Merken

Keine Sorge bei Opel-Händlern wegen neuer Verträge

Der neue Mutterkonzern des Unternehmens hat zwar europaweit Verträge gekündigt. Aber Unternehmen in der Region sehen das gelassen.

Teilen
Folgen
© Jens Trenkler

Von Thomas Staudt und Matthias Klaus

Es ist ja nicht so, dass so etwas zum ersten Mal passiert, sagt Detlef Richter. Er ist Chef des Autohauses Geißler in Hagenwerder. „Wir haben es mit einer ganz normalen Vorgehensweise zu tun, wenn etwas im Konzern umstrukturiert wird“, schildert er. Sprich: Die Verträge mit den Opel-Händlern europaweit wurden vom neuen Mutterkonzern PSA zwar gekündigt. Aber es wird neue Papiere geben. „Ich bin optimistisch, dass es mit dem neuen Vertrag keine negativen Konsequenzen für uns geben wird“, sagt Detlef Richter. Und: „Es ist nichts, wo wir jetzt das große Herzflattern bekommen. Wenn wir unsere Arbeit gut machen, und das tun wir, bekommen wir auch einen entsprechenden Vertrag.“ Der sei dem Autohaus Geißler auch schon angekündigt worden. Im Wortlaut liege er noch nicht vor. „Aber wir gehen davon aus, dass wir ihn demnächst bekommen“, sagt Detlev Richter. Auch sein Kollege Thomas Theurich, Chef des Autohauses Tesch, einem Opel-Servicepartner, an der Görlitzer Jakobstraße sieht derzeit keine Auswirkungen. „Es betrifft uns nicht“, sagt er.

PSA hatte in Europa 1 600 Verträge gekündigt, in Deutschland 385. Nur zwölf dieser Betriebe soll kein neues Angebot gemacht werden. Das Autohaus Geißler gehört zum Händlerverbund ACO, der Autocenter Oberlausitz AG, mit fünf Eigentümern und sieben Standorten von Großschönau bis Weißwasser, von Hagenwerder bis Sohland an der Spree. Alle zusammen verkaufen jährlich weit über Tausend Fahrzeuge. Im vergangenen Jahr betrug der Gesamtumsatz 42 Millionen Euro. Die ACO zählt damit im Osten wie auch bundesweit zu den fünf verkaufsstärksten Händlern.

Im Autohaus Henke herrscht geschäftiges Treiben. Kunden kommen und gehen, Mitarbeiter wuseln zwischen Computerbildschirmen, den neuen Modellen und der Werkstatt hin und her. Das neue Eingangsportal strahlt im schönsten Opelgelb und mit ihm um die Wette strahlen Lothar (65), Elisabeth Henke (35) und Katharina König (40). Der Vater und seine Töchter haben allen Grund dazu. Sie sind derzeit dabei, zu meistern, woran andere scheiterten. Es geht um nichts weniger als die Geschäftsnachfolge. Er wird sich langsam zurückziehen, die Töchter übernehmen, in Niesky Katharina König, in Weißwasser Elisabeth Henke. Die Kunden wissen bereits Bescheid. Der Übergang erfolgt schrittweise. Die Autovermietung ist bereits überschrieben. Elisabeth und Katharina haben Prokura. Alles andere wird dauern.

Umsatz wird in Niesky aber nicht nur mit Neuwagen gemacht, nicht nur mit Pkw und nicht nur mit Opel. „Wir können Ihnen Fahrzeuge jeder Marke besorgen, wenn Sie das wollen“, sagt Elisabeth Henke. Vor zwei Jahren übernahmen Henkes 350 gebrauchte Lieferwagen. Alles Opel. Alle sind inzwischen komplett verkauft. Lothar Henke betreut zudem bundesweit Leasing- Kunden mit mehreren Tausend Fahrzeugen. Ein Fuhrpark im bayerischen Bad Aibling umfasst allein 1 800 Fahrzeuge, zwei weitere in Berlin 200 beziehungsweise 600 Fahrzeuge. Darüber hinaus gehört ein Autoverleih zu Henkes Geschäftsmodell und die Umrüstung von Nutzfahrzeugen. Am Stammsitz der Familie im Nieder Seifersdorfer Ortsteil Attendorf werden sie mit Sicherheitsschlössern versehen, beschriftet oder so umgebaut, wie der Kunde es wünscht und braucht. Alle Mitarbeiter sind topgeschult und wiederkehrende Investitionen obligatorisch, so Henke. Als Nächstes steht eine Schulung zum Thema Elektrofahrzeuge an. Bei den Investitionen ist die Filiale in Weißwasser bereits auf dem neuesten Stand. In Niesky müssen der Rollenprüfstand und die Direktannahme umgebaut werden. Investitionsvolumen 2018 insgesamt: 100 000 Euro. Bedenken wegen der neuen Verträge mit PSA? Nein, heißt es im Autohaus Henke, das verursache keine Kopfschmerzen. „Wir haben aktuell fünf oder sechs Einzelverträge – für Service, für Nutzfahrzeuge und so weiter. Das will PSA nicht mehr. Und das kommt uns durchaus entgegen“, meint Lothar Henke. Mehr nicht? Droht der Druck mit neuen Verträgen nicht noch stärker zu werden? „Wir sind Händler, wir wollen verkaufen. Deshalb erwarten wir von PSA entsprechende Strategien“, so Lothar Henke. Er hoffe, der Wechsel werde wie der Umstieg von einer Dampflok auf einen ICE.

Die Geschichte des Autohauses Geißler in Hagenwerder begann bereits 1925. Schmiedemeister Reinhard Geißler legte in Leuba den Grundstein für das heutige Geschäft. Sohn Oswald Geißler reparierte Fahrzeuge aller Typen. Nach dem Krieg eröffnete er seine Werkstatt neu, führte sie bis 1970. Dann übernahm Sohn Hans, Vater von Kerstin Richter. Mit Schwiegersohn Detlef fiel die Entscheidung nach der Wende, näher an die Stadt heranzurücken – mit Opel. Die jetzt angekündigten neuen Verträge mit PSA sollte man nicht schlechtreden, sagt Detlef Richter. Der Autohauschef: „Sie werden eben an die neuen Bedingungen angepasst.“