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Kein Land für Bauherren in Niesky?

Die Stadt bietet in diesem Jahr in der City und in den Umlandgemeinden 26 Grundstücke an. Nicht für alle Wünsche.

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© André Schulze

Von Thomas Walther

Niesky. Den Sechser im Lotto haben sie im Leben schon hinter sich. Da sind sich die Nieskyer Denny und Alexandra B. ziemlich sicher. Denn im Juni haben sie endlich ihr Traumhaus beziehen können und das sogar direkt in Niesky. Sechs Jahre hatten sie vergeblich gesucht. „Wir wohnten vorher in Kodersdorf und wollten in die Stadt ziehen, näher an Arbeit, Schule und Kindereinrichtungen. Aber es war einfach nichts zu finden“, erzählt Denny B.

Dann endlich ein Angebot vom Makler. Doch Grundstück und Haus Am Anker waren zu klein. Dann erzählte der Makler, er kenne da eine alte Dame, die ihr Haus aufgeben will. Also sind die beiden dort hin und waren begeistert. Mit der alten Dame wurden sie schnell handelseinig. Jetzt wohnen sie im eigenen Häuschen mit vier Räumen und 1 300 Quadratmeter Grundstück drumherum. Nicht weit entfernt wird gerade ein neues Eigenheim gebaut. Auch hier kamen die Bauherren durch einen glücklichen Zufall zum Bauland. Das Grundstück hatten sie bei einer Versteigerung erworben.

Glück braucht es offensichtlich derzeit, um in Niesky ein eigenes Haus bauen zu können. Auch in der Rothenburger Straße wird neu gebaut. Hier nutzt der Sohn ein Teil des elterlichen Grundstücks für den Traum vom eigenen Haus.

Wer in Niesky bauen will, der braucht Glück oder aber zumindest einen langen Atem. Auch in den einschlägigen Immobilienportalen im Internet sieht es mau aus. Der Branchenriese Immoscout 24 hat nur ein Gewerbegrundstück im Angebot. In den umliegenden Gemeinden ist gerade mal in Rothenburg ein Stück Land im Angebot. In den anderen Gemeinden gibt es derzeit nichts.

Kerstin Lutz vom Immobilienunternehmen Hornig kann sich vor Anfragen aus dem Raum Niesky kaum retten. „Derzeit können wir eher sporadisch Bauland oder Häuser anbieten.“ Gründe für die Flaute am Grundstücksmarkt sieht sie gleich mehrere. Zu allererst sei die Arbeitsplätzesituation in und um Niesky nicht schlecht. Dann seien da ältere Menschen, die nach der Wende wegen der Arbeitsplätze und den höheren Löhnen in den Westen gegangen seien und jetzt als Rentner in die Heimat zurückkehren. Auch eine nicht unerhebliche Anzahl von Jugendlichen, die ihre Lehre in anderen Bundesgebieten gemacht haben, kommen nach Niesky zurück. Und es gebe natürlich auch die Familien, die aus dem Umland in die Stadt ziehen wollen. „Als neuen Trend beobachten wir viele polnische Bürger, die in Grenznähe nach Wohnmöglichkeiten suchen“, so die Immobilienexpertin. Die Menschen würden weiter weg in Deutschland arbeiten, hätten aber die Familie in Polen. Und jetzt suchten sie irgendetwas, was dazwischen liegt, wie beispielsweise Niesky.

Woher der Eindruck kommt, dass die Stadt keine Grundstücke anbietet, kann Nieskys Bauamtsleiterin Barbara Giesel nicht nachvollziehen. Allein im vergangenen Jahr hätten zehn Interessenten in der Stadt gebaut. „In diesem Jahr sind es schon fünf“, erzählt sie. Und weitere Grundstücke hat die Stadt im Angebot. So gebe es derzeit drei freie Grundstücke im Gebiet Wiesenweg. Hier beträgt der Preis für den Quadratmeter 58,80 Euro. Vier Grundstücke seien in Vorbereitung und bei vier Grundstücken laufen gerade die Baugrunduntersuchungen. Wer also aktuell nach einem Grundstück in Niesky sucht, der kann die Liste im Rathaus einsehen.

Auch im Umland gibt es noch genügend Grundstücke. Aktuell gäbe es, so Barbara Giesel, in der Gemeinde See, am Schäferberg, vier Grundstücke für Bauwillige. Der Baugrund koste aktuell 24 Euro pro Quadratmeter. Und die Entfernung zur Stadt sei durchaus zu bewältigen. Mit dem Auto sind es gerade mal zehn Minuten.

Gerade in der letzten Zeit bemerke man im Bauamt wieder verstärkt den Wunsch nach einem eigenen Heim. „Als um 2000 herum die Wohnbauförderung ausgelaufen war, ging die Nachfrage nach Baugrundstücken deutlich zurück“, so Barbara Giesel. Auf die neuen Nachfragen sei man aber gut vorbereitet. Von der Kirchengemeinde in See werden elf Grundstücke angeboten. Die Stadt helfe aber hier nur bei der Vermarktung.

Barbara Giesel hat aber auch die Erfahrung gemacht, dass Bauherren Ansprüche an Grundstücke haben, die mit der Realität nicht zusammenkommen. Wer also ein großes Grundstück mitten in der Stadt sucht, aber keine Nachbarn möchte, der sucht hier vergebens.