SZ + Kamenz
Merken

Schulbus-Ärger in Elstra

An einer Siedlung zwischen zwei Elstraer Ortsteilen fährt der Bus vorbei, die Kinder müssen mehr als einen Kilometer laufen. Woran ein Halt an der Siedlung scheitert.

Von Heike Garten
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Bus fährt an der Siedlung Gödlau vorbei, weil es hier keine Haltestelle gibt. Das ärgert vor allem die Eltern, deren Kinder in die Schule müssen.
Der Bus fährt an der Siedlung Gödlau vorbei, weil es hier keine Haltestelle gibt. Das ärgert vor allem die Eltern, deren Kinder in die Schule müssen. © Matthias Schumann

Elstra. Eigentlich könnte es so einfach sein: Der Schulbus hält an der Siedlung Gödlau (Leipsberg) zwischen den Elstraer Ortsteilen Gödlau und Kriepitz, die Kinder steigen ein, und weiter geht es zur Schule nach Elstra. Doch die Situation ist eine andere. Während die Kinder zur nächsten Haltestelle laufen oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, fährt der Bus an ihnen sprichwörtlich vorbei. Denn es existiert keine Bushaltestelle an der kleinen Siedlung Leipsberg, in der es vier Grundstücke beziehungsweise Bauernhöfe gibt.

In der Vergangenheit war das Ganze auch kein Problem, wohnten doch in der Siedlung vor allem ältere Menschen oder Familien ohne Kinder, die mit dem Auto zum Einkauf, zur Arbeit oder zum Arzt fahren. „Inzwischen gab es in der Siedlung Leipsberg einen Generationswechsel. Dort wohnen nun Familien mit Kindern“, weiß Elstras Bürgermeister Frank Wachholz (Runder Tisch). Und die Kinder müssen morgens in die Schule und am Nachmittag wieder zurück nach Hause.

Eltern bitten um eine Haltestelle an der Siedlung

Nun müssen die Eltern ihre Kinder mit dem Auto entweder gleich bis zur Schule oder bis zur nächsten Bushaltestelle fahren. Der Weg zur Haltestelle in Gödlau beträgt 1,3 Kilometer, der bis nach Kriepitz 1,6 Kilometer. Ein Weg, der gerade für Grundschüler nicht leicht ist. Allerdings ist nach aktuellen Regelungen für Grundschüler ein Weg bis zu zwei Kilometer, für ältere Schüler bis zu dreieinhalb Kilometer zumutbar.

Bereits im vergangenen Jahr wandten sich Eltern an die Stadtverwaltung in Elstra. Sie beschreiben in ihrem Brief die aktuelle Situation: Der Weg zu den Bushaltestellen führt über eine unbeleuchtete Landstraße ohne Fuß- und Radweg. Richtung Gödlau verläuft die Straße unter der Brücke der Umgehungsstraße in einer sehr unübersichtlichen Kurve. Richtung Kriepitz führt sie durch ein Stück Wald, ebenfalls ohne Straßenbeleuchtung. Die Eltern bitten daher dringlichst um die Errichtung einer Bushaltestelle an der Siedlung in Gödlau. Auch zur vergangenen Stadtratssitzung waren Eltern anwesend, um Antworten zu ihrem Anliegen zu bekommen.

Barrierefreie Haltestelle wäre notwendig

Die Stadtverwaltung reichte das Schreiben an das Landratsamt in Bautzen weiter, weil dieses für den öffentlichen Personennahverkehr und den Schulbusverkehr verantwortlich ist. „Von dort kam eine klare Absage“, sagt der Bürgermeister. Die Behörde habe dies damit begründet, dass für den Halt eines Busses auch eine Bushaltestelle zur Verfügung stehen müsse und dafür wiederum die Kommune, also die Stadt Elstra, verantwortlich sei.

Sächsische.de fragte beim Landkreis nach und bekam bestätigt, dass die betreffende Familie sich mit ihrem Anliegen auch an das Landratsamt gewandt hat. Pressesprecherin Sarah Günther betont, dass grundsätzlich ein Halt an der Siedlung möglich sei, dafür aber die Errichtung einer beidseitig barrierefreien Bushaltestelle die Voraussetzung sei.

Und genau das ist der Punkt, bei dem die Stadtverwaltung große Probleme sieht. „Wir haben ein Bushaltestellenkonzept für die Stadt und die Ortsteile, eine Haltestelle in der Siedlung Gödlau ist darin nicht vorgesehen“, erklärt der Bürgermeister. Der Knackpunkt hier sei die Forderung nach einer barrierefreien Haltestelle.

Bau einer Haltestelle kostet bis zu 60.000 Euro

Der Bau einer solchen ist genau definiert. So gibt es Forderungen zur Höhe des Bordes, damit der Ein- und Ausstieg ebenerdig erfolgen kann, Vorgaben zum Fahrgastunterstand, zur Stellfläche, zur Orientierung für blinde Menschen und und und. Insgesamt sind in der DIN-Norm elf Punkte aufgeführt, die es zu beachten gilt. Der Bau einer Bushaltestelle mit den geforderten Normen kostet zwischen 50.000 und 60.000 Euro.

„Diese Forderungen sind auf dem Land nicht umzusetzen, auch wenn der Ansatz okay ist“, sagt Bürgermeister Wachholz. „Wir haben hier im dünn besiedelten Gebiet ganz andere Bedingungen als in der Stadt.“

Das sieht nicht nur der Elstraer Bürgermeister so. Auch andere Amtskollegen haben sich zu diesem Thema ausgetauscht, und unter anderem den Vorschlag gemacht, die Busse mit einer absenkbaren Ein- und Ausstiegshilfe zu versehen, um so wenigstens ein leichteres Einsteigen zu ermöglichen. Doch in diesem Fall müssten die Verkehrsbetriebe investieren.

Keine kurzfristige Lösung in Sicht

Im Fall der kleinen Gödlauer Siedlung heißt das: „Wir können kurzfristig keine Lösung herbeiführen“, sagt Frank Wachholz. Nichtsdestotrotz wolle er weiter mit dem Landratsamt und Regiobus reden, um doch noch eine Veränderung zu erreichen. Die könnte dann so aussehen, dass der Bus auch ohne barrierefreie Haltestelle an einem Stopppunkt hält und die Kinder mitnimmt. Dazu müssten laut Bürgermeister aber auch Haftungsfragen geklärt werden. „Im Moment fühlen wir uns ohnmächtig, um die Wünsche der Eltern zu erfüllen“, resümiert er. Am Thema dranbleiben wolle die Stadtverwaltung aber trotzdem.