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Kaufhaus-Investor stößt Tiefgaragen-Debatte an

Sollen unter dem Marienplatz künftig Autos parken? Die Händler finden den Vorstoß von Winfried Stöcker gut, die Stadt ist skeptisch.

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Von Sebastian Beutler

Einkaufen im neuen „Kaufhaus der Oberlausitz“ und anschließend die Taschen und Beutel gleich in den Wagen in die neue Tiefgarage unterm Marienplatz bringen. So stellt sich Kaufhaus-Investor Winfried Stöcker die Zukunft rund um das wiederbelebte Görlitzer Kaufhaus vor. Spätestens in zwei Jahren will der Lübecker Unternehmer, der auch Betriebe in Rennersdorf und Bernstadt hat, das Haus am Demianiplatz wieder öffnen.

Seine Idee einer Tiefgarage unterm Marienplatz findet bei den Kaufhaus-Anhängern begeisterte Unterstützung. „Professor Stöcker mahnt zu Recht den Bau einer zweietagigen Tiefgarage an, um das Kaufhaus und die umliegenden Geschäfte auf direktem Weg vom Parkplatz erreichen zu können“, erklärt beispielsweise Heinz-R. Conti-Windemuth als Vorstandsmitglied für die Bürgerinitiative „Görlitzer Kaufhaus“. Der erhoffte große Kundenstrom ins Kaufhaus mache das notwendig. Im Gegenzug sollte die Straße vor dem Kaufhaus sowie die gesamte Innenstadt für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Windemuth verspricht sich von dem Bau einer Tiefgarage auf dem Marienplatz sowie von dem geplanten städtischen Parkdeck an der Jägerkaserne neue Möglichkeiten, Elisabethstraße und Obermarkt für andere Zwecke als fürs Parken zu nutzen.

Doch für die Stadt tritt Bürgermeister Michael Wieler auf die Bremse. „Herr Stöckers Wunsch nach einer zweietagigen Tiefgarage unter dem Marienplatz ist für die Stadt Görlitz nicht finanzierbar und auch nicht rentabel“, sagt er.

Der Bürgermeister hält den finanziellen Aufwand für die Tiefgarage für so hoch, dass die Anlage weder für die Stadt noch für einen privaten Investor wirtschaftlich zu betreiben wäre. Ob auch noch zusätzliche technische Probleme wegen des Untergrundes des Platzes auf ein solches Projekt warten, kann Wieler nicht sagen. Es sei schlicht noch nicht untersucht worden. Doch ist bekannt, dass an der Stelle des heutigen Marienplatzes im Mittelalter das Frauentor lag. Sicher wären die Archäologen glücklich, wenn sie vor dem Bau einer Tiefgarage dieses Terrain untersuchen und sichern könnten. Schwieriger könnten Grundwasser-Probleme zu Buche schlagen, die gerade im Übergang von Alt- zu Gründerzeitstadt in den Tiefkellern eine Rolle spielen.

Andererseits ließ die Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien in ihr Geschäftshaus an der Ecke Elisabethstraße/Marienplatz auch eine Tiefgarage für Kunden und Mitarbeiter bauen. Hier können die Kunden während ihres Banktermins kostenlos parken. Zwar reiche die Kapazität aus, schätzt Bank-Vorstand Sven Fiedler ein, aber einige Mitarbeiter der Bank und Mieter des Hauses nutzen schon heute das Parkhaus am City-Center. Daher steht die Volksbank sowohl den Plänen Stöckers für das Kaufhaus als auch möglichen Veränderungen in der Infrastruktur wie zum Beispiel eine Tiefgarage „aufgeschlossen gegenüber“. Er verspricht sich davon, die Kaufkraft in der Region zu halten, Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen sowie für „Jung und Alt attraktive Perspektiven in Görlitz zu bieten“.

Auch die Geschäftsinhaber wie Georg Schwind vom gleichnamigen Modehaus an der Ecke Steinstraße/Marienplatz finden die „Idee richtig gut und auch an der Stelle“. Schwind sieht in der vorgeschlagenen Tiefgarage eine Verbindung zwischen Alt- und Geschäftsstadt. „Viele Touristen besuchen die Altstadt, wer einkaufen will, orientiert sich eher zum Kaufhaus und dem Postplatz. Beide Besuchergruppen der Stadt könnten von der Tiefgarage aus starten“, sagt Schwind. „Da schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe“.

Die Stadt aber sieht nicht nur den finanziellen Aufwand, der gegen ein solches Projekt stünde. Auch die bisherige Auslastung des Parkhauses am City-Center ist für Wieler ein Argument gegen die Tiefgarage. „Es ist bei weitem nicht ausgelastet und bietet gute Parkmöglichkeiten für die künftigen Besucher des KaDeO“, sagt er. Die Stadt favorisiert – wenn an eine Tiefgarage in Görlitz gedacht wird – eher den Wilhelmsplatz dafür. Über erste Überlegungen sind diese Ideen aber auch nicht hinausgegangen.

Für die Kaufhaus-Befürworter wie Heinz-R. Conti-Windemuth ist das aber kein Widerspruch. Sie wollen das Parkhaus am City-Center oder am Bahnhof für den innerstädtischen Handel gar nicht missen, glauben aber, dass sie eben nicht ausreichen werden, wenn das „Kaufhaus der Oberlausitz“ erst einmal eröffnet ist. Deswegen plädiert er auch dafür, die Autofahrer besser zu den Parkhäusern zu geleiten. Und außerdem neue Parkhäuser, Parkplätze und Tiefgaragen zu planen und zu bauen. Wer das bezahlen wird, lässt er offen. Zumindest aber hält er es für nötig, dass sich Stadt und Händler über die beste Lösung Gedanken machen müssen.