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Kein Spiel, keine Oase

Nach der Flut sind die Kinder einer Kita in Pirna vorerst woanders untergekommen. Jetzt sucht man nach Lösungen.

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Die Räume sind leer, sämtliche Fenster stehen weit offen. Es stinkt trotzdem. Im Garten steht Hausbesitzer Uwe Gnauck. Er schiebt Elbschlamm zusammen. Bäume, Sandkasten, das Holzschiff: Alles ist von einer grauen Schmutzschicht bedeckt. In der Pirnaer „Spieloase“ spielt keiner mehr. Die Flut hat die Kita in Copitz überschwemmt. Uwe Gnauck macht sich nichts vor: „Die Räume sind frühestens in einem Dreivierteljahr wieder bewohnbar.“ Er wirkt müde. Die Schäden an der Anlage sind enorm. „Der gesamte Gartenbereich ist zerstört, auch das Gartenhaus“, sagt Matthias Ullrich. Er ist der Vorsitzende der Elterninitiative, die die „Spieloase“ betreibt. Im Haupthaus hat sich schon Schimmel gebildet.

Normalerweise besuchen 28 Mädchen und Jungen die Kita. Die meisten von ihnen sind derzeit in der Kita „Spatzennest“ untergekommen. Eine Interimslösung, es ist eng. „Aber natürlich sind wir sehr dankbar, dass man uns aufgenommen hat“, sagt Ullrich. Einige Kinder werden auch von ihren Großmüttern zu Hause betreut. Das gibt Luft. Die achtjährige Leonie gehört nicht dazu. Sie spielt gerade in der Puppenstube im „Spatzennest“. „Ich finde es schön, aber ich möchte auch wieder in meinen Kindergarten zurück“, sagt die Sechsjährige.

Die Elterninitiative arbeitet bereits an einer Lösung. Vergangene Woche setzte sich der Vorstand mit der Stadtverwaltung Pirna und dem Landratsamt in Verbindung. „Man hat uns Unterstützung zugesagt“, sagt Matthias Ullrich. Sie haben mehrere Lösungsvorschläge besprochen.

Soll man nach dem Aufräumen zurückziehen? Oder doch ein Ausweichquartier? Im Gespräch ist auch ein möglicher Neubau. „Denn perspektivisch wollen wir mehr Kinder als 28 aufnehmen. Die ,Spieloase‘ soll wachsen“, sagt Ullrich. In den nächsten Wochen soll eine Entscheidung getroffen werden.

Pirnas Baubürgermeister Christian Flörke hat allerdings schon klargemacht , dass die „Spieloase“ nicht wieder zurück an ihren bisherigen Standort ziehen wird. Die Stadt sucht nach Lösungen. Fest steht jedenfalls: Auch nach der Flut wird es die „Spieloase“ geben. „Alle Eltern stehen voll hinter unserem Konzept“, betont der Vorsitzende. Die Einschätzung wird von Katrin Münnich bestätigt. Ihr Sohn Franz besucht die Kita. „Es ist eine sehr familiäre Atmosphäre, das ist gut für die Kinder. Alle Eltern sind engagiert“, sagt sie.

Auch Kita-Leiterin Silvia Rasch ist dankbar, dass man zunächst im „Spatzennest“ Unterschlupf gefunden hat – als Übergangslösung. „Denn auf Dauer ist die Kita hier zu klein.“ Rasch hängt an der „Spieloase“. „Alle Eltern helfen mit und leisten ihren Beitrag. Kommen neue Kinder in die Einrichtung, dann bilden wir beispielsweise Kinderpatenschaften, damit sie sich möglichst schnell eingewöhnen“, erklärt sie das Konzept. Irgendwann wird ihre Stimme brüchig. Schon 2002 hatte sich die Flut bis in die „Spieloase“ ergossen. In den Erdgeschossräumen stand das Wasser damals fast bist unter die Decke. „Danach hatten wir mithilfe von Spendengeldern alles mühsam aufgebaut. Jetzt stehen wir wieder vor dem Nichts“, sagt Elternsprecher Ullrich.

Aufgeben wollen sie hier aber nicht. Niemand. Sie hoffen auch auf Hilfe. Die kommt unter anderem vom „Lichtblick“ der Sächsischen Zeitung. Die Stiftung hat eine finanzielle Unterstützung von mindestens 10.000 Euro zugesagt.