Merken

Kartograf Böhm muss Wegekommission verlassen

In Bad Schandau ist das Nationalpark-Gremium jetzt Chefsache. Wanderfreunde sehen das mit Skepsis.

Teilen
Folgen
NEU!
© SZ/Gunnar Klehm

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Der Bad Schandauer Stadtrat Rolf Böhm (CDU) ist verärgert, dass seine Kompetenz in der Arbeitsgruppe Wegekonzeption in der Nationalparkregion nicht mehr erwünscht ist. Jahrelang hat er sich in die Arbeit dort eingebracht. „Das Umweltministerium hat mir die Genehmigung entzogen, weiter an den Sitzungen teilzunehmen“, sagt Böhm. Er könne sich das nur damit erklären, dass er einigen in der Gruppe vielleicht zu frech erschien. Auf seiner Homepage berichtete er immer mal wieder über die Tätigkeit der Arbeitsgruppe. „Vielleicht hat das ja auch jemand als Indiskretion gesehen“, erklärt Böhm.

Die Interessengemeinschaft (IG) der Stiegen- und Wanderfreunde hat für diese Entscheidung nur eine Erklärung: „Man will unter sich bleiben und seine Ruhe haben“, erklärt IG-Sprecher Arndt Noack. Er sieht im Umgang mit kritischen Personen wie Rolf Böhm ein sich ausbreitendes „gesamtgesellschaftliches Phänomen“. Als sich die Wegekommission einst gegründet hatte, sei das aus Sicht der IG eine gute Sache gewesen, weil in den 1990er-Jahren befürchtet wurde, dass massiv Wege im Nationalpark gesperrt werden könnten. „Heute ist die Wegekommission doch ein zahnloser Tiger, weil fast nichts mehr entschieden wird“, sagt Noack.

Das sächsische Umweltministerium hat eine andere Begründung dafür, dass Rolf Böhm nicht mehr in die Wegekommission eingeladen wird. Das hätten die Stadt Bad Schandau und alle anderen Anrainer-Kommunen selbst entschieden, nicht das Ministerium. Für die Kommunen hatte bisher der Bürgermeister von Kurort Rathen, Thomas Richter (parteilos), das Mandat. „Dr. Böhm gehörte der Arbeitsgruppe bisher als stellvertretendes Mitglied an und vertrat auch die in der Nationalparkregion gelegenen Städte und Gemeinden“, erklärt Frank Meyer, der Pressesprecher des Umweltministeriums. Die Kommunen hätten jetzt allerdings den Bürgermeister von Bad Schandau, Thomas Kunack (WV Tourismus), und als seinen Stellvertreter in der Arbeitsgruppe den Bürgermeister der Stadt Hohnstein, Daniel Brade (SPD), entsandt. Thomas Richter zog sich aus dem Gremium zurück. Weiterhin gehören der AG Wegekonzeption laut Umweltministerium je ein Vertreter der Forstbehörden und der Naturschutzfachbehörde sowie der vor Ort aktiven Wander- und Bergsportverbände, der anerkannten Naturschutzverbände und der Tourismusvereine an.

Bürgermeister unter sich

Dass gerade jetzt die Interessenverbände ihre Vertreter neu benennen sollten, habe nichts mit dem Agieren Böhms in der Kommission zu tun, sondern sei dem Umstand geschuldet, dass es 17 Jahre her ist, dass die Vertreter von ihren Gremien bestätigt wurden. Es sei einfach an der Zeit gewesen, über die Zusammensetzung der Kommission neu zu befinden, heißt es.

Unklar ist vielen jedoch, wie die Kommunen ihre Vertreter ausgewählt haben. Offenbar haben sich die Bürgermeister abgesprochen und in der Nationalparkratssitzung im Dezember vergangenen Jahres auf Thomas Kunack und Daniel Brade geeinigt. Damit ist Rolf Böhm raus. „Mit ihm werde ich mich natürlich trotzdem vor den Sitzungen absprechen“, sagt Thomas Kunack. Auf dessen Kompetenz wolle er keinesfalls verzichten. Dem Vernehmen nach soll Kunack in der nächsten Sitzung zum Leiter der AG bestimmt werden. Für die Stadt sei es von zentraler Bedeutung, sich in die Wegekonzeption einzubringen, sagt er. Zuletzt war ein Alternativweg zur Dorfbachklamm im Kirnitzschtal diskutiert worden. Die Stadt will nun den Instandhaltungsbedarf der Steiganlagen dort ermitteln. Bisher half dabei die Nationalparkverwaltung aus. Die Waldfläche und die Anlagen gehören jedoch der Stadt. Sie ist damit in der Pflicht und hat mögliche Kosten zu tragen.

Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade ist auch neu in der AG: „Ich bin gespannt, was dort passiert.“ Zur SZ sagte er, dass er ein paar Ideen vorbringen will. Welche das sind, wollte er aber noch nicht verraten.

Die Arbeitsgruppe Wegekonzeption tagt in der Regel zweimal im Jahr. Die Protokolle der Sitzungen werden von der Nationalparkverwaltung auf der eigenen Homepage unter Downloads veröffentlicht.

www.nationalpark-saechsische-schweiz.de