Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Kampf um Mitarbeiter beginnt

Immer mehr Firmen haben Probleme, Stellen zu besetzen. Das ist gut für Hiergebliebene, Rückkehrer und die Jugend.

Teilen
Folgen
NEU!
© Jens Trenkler

Von Wulf Stibenz und Jens Trenkler

Region. Es fängt bei den Azubis an, geht weiter über die Facharbeiter und endet bei den Ingenieuren. Insbesondere Mittelständler suchen den Nachwuchs – haben aber zunehmend Probleme dabei, die leeren Stellen zu besetzen. Zwei Optionen haben sie dann: schlechte Leute einstellen oder Anreize schaffen. Dass die zweite Variante die bessere ist, weiß Roland Jäkel als Vorsitzender des Wirtschaftsvereins Niederschlesische Oberlausitz ebenso wie als Chef der Firma Lift-Manager. Seit 1996 legt der Boss Wert darauf, selbst auszubilden in den verschiedenen Metall- und Kaufmannsberufen. „Als Grundlage einer langfristigen Unternehmenssicherung messen wir der Nachwuchsgewinnung immer größte Bedeutung bei“, sagt Roland Jäkel. Wer nicht investiert, geht unter – das betrifft die Mitarbeiter ebenso, wie die Azubis oder die neue millionenschwere Produktionshalle, die am Standort Nieder Seifersdorf gebaut worden ist.

Wie richtig Roland Jäkel mit seiner Einschätzung der Situation liegt, zeigt sich beim Blick auf die großen Mittelständler. Die verkaufen nicht nur international und schreiben europaweit aus, die bieten auch gleich mal mehrere Hundert Jobs in einem Ritt an. „Wir hören von Unternehmern, dass die Neuansiedlung des Felgenwerkes Borbet in Kodersdorf oder auch die Erweiterung von Skan in Hagenwerder zu spüren ist“, sagt etwa Matthias Schwarzbach, IHK-Chef im Kreissüden. Denn wenn die Großen die Landschaft nach Mitarbeitern abgegrast haben, bleibt für die kleineren Firmen nicht mehr viel übrig.

Die Lage für den aufstrebenden Mittelstand ist tatsächlich bitter. Es gibt in der Region ohnehin weniger Menschen und damit potenzielle Arbeitnehmer. Und dann siedeln sich auch noch größere Fische in dem ohnehin engen Mitarbeiterteich an. Und die werden gefördert. „Bei den niedrigen Zinsen und den Förderprogrammen müsste man meinen, dass viele Firmen dies nutzen“, sagt Schwarzbach. Ein Bauboom sei aber ausgeblieben. Denn immer hängen an Geldern, die etwa Sachsen zuschießt, auch Bedingungen. Und die sind oft an eine dauerhafte Zahl von neuen Arbeitsplätzen geknüpft. Für kleine Firmen ein Problem.

Das ist alles gut für junge Leute, die in der Heimat bleiben wollen, für fleißige Schüler und Heimkehrwillige. Vom 7. bis 12. März 2016 findet so auch in diesem Jahr traditionell die Berufsorientierungsaktion „Schau rein! - Woche der offenen Unternehmen Sachsen“ statt. Im Rahmen dieser Aktion werden auch verschiedenste Betriebe aus dem Raum Niesky und Weißwasser einen Einblick in mögliche Ausbildungsberufe geben. „Schau rein!“ ist die Gelegenheit, in ganz unterschiedliche Berufe zu schnuppern. Das Spektrum für die Auszubildenden reicht hier vom Konstruktionsmechaniker bis hin zum Bankkaufmann/Bankkauffrau. Im Landkreis Görlitz koordiniert der Lausitz Matrix e.V. dieses Projekt. Geschäftsführer Mike Altmann hofft auf die Beteiligung zahlreicher Unternehmen: „Die Woche der offenen Unternehmen bettet sich in eine Vielzahl von Berufsorientierungsveranstaltungen im Landkreis Görlitz ein. Angesichts der Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen sollten sich die Betriebe beteiligen, um die jungen Menschen auf sich aufmerksam zu machen.“ Die Woche der offenen Unternehmen ist ein Baustein, um die erfolgreiche Zusammenarbeit von Unternehmen und Schulen weiter zu gestalten.

