parkanlagen genauer anzusehen.

Doch nicht nur die Rhododendren sind ein Anziehungspunkt, sondern auch die Geschichte von Wilhelm Weiße, welche speziell auch in diesem Park ihren Ausdruck verliehen bekommt. Die Stadt Kamenz hat jetzt anlässlich des 100. Todestages von Wilhelm Weiße mehrere Festveranstaltungen ins Leben gerufen. Der Baumschulgärtner hat mit seinem Wirken die Stadt bis in die Gegenwart hinein geprägt.

Leidenschaftlich begabter Gärtner

Weise, ein leidenschaftlich begabter Gärtner wurde 1846 in Kamenz geboren und kehrte nach seinen Lehr- und Wanderjahren erst 1863 wieder in seine Heimatstadt zurück. Im Jahre 1873 gründete er eine Kunst- und Handelsgärtnerei, welche ihn und Kamenz prägen sollte. Durch seine mit Hingabe geprägte Leidenschaft Pflanzen zu sammeln, erweiterte er nicht nur stetig sein Angebot an Pflanzen und Wissen, sondern konnte sich auch in Besitz etlicher Pflanzenraritäten bringen. Das neue Pflanzenmaterial gelangte infolge dessen vermehrt nach Europa und wurde hier in die Gartenkultur integriert.

Besonders war Wilhelm Weiße von Nadelgehölzen fasziniert. Speziell haben es ihm damals die Züchtungen der silbergrauen Fichten und Tannen angetan. Er war von diesen Pflanzen so sehr angetan, dass er eigens zur Beschaffung von geeignetem Saatgut Samensammler nach Nordamerika entsandte. Mit viel Hingabe und Leidenschaft gelang es Wilhelm Weiße erstmals im Jahr 1887, zwei eigene Fichtensorten zum Verkauf anzubieten und so die botanische Vielfalt weiterzuentwickeln. Bis heute sind auf dem Kamenzer Hutberg Exemplare dieser Züchtungen vorhanden.

300 Sorten im Angebot

Mit einer schier unendlichen Schaffenskraft war es Wilhelm Weiße möglich, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über 300 Arten und Sorten im Angebot in seiner Firma zu haben. Außerdem hielt er für die interessierte Kundschaft aus allen Gegenden 25 000 Blaufichten mit einer Höhe von mindestens drei Metern parat. So waren in Kamenz damals die bedeutendsten und größten Koniferenanzuchten Deutschlands zu finden. Im Jahre 1896 wurde Wilhelm Weiße angesichts seiner Sammlung sogar zum Königlich-Sächsischen Hoflieferanten ernannt. Mit seinem großen Tatendrang trug Wilhelm Weise zur heutigen reichlichen Vielfalt in Kamenzer Parks und Gärten mit ihren dendrologischen Besonderheiten bei.

In Bedacht an seine großen Taten gab es nun zum 100. Todestag eine ganze Festreihe. Am vergangenen Sonnabend fanden sich viele Fachkundige und Interessierte in der Gaststätte zum Hutberg ein, um im Rahmen eines Symposiums die Gestaltung von Parkanlagen im Wandel der Zeit näher zu beleuchten. Im Anschluss daran fand eine Führung durch den Park statt, bei welcher besonders anschaulich auf das Wirken von Wilhelm Weiße hingewiesen wurde.