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Kein Wohnen in der alten Ziegelei

Die Hürden seien zu hoch, fand OB Lemm im Radeberger Stadtrat. Die CDU wäre gern einen anderen Weg gegangen.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Ein Blick via Satelliten-Kamerafoto aus dem Weltall zeigt auf dem Computerbildschirm ein grandioses Grundstück gleich neben der Badstraße in Radeberg: viel Grün, ein See und das direkt am Stadtrand. Das Areal der alten Ziegelei nämlich. Eine bessere Lage für ein Wohnbauprojekt gibt es eigentlich kaum. Das dachte sich auch die Eigentümerin des Grundstücks, das schon seit Jahren nicht mehr als Ziegelei genutzt wird und dessen Gebäude so ziemlich morsch sind. Sie stellte den Antrag, die Stadt möge doch ein sogenanntes Bauleitplanverfahren einleiten – ein bürokratisches Verfahren, an dessen Ende ein Bebauungsplan herauskommt, der dann festlegt, was hier gebaut werden kann und wie es aussehen könnte.

Zu viele Stolpersteine

Aber die Satellitenfotos werden wohl auch künftig ein Grundstück zeigen, auf dem sich kein Baukran dreht. Denn die Stadt wird vorerst keinen Bebauungsplan auf den Weg bringen. Eine Stadtrats-Mehrheit folgte damit den Argumenten, die Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD) ins verbale Feld geführt hatte. „Es gibt einfach viel, zu viele Stolpersteine“, brachte der OB seine Sicht auf den Punkt. Zuvor hatte er etliche der erwähnten Stolpersteine aufgezählt. So liegt das Areal aus Sicht der Stadtverwaltung zu nah an Gewerbeunternehmen, was eine Wohnbebauung schwierig erscheinen lasse, machte Lemm deutlich. Autohäuser, die Aral-Tankstelle, die Fressnapf-Filiale und auch Gebäude des Elektronikunternehmens Frequenz grenzen an die Fläche an. Wobei auch der OB durchaus die Möglichkeit sieht, diese Hürde nehmen zu können. Aber, so machte er gleich deutlich, da warte schon die nächste. In der weit über Radeberg hinausreichenden Regionalplanung sei die Fläche als Grüngürtel eingestuft und damit sehr schwer sozusagen in Bauland „umwandelbar“. Auch sei bei einer Bebauung der gesetzlich vorgeschriebene Abstand zum Wald nicht machbar und niemand wisse, ob sich aus den Jahrzehnten der Ziegelei noch Umwelt-Altlasten im Boden befinden, führte Lemm weitere Fakten an. „Wir würden uns insgesamt die Zähne ausbeißen, hier tatsächlich einen Bebauungsplan genehmigt zu bekommen“, ist der OB überzeugt. Noch dazu, weil es einfach noch eine Menge anderer Flächen in Radeberg gebe, die problemloser für neue Wohnbauprojekte geeignet seien. Was allerdings der Eigentümerin nichts nützt, denn diese anderen Flächen gehören eben natürlich auch anderen Eigentümern …

CDU-Mann: Versuch könnte es wert sein

Die CDU-Fraktion war in der Debatte dennoch nicht wirklich unumwunden einverstanden mit der Sicht von Lemm. „Bei allem Verständnis für die Argumente“, so CDU-Stadtrat Thomas Israel, „ich habe durchaus Bauchschmerzen, von vornherein zu sagen, dass es nicht geht“. Einen Versuch wäre es aus Sicht Israels ja zumindest mal wert. Die Stadt habe doch eigentlich nichts zu verlieren, findet er. „Was spricht denn dagegen, das Verfahren vom Investor bezahlen zu lassen – und zu schauen, was herauskommt.“ Lemm wollte sich darauf aber nicht einlassen, „weil es eine Planung wäre, die weder sinnvoll noch machbar ist“, blieb er bei seiner Sicht. Freie-Wähler-Chef Detlev Dauphin – von Beruf Architekt – verwies dann auf das von ihm vor Jahren ganz in der Nähe umgesetzte Bauprojekt des Neubaus der Firma Reifen Mieth. „Wir brauchten damals nur gut zwei Meter mehr Platz, das war ein ganz, ganz zähes Ringen mit dem Landratsamt.“

So brachte der Stadtrat in dieser Sitzung dann zwar gleich zwei neue Wohnbau-Gebiete auf den Weg – auf der alten „Wellpappe“ an der Pulsnitzer Straße und auf dem Areal der alten Stadtmühle an der Dresdener Straße –, aber lehnte den Antrag für die alte Ziegelei mehrheitlich ab.