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Keine Königsmacher

Ich gehöre zu jenen Dresdner Wählern, die bei der ersten Runde der Bundestagswahl am 18. September zum Zuschauen verdammt sind. Der tragische Tod einer Direktkandidatin kurz vor dem Wahlsonntag macht hier eine zweiwöchige Verzögerung notwendig, die nun aber bundesweit für heftige Debatten sorgt.

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Ich gehöre zu jenen Dresdner Wählern, die bei der ersten Runde der Bundestagswahl am 18. September zum Zuschauen verdammt sind. Der tragische Tod einer Direktkandidatin kurz vor dem Wahlsonntag macht hier eine zweiwöchige Verzögerung notwendig, die nun aber bundesweit für heftige Debatten sorgt. Glaubt man den Parteien, die sich im heftigen Wettstreit um jede Stimme befinden, sind die betroffenen rund 219 000 Wahlberechtigten am Ende womöglich die Königsmacher, die allein darüber entscheiden können, ob SPD-Kanzler Gerhard Schröder weitermachen darf oder durch seine CDU-Herausforderin Angela Merkel abgelöst wird. Und sicherlich wird sich allen voran Bayerns CSU-Chef Edmund Stoiber bei einer solchen Ausgangssituation in seinem Ärger bestätigt fühlen, wonach der Osten im Allgemeinen und die dort lebenden Frustrierten im Speziellen jedesmal im Alleingang über Deutschlands politisches Schicksal entscheiden.

Doch diese Sicht auf die Dinge ist natürlich falsch. Auch diesmal wird die Wahl nicht in einem Ort sondern in ganz Deutschland entschieden. Wenn es erneut knapp wird, spiegelt das allein die Unfähigkeit der Parteien wider, mit ihren Konzepten genügend Wähler für eine stabile Mehrheit zu mobilisieren. Die Bürger wollen schließlich nicht nur Alternativen, sondern vor allem Lösungen für die Probleme in diesem Land. Und weil man die in den Wahlkampfzentralen oft nicht bieten kann, gleicht sich die Unsicherheit eben aus. Viele Politiker haben das offenbar nicht verstanden. Drohend nehmen sie nun 219 000 Wahlberechtigte in die Pflicht, im Fall der Fälle nur nichts falsch zu machen. Doch auch in Dresden wird niemand auf Kommando die Richtung wechseln. Die Wähler werden allein an Hand eigener Kriterien und nicht auf Zuruf entscheiden – nur etwas später als alle anderen.