Pulsnitz. Ein besonderer Duft liegt an diesem Wochenende über Pulsnitz: Es riecht nach Gewürzen wie Zimt oder Vanille, nach Glühwein und Bratwurst – nach Advent. Das ist jedes Jahr bereits am ersten Novemberwochenende in Pulsnitz so. Dann nämlich findet der Pfefferkuchenmarkt statt, in diesem Jahr der 19. Und wie jedes Jahr befindet sich die Stadt dann von Freitag bis zum Sonntag in einem Ausnahmezustand.
Tausende Besucher aus ganz Deutschland wollen dabei sein, wenn die Pulsnitzer Pfefferküchler ihre Leckereien präsentieren und natürlich auch verkaufen. Die Einheimischen bleiben an diesen drei Tagen meistens zu Hause, man sieht auf dem Markt kaum bekannte Gesichter. Umso begeisterter leuchten die Augen der Gäste, die die ersten Pfefferkuchen gleich vor Ort naschen und letztlich mit prall gefüllten Tüten zufrieden nach Hause fahren.
Auf der Jagd nach Pfefferkuchen
Ein Zug fährt gerade in den Bahnhof Süd ein. Viele Gäste steigen aus. In einem Strom geht es in die Innenstadt. Dort herrscht Weihnachtsmarktstimmung. Auf dem Marktplatz stehen die Buden der Pulsnitzer Pfefferküchler. Lange Schlangen verteilen sich davor. „Man muss schon schauen, wo man sich anstellt, um zu dem Pfefferkücher zu kommen, wo man hin will“, sagt eine ältere Frau, die aus Dresden nach Pulsnitz gekommen ist. Aber sie hat Erfahrung, ist sie doch nicht das erste Mal bei diesem Event dabei.
Für zwei Frauen aus Oschatz ist es dagegen eine Premiere. „Wir sind zum ersten Mal hier und auf der Jagd nach Pfefferkuchen“, sagen sie. Vorher haben die Beiden im Internet recherchiert und jetzt von allen Pfefferküchlern eine Kostprobe in ihren Tüten. „Es ist die besondere Qualität der Pulsnitzer Pfefferkuchen, die Gewürze. Das kriegt man sonst nirgendwo“, schauen die Frauen glücklich in die Runde.
Michael aus Königshain ist mit seiner Familie das zweite Mal auf dem Pfefferkuchenmarkt. „Wir haben gerade mal eine viertel Stunde angestanden, es geht alles ganz schnell“, sagt er. Die Familie ist aber auch auf den Markt gekommen, weil sie das Flair mag. „Es ist so etwas wie der erste Weihnachtsmarkt der Saison“, sagt seine Frau.
Helene und Benedict, zwei Jugendliche aus Dresden, sitzen an einem Tisch hinter der Stadtinformation und verzieren Pfefferkuchen, Benedict ein Auto und Helene ein Herz. „Ich habe das schon mal als Kind gemacht, und wollte es noch mal probieren“, sagt Helene. Beide hatten gedacht, dass der Pfefferkuchenmarkt über mehrere Wochenenden geht und waren überrascht, dass er so kurz ist. „Da ist es kein Wunder, dass jetzt hier so viele Leute sind“, so die Beiden.
Auch der vierjährige Arthur verziert ein Auto mit bunten Zuckerfarben. „Das will ich meinem Papa schenken“, sagt er stolz. Die Familie kommt aus Dresden, und ist das erste Mal auf dem Pfefferkuchenmarkt. Sie findet es gut, dass es auch Angebote für Kinder gibt. Und da ist das Verzieren nur eines.
Andere Kinder drehen auf dem kleinen Karussell an der Schlossklinik ihre Runden, andere schauen sich die Modellbahnausstellung an oder basteln in den Räumen der Ostsächsischen Kunsthalle. Dort ist auch ein kleines Café eingerichtet, wo Besucher mal für einen kurzen Moment dem Trubel auf den Straßen entfliehen können.
Handwerker zeigen ihre Kunst
Bärbel Lehmann und Gabi Rothe sind extra mit dem Zug von Leipzig nach Pulsnitz gekommen. Sie wollen natürlich auf den Pfefferkuchenmarkt, aber sich auch die Stadt ein wenig ansehen. „Es ist wirklich sehr schön, vor allem auch der Handwerkermarkt rund um die Kirche. Und die Pfefferkuchen schmecken“, resümieren die beiden Frauen. Für sie hat sich der Ausflug gelohnt.
Der Handwerkermarkt ist eine echte Bereicherung. Porträtmaler, Keramiker, Schmuckhersteller, Schnitzer – alle zeigen ihre Kunst und lassen sich teilweise bei der Arbeit über die Schultern schauen. Schon zum fünften Mal ist Robby Winkler aus Lützen in Sachsen-Anhalt mit seiner Holzwerkstatt dabei. „Ich habe viel Spaß an der Arbeit, und es ist eine schöne Anerkennung, wenn die Leute schauen und kaufen. Sie sind alle sehr offen hier“, sagt Robby Winkler. Zeit, um selbst Pfefferkuchen zu kosten, hat er leider nicht.
Wer das Treiben auf dem Pfefferkuchenmarkt einmal von oben sehen möchte, hat dazu vom Kirchturm aus Gelegenheit. Die Kirchgemeinde Pulsnitz bietet an diesem Wochenende extra Führungen auf den Turm an, und viele nutzen diese seltene Gelegenheit. „Da sieht man erstmal, wie viele Leute heute hier unterwegs sind, aber auch die anderen Schönheiten der Stadt“, sagt ein Mann, der aus Potsdam nach Pulsnitz gekommen ist.
Noch ein paar Impressionen vom Pfefferkuchenmarkt
Kurz vor dem Ende des Marktes am Sonntag gegen 18 Uhr zieht Organisator Valentin Stahl ein positives Fazit. „Die Besucherzahl ist ähnlich wie voriges Jahr, genaue Zahlen kann man nicht nennen, weil ja kein Eintritt verlangt wird“, sagt er. Pfefferküchler, Händler wie auch die Gäste waren zufrieden, auch wenn das Wetter am Sonntag nicht so mit gespielt hat.
Besondere Vorkommnisse gab es keine. Erst in den nächsten Wochen werde man aufarbeiten, ob bei der 20. Auflage des Marktes etwas anders gemacht werden sollte. Auch daran denkt man bereits jetzt schon.