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Karl Mays Jünger

Seit 25 Jahren besteht der Förderverein des Karl-May-Museums. Die Mitglieder kommen aus acht Ländern.

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© Norbert Millauer

Von Wolf Dieter Liebschner

Karl May ließ Winnetou und Old Shatterhand Blutsbrüderschaft schließen. René Wagner und René Grießbach sind keine Blutsbrüder. Trotzdem verbindet beide mehr als die Übereinstimmung ihrer Vornamen. Der Meister ist‘s, der beide an einem Strang ziehen lässt. Den einen als Direktor des Radebeuler Karl-May-Museums, den anderen als Geschäftsführer des Fördervereins des Hauses.

Der Museumschef ist froh, den Verein an seiner Seite zu wissen. „Eine richtig gute, verschworene Truppe, die ehrenamtlich sehr viel leistet. Der Verein ist eine große Hilfe für unser Haus. Ohne ihn würde manche Veranstaltung anders aussehen“, sagt Wagner. „Wir müssten uns gewiss etwas einschränken.“ Wie beispielsweise am vergangenen Wochenende beim Familientag im Museum. Vereinsmitglieder waren an der Vorbereitung und dem Tag selbst aktiv, wie auch bei vielen anderen Veranstaltungen des Museums. Und das nicht nur in Radebeul. „Wir sind auch regelmäßig beim Dresdner Stadtfest mit einem Informationsstand vertreten“, sagt René Grießbach, der Geschäftsführer des Vereins. Außerdem bringt sich der Verein in das Vortragsprogramm des Museums ein, betreut die Sammlungen, wertet sie aus und erarbeitet Dokumentationen.

Das Museum wird von den Vereinsmitgliedern auch finanziell unterstützt. Die Spenden haben beispielsweise dafür gesorgt, dass die Villa Bärenfett attraktiver gestaltet werden konnte. Das Geld fließt auch in die Erhaltung der rund 2.500 Exponate des Museums.

Die Geburtsstunde des Vereins schlug vor 25 Jahren. 1988 traf sich ein Häuflein Karl-May-Enthusiasten im Kaminzimmer der Villa Bärenfett. Ihr Ziel: Unterstützung und Förderung des Museums. Damals kamen rund 40 Jünger des Radebeuler Schriftstellers zusammen. Heute hat der Verein über 300 Mitglieder. Die unterschiedlichsten Berufs- und Altersgruppen sind vertreten. Der Jüngste ist gerade einmal 13 Jahre alt, der Älteste zählt ehrwürdige 89 Lebensjahre. Und: Der Förderverein ist international geworden. Zwar kommt die große Mehrheit aus Deutschland, das Vereinsregister nennt jedoch auch Mitglieder aus Österreich, Polen, den Niederlanden, der Schweiz, Luxemburg und sogar aus den USA.

Als der Verein gegründet wurde, hatte Grießbach gerade seine ersten Karl-May-Erfahrungen hinter sich. „Anfang der 1980-er Jahre kamen die ersten Karl-May-Filme ins DDR-Fernsehen und in die Kinos“, erzählt der 45-Jährige. „Das waren DDR-Produktionen, aber auch einige Filme mit Pierre Brice als Winnetou. Das war schon ein ganz besonderer Reiz.“ Die Filme haben ihn dann neugierig auf die Bücher gemacht. Seit 2007 ist Grießbach – er arbeitet als Dreher – Mitglied im Förderverein. Zwei Jahre später kandidierte er für den Geschäftsführerposten. „Schon bei meinem Eintritt in den Verein habe ich gewusst, dass ich nicht nur bloß dabei sein will“, sagt er. „Ich will hier ganz aktiv etwas gestalten.“ Das ist ihm offensichtlich gelungen. Vor zwei Jahren wurde er wiedergewählt. Museumschef Wagner sagt: „Er ist der Motor des Fördervereins.“

In Grießbachs Bücherschrank stehen alle Werke von Karl May. „Zusammen mit der Sekundärliteratur sind das über 300 Bände“, sagt er. Er liest viel von und über den Schriftsteller. Und publiziert inzwischen auch selbst. Artikel von ihm sind schon in den Veröffentlichungen der Karl-May-Gesellschaft erschienen.

„Karl May ist mehr als Winnetou und Old Shatterhand“, sagt Grießbach. Er bewundert, dass der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Autor sich aus eigener Kraft eine bürgerliche Existenz aufgebaut hat, „aber nie vergessen hat, wo er herkommt“. Grießbachs Lieblingsbuch ist „Und Friede auf Erden“, Mays Spätwerk. „In diesem pazifistischen Buch setzt er sich für Frieden, Völkerverständigung und Toleranz zwischen den Religionen ein.Themen, die noch heute auf der Tagesordnung stehen.“