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Bekommt Pulsnitz Sachsens ersten AfD-Bürgermeister?

In Pulsnitz wird die parteilose Bürgermeisterin von einem AfD-Kandidaten herausgefordert. Im ersten Wahlgang lagen sie nur einige Prozent auseinander. Und die Amtsinhaberin fällt im Wahlkampf aus.

Von Heike Garten
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Am Sonntag ist zweiter Wahlgang zur Bürgermeisterwahl in Pulsnitz: Amtsinhaberin Barbara Lüke tritt als parteilose Kandidatin wieder an. Auch der von der AfD nominierte Frank Hannawald will Bürgermeister von Pulsnitz werden.
Am Sonntag ist zweiter Wahlgang zur Bürgermeisterwahl in Pulsnitz: Amtsinhaberin Barbara Lüke tritt als parteilose Kandidatin wieder an. Auch der von der AfD nominierte Frank Hannawald will Bürgermeister von Pulsnitz werden. © Archivfotos: René Plaul, privat

Pulsnitz. Es wird spannend am kommenden Sonntag in Pulsnitz. Dann wird ein neuer Bürgermeister gewählt. Es ist der zweite Wahlgang, nachdem am 19. März keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erzielen konnte. Spannend wird der Sonntag auch deshalb, weil die Möglichkeit besteht, dass ein Kandidat der AfD den Sieg erringt. Das wäre ein Novum für Sachsen, denn aktuell gibt es keinen einzigen AfD-Bürgermeister im Freistaat.

Im zweiten Wahlgang treten in Pulsnitz die amtierende Bürgermeisterin Barbara Lüke (parteilos) und der von der AfD nominierte Kandidat Dr. Frank Hannawald an. Bei der ersten Stimmenabgabe konnte Barbara Lüke insgesamt 1.458 Stimmen auf sich vereinen. Das waren 39,2 Prozent aller abgegebenen Stimmen. Für Frank Hannawald entschieden sich 1.225 Wähler, was 32,9 Prozent entspricht. Der dritte Kandidat im ersten Wahlgang, Peer Tomschke (CDU), kam auf 1.040 Stimmen und damit 27,9 Prozent.

CDU-Kandidat tritt nicht noch einmal an

Er hatte sich danach entschieden, nicht noch einmal anzutreten. „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Mir liegt Pulsnitz am Herzen, und ich bin den Menschen herzlich verbunden. Zur Bürgermeisterwahl habe ich den Bürgern von Friedersdorf, Oberlichtenau und Pulsnitz ein Angebot gemacht, die anstehenden Probleme zu lösen. Dafür habe ich viel Zuspruch und Unterstützung erfahren“, resümierte er.

Nach Thomschkes Entscheidung, zum zweiten Wahlgang nicht mehr anzutreten, steht nun die Frage im Raum, wie sich die Wähler entscheiden, die im ersten Wahlgang für ihn votiert hatten. Welcher der beiden verbleibenden Kandidaten kann nun zusätzliche Wähler auf seine Seite ziehen? Zwischen Barbara Lüke und Frank Hannawald gab es im ersten Wahlgang zwar einen Abstand von 6,3 Prozent, letztlich waren dies aber lediglich 233 absolute Stimmen.

Wahlbeteiligung ist ein wichtiger Aspekt

So es wird auch ausschlaggebend sein, wie viele Pulsnitzer am Sonntag den Weg ins Wahllokal nehmen und ihre Stimme für einen der Kandidaten abgeben. Beim ersten Wahlgang lag die Wahlbeteiligung in der Pfefferkuchenstadt bei 64,2 Prozent.

Amtsinhaberin Barbara Lüke zeigte sich danach mit dem Ergebnis zufrieden. Sie werde weiterkämpfen und möchte nun im zweiten Wahlgang, wo die einfache Mehrheit der Stimmen für einen Wahlsieg genügt, gewinnen. „Dafür bin ich angetreten. Ich denke, ich habe eine gute Arbeit gemacht. Ich möchte sie gern fortsetzen. Ich habe viele, auch neue Ideen, die innerhalb von sieben Jahren nicht umgesetzt werden konnten. Deshalb braucht es eine zweite Amtszeit“, sagt Lüke.

Amtsinhaberin nach Unfall derzeit im Krankenhaus

Aktuell kann sie allerdings nur schwer in den Wahlkampf eingreifen, da sie nach einem Unfall Anfang April operiert werden musste und sich derzeit noch im Krankenhaus befindet. „Ich bedauere es sehr, dass ich jetzt nicht direkt mit den Wählern sprechen kann“, sagt sie. Eingeschränkt seien aber Veröffentlichungen ihrerseits in den sozialen Medien möglich – vom Krankenhausbett aus, was sie auch macht.

Ob sich diese Situation negativ auf das Stimmverhalten der Wähler auswirken wird, ist nicht einzuschätzen. „Ich sehe aber trotzdem Chancen auf einen Sieg, weil ich immer um Sachlichkeit bemüht war und dies auch in Zukunft sein werde“, sagt Barbara Lüke gegenüber Sächsische.de.

AfD-Kandidat: "Ich trete für die Bürger von Pulsnitz an"

Auch Frank Hannawald zeigte sich mit dem Ergebnis aus dem ersten Wahlgang zufrieden. „Ich empfinde meinen zweiten Platz als ein klares Votum gegen die derzeitige Bürgermeisterin“, sagte der 47-Jährige nach der Wahl. Für ihn zähle jetzt weiterzumachen. Die Zeit bis zum zweiten Wahlgang nutzte der AfD-Kandidat, um zwei neue Flyer zu erarbeiten und seinen Internetauftritt zu aktualisieren. Außerdem traf er sich mit Pulsnitzer Bürgern in kleineren Gesprächsrunden.

„Natürlich sehe ich eine Chance zu gewinnen. Sonst würde ich nicht antreten“, sagt er gegenüber Sächsische.de. Er sei von Bürgern gebeten worden, erneut anzutreten. Die AfD-Zugehörigkeit stehe für ihn bei der Bürgermeisterwahl nicht im Vordergrund. „Ich bin von der Partei nominiert worden, trete aber für die Bürger von Pulsnitz an. Mir geht es um Sachpolitik“, sagt er.

6.200 Pulsnitzer sind wahlberechtigt

Am Sonntag können sich rund 6.200 Wahlberechtigte von Pulsnitz entscheiden, wem sie ihre Stimme geben. Die Wahllokale in der Stadt und den Ortsteilen sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Sie befinden sich im Haus des Gastes, in der Grundschule, in der Kita Spatzennest in Pulsnitz sowie im Hotel „Waldblick“ in Friedersdorf und in der Grundschule Oberlichtenau. Stadtwahlleiter Steffen Kirst rechnet damit, dass die Stimmen nach 19 Uhr ausgezählt sind.