SZ + Kamenz
Merken

Pulsnitzer Firma erfolgreich bei Messe in Dubai

Durch den Ukraine-Krieg ist das Geschäft beim Medizintechnik-Hersteller Allmed Medical in Pulsnitz eingebrochen. Dank neuer, in Dubai geknüpfter Kontakte soll es nun wieder aufwärtsgehen.

Von Heike Garten
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Juergen Haaser ist Geschäftsführer der Firma Allmed Medical in Pulsnitz. Er präsentierte das Unternehmen jetzt bei der Messe Arab Health in Dubai.
Juergen Haaser ist Geschäftsführer der Firma Allmed Medical in Pulsnitz. Er präsentierte das Unternehmen jetzt bei der Messe Arab Health in Dubai. © Matthias Schumann

Pulsnitz. Sie ist die größte und bedeutendste Fachmesse für Gesundheit und Medizin und gilt weltweit als Leitmesse für die Medizinbranche – die Arab Health in Dubai. Vom 30. Januar bis 2. Februar präsentierten sich dort Firmen aus der ganzen Welt unter dem Motto „Innovation und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“. 15 sächsische Unternehmen waren mit dabei. Unter ihnen die Allmed Medicals GmbH aus Pulsnitz, die sich auf die Herstellung von Geräten für die Dialyse und Blutwäsche spezialisiert hat.

Geschäftsführer Juergen Haaser war nicht zum ersten Mal bei der Arab Health. „Ich bin in diesem Jahr sehr zufrieden. Unser Messeauftritt hat etwas gebracht“, schätzt er ein. Er habe zahlreiche Firmen, die in der Branche aktiv sind, an seinem Stand begrüßen können – weltweit bekannte wie auch ganz kleine. Sie kommen zum Beispiel aus Pakistan, Sri Lanka, Katar oder Bangladesch, ebenso aus Russland und Usbekistan. „Eine Charity-Initiative aus Dubai, die vor allem in Afrika aktiv ist, war auch dabei“, sagt der Geschäftsführer.

Mit Kriegsbeginn sind die Geschäfte eingebrochen

Das Russland- und Ukraine-Geschäft von Allmed sei mit Beginn des Krieges massiv eingebrochen, berichtet Haaser. Brachten die Geschäftsbeziehungen mit russischen Unternehmen im Jahr 2021 noch sechs Millionen Euro, waren es im vergangenen Jahr gerade mal noch zwei Millionen Euro. Es seien nicht nur weniger Produkte exportiert worden, auch der Zahlungsverkehr habe sich aufgrund des Boykotts als äußerst schwierig erwiesen. „Die Geldflüsse funktionierten aufgrund der Sanktionen nicht mehr“, erklärt der Geschäftsführer. Inzwischen werde nur noch geliefert, wenn das Geld bereits auf dem Konto der Firma sei.

Geschäftsbeziehungen mit der Ukraine sind seit dem Krieg genauso schwierig, sagt Haaser. Noch einen Tag vor Kriegsausbruch sei er in einer Klinik mit einem Lager für Medizintechnik in der Ostukraine gewesen. Nur kurze Zeit später habe man 70 Dialyse-Maschinen verloren. Daraufhin sei ein neues, kleineres Lager weiter westlich angelegt worden, damit die Ukrainer weiter Zugriff auf die wichtige Medizintechnik haben. Trotzdem würden sich die Einbußen für Allmed Pulsnitz aufgrund des Krieges auf etwa fünf Millionen Euro belaufen. „Das tut weh“, sagt Juergen Haaser.

Neun Mitarbeiter am Pulsnitzer Standort

Ganz anders habe sich das Geschäft bei der Allmed-Gruppe insgesamt entwickelt, deren Hauptsitz in London ist. Eine wachsende Nachfrage habe es vor allem aus Vietnam und Indonesien gegeben. Daran will jetzt auch die Pulsnitzer Firma anknüpfen. „Die Messe wird helfen, die Verluste des vergangenen Jahres auszugleichen“, hofft Juergen Haaser. Belief sich der Umsatz des Unternehmens im Jahr 2021 noch auf rund 20 Millionen Euro, waren es im vergangenen Jahr lediglich 12 Millionen Euro. „Wir gehen davon aus, dass es jetzt wieder nach oben geht“, sagt der Geschäftsführer.

Er rechne mit festen Verträgen, die aus den Kontakten bei der Messe in Dubai entstehen. Wie viele es genau werden, könne er zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen. „Wir wie auch die potenziellen Partner brauchen Zeit, um alles zu sichten, Konditionen zu besprechen und Details zu klären. Im Moment fliegen die Mails weltweit nur so hin und her“, sagt Juergen Haaser. Er schätzt ein, dass von den ausgetauschten Visitenkarten auf der Messe am Ende zehn Prozent zu einem tatsächlichen Geschäftsabschluss führen. Das sei ein Erfolg.

Unter anderem solche Teile für die Dialyse werden bei Allmed in Pulsnitz hergestellt.
Unter anderem solche Teile für die Dialyse werden bei Allmed in Pulsnitz hergestellt. © Matthias Schumann

Aktuell spezialisiert sich Allmed Medical vor allem auf die Herstellung von Produkten für die Dialyse und ist im Bereich der Forschung und Entwicklung tätig. Der vorhandene Reinraum und die Produktionsstätte in Pulsnitz sind laut Haaser dafür bestens geeignet. Gegenwärtig gebe es einen regelrechten Ansturm auf Dialyse-Filter. Da sei es wichtig, mit neuen und innovativen Produkten aufzuwarten, zumal Dialyse-Artikel wie die Dialysatoren, Blutschlauchsysteme oder Pulverkartuschen Einwegprodukte sind.

Derzeit sind am Pulsnitzer Standort neun Mitarbeiter beschäftigt, dazu kommen acht Fachleute im Forschungsbereich. Sie kommen vorwiegend aus Deutschland, stammen aber auch aus Portugal oder Pakistan. Die Firmensprache ist Englisch, damit sich alle gut verständigen können. Mit 35 aktiven Kunden arbeitet Allmed Medicals derzeit zusammen.

Juergen Haaser, der in Radeberg lebt, ist bereits 67 Jahre, denkt aber keineswegs an den Ruhestand. Ihm gefielen seine Arbeit und die globalen Kontakte. „Solange ich noch gebraucht werde und es mir gesundheitlich gut geht, mache ich weiter“, sagt er schmunzelnd. Und so eine erfolgreiche Messe wie die in Dubai gebe auch immer wieder einen Anstoß, den Job noch nicht an den Nagel zu hängen.