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Kein Anschluss unter dieser Nummer

Telefonzellen scheinen im Handy-Zeitalter überflüssig, doch einfach abbauen darf die Telekom sie nur in Ausnahmefälle – so wie jetzt in Bautzen.

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© dpa

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Diese Hörer werden nur noch selten abgenommen. Öffentliche Telefonzellen führen im Handyzeitalter ein Schattendasein. Deshalb kommen in Bautzen dieses Jahr wieder zwei öffentliche Telefonstationen weg. Für den Fernsprecher am Holzmarkt und für die Zelle in Kleinwelka habe die Stadt bei der Deutschen Telekom dem Abbau zugestimmt, berichtet Ordnungsamtsleiter Matthias Almert.

Telefonzellen im Wandel

Die Telefonsäule am Holzmarkt soll demontiert werden.
Die Telefonsäule am Holzmarkt soll demontiert werden.
Wird nicht benutzt und kommt bald weg: die Gelbe Zelle in Kleinwelka.
Wird nicht benutzt und kommt bald weg: die Gelbe Zelle in Kleinwelka.
Lesen statt telefonieren kann man in der Bücherzelle an der Goschwitzstraße.
Lesen statt telefonieren kann man in der Bücherzelle an der Goschwitzstraße.

Beispiel Kleinwelka: Schon 2009 war die Nutzung der Telefonzelle an der Hauptstraße unterirdisch. Die Monatsumsätze lagen damals laut Telekom kontinuierlich unter fünf Euro. Da das Unternehmen nach dem Telekommunikationsgesetz jedoch dazu verpflichtet ist, eine Grundversorgung mit öffentlichen Fernsprechern zu gewährleisten, entschied man sich, die Zelle in dem Ort zu erhalten. Heute betreibt die Deutsche Telekom bundesweit etwa 30 000 Telefonzellen, wie der Unternehmenssprecher Markus Jodl mitteilt. An einigen Orten, wie an Flughäfen oder Bahnhöfen, würden sie sogar häufig genutzt. „Statistisch gesehen verfügt aber jeder Deutsche über mindestens einen Hausanschluss und ein Handy. Die Notwendigkeit für öffentliche Telefonzellen hat dementsprechend abgenommen“, erklärt Jodl .

Das Unternehmen darf deshalb die Demontage von bestimmten Telefonzellen vorschlagen, wenn diese extrem unwirtschaftlich geworden sind. Richtlinie ist ein Umsatz von weniger als 50 Euro im Monat. Schließlich kostet der Unterhalt von Fernsprechern Geld, etwa für Strom, Wartung und die Standortmiete, wie Jodl erklärt. Für die Demontage in Kleinwelka hat die Telekom jetzt erneut angefragt. Denn die Einnahmen der örtlichen Zelle liegen monatlich bei null bis fünf Euro. Dieses Mal haben Kleinwelkas Ortschaftsräte dem Abbau grünes Licht gegeben. Zwar gebe es die gesetzliche Grundversorgung, aber im Handyzeitalter sei die Telefonzelle betriebswirtschaftlicher Nonsens, erklärte dazu Ortschaftsrat Roland Fleischer (SPD).

Alte Apparate werden verkauft

In Bautzen gibt es aktuell noch 17 Fernsprecher, außerdem stehen zwei an den beiden Autobahnrasthöfen Oberlausitz an der A 4. Nach Wissen der Stadtverwaltung sind derzeit alle Geräte funktionstüchtig. Ein defektes Basistelefon an der Dresdener Straße sei in der vergangenen Woche wieder in Gang gebracht worden, informiert Matthias Almert. Auch wenn die Nachfrage schwindet, will die Stadtverwaltung an einem Netz aus öffentlichen Fernsprechern festhalten. „Solange eine gesetzliche Garantie besteht, werden wir in den dicht bebauten innerstädtischen Räumen keinem vollständigen Abbau zustimmen“, betont Bautzens Ordnungsamtsleiter.

Ausgediente Telefonzellen werden übrigens nach ihrer Demontage von der Telekom entsorgt oder als Ersatzteillager verwendet, wie Telekomsprecher Jodl informiert. Außerdem verkauft das Unternehmen die Apparate. „Je nach Typ und Zustand kostet eine solche Telefonzelle ab 300 Euro aufwärts. Gelbe Telefonhäuschen sind ausverkauft“, teilt Jodl dazu mit. Das könnte sich bald ändern, denn die Kleinwelkaer Zelle gehört zu der gefragten, gelben Generation.