80 offene Ausbildungsplätze sind in der Lehrstellenbörse „Talenteschmiede“ momentan zu finden. Von A wie Altenpfleger bis Z wie Zerspanungsmechaniker können sich die Schüler aus einer Vielzahl an Berufen das passende Angebot auswählen. Die Unternehmen kommen aus dem gesamten Landkreis Görlitz – vom Kulturhotel Fürst Pückler in Bad Muskau bis zur Zittauer Firma Havlat, teilt der Trägerverein mit. Allein aus Löbau sind aktuell 14 Ausbildungsangebote auf der Internetseite aufgeführt.

Die Winterferien sind für die meisten Schüler in den Abgangsklassen die letzte Gelegenheit, um sich mit dem Halbjahreszeugnis für eine Ausbildungsstelle zu bewerben. Das Jobstarter-Projekt „Talenteschmiede plus“ des Görlitzer Vereins Lausitz Matrix unterstützt kleine und mittelständische Betriebe im Landkreis Görlitz bei der Besetzung ihrer Lehrstellen. Die Stellenbörse der „Talenteschmiede“ weist eine Besonderheit auf: Sie ist eng verzahnt mit dem Online-Insider, der in Regie der Koordinierungsstelle für Berufs- und Studienorientierung im Landkreis betrieben wird. Damit finden die Bewerber neben der Stellenbeschreibung auch interessante Geschichten aus den Unternehmen, können sich damit einen umfassenden Überblick verschaffen und auch besser auf ihre Bewerbung vorbereiten.

Diese Verlinkung ist keine Einbahnstraße: Wer über den Online-Insider unter der Website www.insider-goerlitz.de nach Ausbildungsbetrieben recherchiert, kann direkt über dieses Portal auf die Stellen der „Talenteschmiede“ zugreifen. Jugendliche, die im dortigen Stellenangebot keine passende Lehrstelle finden, können sich direkt bei Lausitz Matrix bewerben. Die Projektmitarbeiterinnen seien mit vielen Firmen vernetzt und könnten auch Jugendliche, die nicht die besten Voraussetzungen mitbringen, bei praktischer Eignung in regionale Ausbildungsbetriebe vermitteln, heißt es. „Zeugnisse sind nicht alles – wenn die Motivation stimmt“, erklärt Berit Hornke, die im Team als Ausbildungsmanagerin arbeitet.

Termin: Gleich mehrere Aktionen gibt es, um sich über Ausbildungsstellen zu informieren. Zudem gibt es vom 8. bis 13. März ein kostenfreies „Schau-rein-Ticket“, mit dem der öffentliche Nahverkehr für den Unternehmensbesuch genutzt werden kann (Straßenbahn, Bus, S-Bahn, Regionalbahn, Regionalexpress).

Angebote in der Region (Auszug):

  • Bankkaufmann/Bankkauffrau und Bachelor (BA) Studienrichtung Finanzwirtschaft, Bereich Sparkasse Oberlausitz/Niederschlesien am 9. März, von 9 bis 10.30 Uhr, in Weißwasser, 12 freie Plätze
  • Konstruktionsmechaniker/-in LBM Metallbau am 8. März, von 14 bis 16 Uhr, in Rothenburg, mit 2 freien Plätzen
  • Rohrleitungsbauer Baugeräteführer, Tief-, Kanal- und Straßenbauer bei Nadebor in Krauschwitz am 8. und 9. März von 14 bis 16 Uhr, mit 7 freien Plätzen
  • Konstruktionsmechaniker/-in bei Kreisel am 8. März von 14 bis 16 Uhr in Krauschwitz, mit 10 freien Plätzen
  • Industriemechaniker/in, Mechatroniker/in, Elektroniker/in, Zerspanungsmechaniker/ bei der SKM in Boxberg-Kringeldsdorf am 9. März, von 12.30 bis 14.30 Uhr, mit 20 freien Plätzen
  • Mechatroniker/-in; Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in bei Lift Manager Jäkel am 8., 9. und 10. März, von 14 bis 16 Uhr in Waldhufen-Jänkendorf, mit 4 freien Plätzen
  • Erzieher/in Kita Villa Kunterbunt am 8. März, von 15 bis 16 Uhr, in Rothenburg, mit 10 freien Plätzen
  • Technische/r Konfektionär/-in bei dwt Zelte Niesky am 9. März, von 14 bis 15 Uhr, mit 10 freien Plätzen
  • Medizinische Berufsfachschule Niesky, mit einem Bewerberbrunch für Schüler und Eltern zum Kennenlernen, Reinschnuppern und Bewerben am 12. März, von 10 bis 13 Uhr, mit 30 freien Plätzen