Dresden. Für zwölf Sekunden testete das städtische Brand- und Katastrophenschutzamt am Mittwoch um 15 Uhr Dresdens Sirenenwarnsystem.
Im ganzen Gebiet der Landeshauptstadt sind insgesamt 210 elektronische Sirenen installiert. Im Katastrophenfall senden sie verschiedene Töne, die die Bevölkerung auf Gefahren hinweisen oder Entwarnung geben. Besonderheit des Dresdner Warnsystems sind Sprachdurchsagen. So kann die Warnung mit konkreten Hinweisen und Verhaltensmaßnahmen unterstützt werden.
Seit der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen sind solche Warnsysteme viel diskutiert. Denn dort wurden die Bürger an vielen Orten entweder gar nicht, zu spät oder nicht ausreichend alarmiert. Die Staatsanwaltschaft Koblenz prüft sogar einen "Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung infolge möglicherweise unterlassener oder verspäteter Warnungen oder Evakuierungen der Bevölkerung" im Ahrtal.
Sirenen sollen auch bei flächendeckendem Stromausfall funktionieren
Die Überflutungen im Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge, dem Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen haben gezeigt, dass Warnung und umfassende
Information der Bevölkerung erforderlich ist, sagt Ordnungsbürgermeister
Detlef Sittel. Die Dresdner haben eine solche Katastrophe 2002 am eigenen Leib gespürt. Deshalb habe sich die Stadt bereits vor vielen Jahren auf solche Ereignisse vorbeireitet. "Wir sind mit dem stadtweiten Sirenen-Warnsystem
bundesweit richtungsweisend", erklärt Sittel.
So wurde ein Studentenwohnheim in der St.-Petersburger-Straße 29 bereits 2007 mit einer Sirenenanlage ausgerüstet. Diese und die über 200 anderen Sirenen sollen auch bei einem flächendeckenden Stromausfall wie dem am 13. September funktionieren. Deswegen verfügen sie über eine Notstromversorgung, sagt Sittel. Bis zu 48 Stunden kann das Warnsystem ohne Anbindung an das öffentliche Stromnetz versorgt werden.
Doch bei einem Sirenentest zum ersten bundesweiten "Warntag" am 10. September 2020 lief nicht alles rund. In einigen Gebieten der Stadt konnte der Text damals nicht oder nur sehr verzerrt gehört werden. Vermutlich auch deswegen wird versucht, das Warnsystem auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten.
Die Stadt strebt an, das System der Sprachdurchsagen in das digitale Funknetz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zu überführen. Das soll die Qualität der Sprachdurchsagen optimieren, sagt Sittel. Dabei gibt es allerdings ein Problem. Die Fördermittel des Bundes decken die Umstellungskosten bei weitem nicht ab, erklärt Sittel. Deswegen sei eine zusätzliche Förderung durch den Freistaat Sachsen gewünscht.
"Jeder von uns muss jedoch auch Eigenvorsorge betreiben"
Besonders hebt Sittel das Engagement der Bevölkerung zur Verbesserung der Sprachdurchsagen hervor: "Wir sind dankbar für das
Feedback der Bürgerinnen und Bürger Dresdens, die uns insbesondere über die
sozialen Netzwerke wertvolle Hinweise geben, wo Sprachdurchsagen nicht oder nur
zum Teil zu verstehen sind. Jeder von uns muss jedoch auch Eigenvorsorge
betreiben, um in Katastrophenfällen wie einem Blackout oder Hochwasser die
ersten Stunden gut über die Runden zu bekommen."
Doch wie sieht eine solche Eigenvorsorge aus? Die Stadt Dresden gibt den Bürgern bei einem echten Alarm einige Verhaltensregeln an die Hand. So sei wichtig, Nachbarn und Straßenpassanten zu informieren und für diese die Durchsagen zu wiederholen.
Die Dresdner müssen sich im Ernstfall aber nicht nur auf das stationäre Warnsystem und Mundpropaganda verlassen. Werden die Sirenen
ausgelöst, folgt eine Information über das Modulare Warnsystem des Bundes
(MoWaS) und die Warnapp NINA. Stadtverwaltung und
Feuerwehr nutzen zur Information und Warnung der Bevölkerung außerdem ihre
Kanäle in den sozialen Netzwerken.