SZ + Kamenz
Merken

Apotheker impfen ab Mitte Februar gegen Corona

Deutschlands Apothekerchef Thomas Dittrich aus Großröhrsdorf sagt, wie sich seine Branche aufs Impfen vorbereitet und was sie bei gefälschten Impfpässen tut.

Von Reiner Hanke
 5 Min.
Teilen
Folgen
Der Großröhrsdorfer Apotheker Thomas Dittrich ist auch Chef des Sächsischen und des Deutschen Apothekerverbandes. Sächsische.de hat mit ihm übers geplante Impfen gegen Corona in Apotheken gesprochen.
Der Großröhrsdorfer Apotheker Thomas Dittrich ist auch Chef des Sächsischen und des Deutschen Apothekerverbandes. Sächsische.de hat mit ihm übers geplante Impfen gegen Corona in Apotheken gesprochen. © Matthias Schumann

Großröhrsdorf. Um die Impfangebote zu verbessern, dürfen in Kürze auch Apotheker gegen Corona impfen. Aber wollen sie das überhaupt und haben sie die Voraussetzungen dafür? Thomas Dittrich ist seit fast 32 Jahren Apotheker in Großröhrsdorf und Inhaber der Stadt-Apotheke. Zugleich steht er als Vorsitzender an der Spitze des Sächsischen und seit dem Vorjahr auch des Deutschen Apothekerverbandes.

Sein wichtigstes Thema sei es, ein dichtes Apothekennetz zu sichern. Derzeit ist allerdings mit der Corona-Krise noch eine besondere Situation zu bewältigen. Die Apotheken sind dabei bereits in vielerlei Hinsicht eingebunden.

Herr Dittrich, Apotheker testen auf Corona, stellen Impfzertifikate aus – nun sollen sie auch noch impfen. Wie haben die Apotheker die Nachricht aufgenommen?

Apotheker haben sich von Beginn der Pandemie an eingebracht, zum Beispiel selbst wieder Desinfektionsmittel hergestellt, als diese nicht verfügbar waren. Oder innerhalb weniger Wochen 150 Millionen FFP2-Masken verteilt. Wir versorgen die Arztpraxen jede Woche mit Impfstoffen und haben mitgeholfen, diese in den Impfzentren aufzubereiten. Das alles findet neben unserem normalen Tagesgeschäft und mit einer teils sehr dünnen Personaldecke statt, da auch die Mitarbeiterinnen in den Apotheken mit Quarantäne, Kita- oder Schulschließungen und nicht zuletzt leider auch der eigenen Erkrankung zu kämpfen haben.

Apotheker impfen künftig auch gegen Grippe

Und dann auch noch impfen?

Warum nicht? Dieses Angebot ist nicht ganz so ungewöhnlich. In einigen Bundesländern impfen Apotheker bereits innerhalb von Modellprojekten gegen Grippe. Auch in Sachsen sind wir derzeit dazu im Gespräch mit der Ärzteschaft und einer Krankenkasse. Mit der nächsten Impfsaison im Herbst soll es losgehen.

Apotheker sind aber keine Ärzte oder ausgebildete Krankenschwestern. Wie soll das gehen?

Es ist natürlich eine Fortbildung nötig. Die wird in Sachsen von der Landesapothekerkammer nach bundesweit abgestimmten einheitlichen Inhalten organsiert. Der Apothekerverband unterstützt zum Beispiel durch die technische Anbindung an das Robert-Koch-Institut, da auch die Apotheken, genauso wie bisher die Ärzte und Impfzentren, Impfungen anonymisiert an das RKI melden müssen.

Sehen Sie den Bedarf?

Ja. Ich denke jedoch, Impfen ist zuallererst eine Aufgabe der Ärzte. Wenn wir aber dazu beitragen können, die Pandemie zu überwinden und die Ärzte zu unterstützen, sind wir gern dazu bereit. Es könnte auch für manche Menschen ein niederschwelliges Angebot sein, die unentschlossen sind.

Wie groß ist die Bereitschaft unter den Apothekern?

Sie sind aufgeschlossen. Die Mehrheit sieht die Notwendigkeit von zusätzlichen Impfangeboten, um die Impfquote zu erhöhen. Wir haben dazu auch die Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage unter 4.000 Apothekern. Etwa die Hälfte hat sich darin bereit erklärt, mit impfen zu wollen, um Wege aus der Pandemie zu finden. Wir waren überrascht von dem hohen Anteil, weil ja einige Voraussetzungen nötig sind.

200 Apotheker lassen sich fürs Impfen schulen

Welche sind das?

Neben den Schulungen brauchen sie auch geeignete Räume, die nicht jeder hat, sowie ausreichend Personal. Alle, die impfen, müssen wegen des Infektionsschutzes gegen Masern und auch gegen Hepatitis B geimpft sein. Versicherungstechnisch muss der Apotheker ebenfalls reagieren. Die bisherige Berufshaftpflicht deckt möglicherweise ein Impfangebot nicht ab. Und dann brauchen wir natürlich genügend Impfstoff.