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Erneut erschüttert schweres Erdbeben Teile der Türkei

Drei Wochen nach dem ersten Beben in der Türkei und in Syrien ist die Zahl der Toten auf 51.000 gestiegen. In der Türkei gab es wegen des Verdachts auf fahrlässigen Gebäudebau 184 Festnahmen.

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Ein Mann fährt auf einem Motorrad durch die Trümmer zerstörter Gebäude in der Südosttürkei. Dort gab es erneut ein Erdbeben der Stärke 5,5.
Ein Mann fährt auf einem Motorrad durch die Trümmer zerstörter Gebäude in der Südosttürkei. Dort gab es erneut ein Erdbeben der Stärke 5,5. © Emrah Gurel/AP/dpa

Istanbul/Damaskus. Genau drei Wochen nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien hat in der türkischen Provinz Malatya erneut die Erde gebebt. Das Beben in der Provinz Malatya habe eine Stärke von 5,5 gehabt, teilte die Erdbebenwarte Kandilli am Montag mit. Das Epizentrum lag demnach in der Gemeinde Yesilyurt. Berichte von Verletzten oder beschädigten Gebäuden gab es zunächst nicht.

Die Provinz Malatya wurde auch von den heftigen Erdbeben am 6. Februar stark getroffen. Bürgermeister Selahattin Gürkan sagte dem Sender Habertürk, allein in Malatya seien etwa 2.300 Menschen ums Leben gekommen. Laut offiziellen Angaben starben bei den Doppelbeben und in deren Folge bisher mehr als 44.000 Menschen allein in der Türkei, in Syrien mindestens 5.900 Menschen.

In der Türkei sind nach den schweren Erbeben Justiz-Angaben zufolge mindestens 184 Menschen unter Verdacht fahrlässigen Handelns in Bezug auf eingestürzte Gebäude festgenommen worden. Das teilte Justizminister Bekir Bozdağ am Samstag mit. Etliche Gebäude in der betroffenen Region waren nicht erdbebensicher gebaut worden. Kritik war laut geworden, die Einhaltung geltender Baustandards sei oft nicht kontrolliert worden.

Zu den Festgenommenen zählen Bauunternehmer. Auch der Bürgermeister des Bezirks Nurdağı in der Provinz Gaziantep, Ökkeş Kavak, sei inhaftiert, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Unzählige Gebäude hatten den verheerenden Erdbeben von Anfang Februar nicht standgehalten. Nach Angaben der türkischen Regierung wurden mehr als 173 000 Gebäude in 11 Provinzen des Landes zerstört. Fast zwei Millionen Menschen hätten ihr Obdach verloren.

Die Erdbebengebiete waren zunächst teilweise schwer zugänglich, Bergungsarbeiten werden aber weiter fortgesetzt, mit deren Fortschreiten steigen die Opferzahlen. Berichte über die Rettung von Überlebenden gab es in den vergangenen Tagen nicht mehr.

Begonnen hatte die Serie an Erdbeben am 6. Februar, als zwei Beben der Stärke 7,7 und wenig später der Stärke 7,6 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschütterten. Darauf folgten nach türkischen Angaben mehr als 9.000 Nachbeben.

Annalena Baerbock (l, Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, und Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin, besuchen die vom Erdbeben schwer getroffene Stadt Pazarcik in der Region Kahramanmaras.
Annalena Baerbock (l, Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, und Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin, besuchen die vom Erdbeben schwer getroffene Stadt Pazarcik in der Region Kahramanmaras. © dpa

Nach Angaben der Vereinten Nationen war die Erdbeben-Katastrophe nicht nur nach Todesopfern die schlimmste in der türkischen Geschichte. Auch die Berge an Schutt und Geröll seien beispiellos, sagte Louisa Vinton, die Vertreterin des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) in der Türkei. Der türkischen Regierung zufolge sind bisher mehr als 173.000 Gebäude als eingestürzt oder stark beschädigt registriert.

In der Türkei sind elf Provinzen von dem Erdbeben betroffen, in Syrien der Nordwesten. Aus dem Bürgerkriegsland gibt es nur spärliche Informationen über die Lage. Angesichts jahrelanger Bombardements und Kämpfe lebten viele Menschen dort schon vor den Beben unter prekären Umständen.

Am Montag hatte nahe der türkisch-syrischen Grenze ein weiteres Beben der Stärke 6,4 die Region erschüttert. Das Epizentrum lag im Bezirk Samandag in der türkischen Provinz Hatay, wie die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul am Montag mitteilte. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad sprach sogar von zwei Beben in Hatay der Stärke 6,4 und 5,8. (dpa)