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Kicker trotzen Katastrophe

Der Schaden im Vereinsheim der Fußballer ist so groß, dass sogar der Saisonstart gefährdet ist. Aber es gibt auch gute Nachrichten.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Gröditz. Gunter Wendt ist eigentlich ein humoriger Typ. Beim Rundgang durch das Gebäude seines Gröditzer Fußballvereins vergeht ihm aber manchmal das Lachen. „Das war alles erst frisch saniert. Jetzt ist es wie nach einem Bombeneinschlag“, sagt er und lässt den Blick schweifen. Auf Wände, von denen der Putz abgestemmt ist. Auf kreuz und quer stehende Möbel. Und den feinen hellen Staub, der überall hingerieselt ist.

An einer Bomben-Detonation liegt es zwar zum Glück nicht, dass es so aussieht. Doch der Wasserschaden – der eigentliche Grund für den Zustand – wäre den Fußballern trotzdem lieber erspart geblieben. Ende Mai hatten Vereinsmitglieder bemerkt, dass irgendwas nicht stimmt im Gebäude. An Kabinenwänden hatten sich feuchte Flecke gebildet, die immer größer wurden. Mit detektivischem Gespür konnte ein defekter Spülkasten im Behinderten-WC als Übeltäter identifiziert werden. Hinter Fliesen und Trockenbauwänden war durch ein Rohrleck über Wochen Wasser nach unten gelaufen. „Für uns war das unmöglich zu sehen“, sagt Gunter Wendt.

Erste Erkenntnisse ergaben, dass sich erst die Bodenplatte und dann viele Wände im Haus mit Wasser vollgesogen hatten. Eine Bautenschutz-Firma wurde hinzugezogen. Deren Trockner haben den Stromzähler mächtig rotieren lassen: „16 000 Kilowattstunden sind reingeflossen“, sagt Gunter Wendt. Zum Vergleich: Ein Haushalt mit vier Personen benötigt im Jahr etwa 5 000 Kilowattstunden.

Die etwa 30 000 Euro teure Trocknung hat aber anscheinend Schlimmeres verhindern können. Anders als anfangs zum Beispiel befürchtet muss der Fußboden wohl nicht rausgerissen werden. „Zum Glück, sonst hätten wir das Gebäude ein Jahr nicht nutzen können“, sagt Gunter Wendt. Der Putz an vielen Wänden musste trotzdem runter. Nur die DDR-Wände aus Vollbeton haben nichts aufgenommen“, sagt Gunter Wendt und klopft an eine der Wände, die früher mal zur Schule gehörten. Bis in 1,20 Meter Höhe ist der Putz an den restlichen Wänden entfernt. Insgesamt 40 Multicar-Ladungen Schutt kamen zusammen.

Pessimistische Prognose

Nutzbar ist das Vereinsheim derzeit für die Fußballer nicht – und dabei wird es vorerst bleiben. Weil die Baufirmen zu tun haben, sei es schwer, jemanden zu finden, der jetzt weitermacht. Was zum Problem für den Saisonstart im August werden kann. 20 Mannschaften wollen nach den Ferien am Eichenhain wieder ihren Spiel- und Trainingsbetrieb aufnehmen. „Das macht mir wirklich Sorgen. Ich hoffe, dass wir bis dahin zumindest drei, vier Kabinen wieder hergerichtet haben“, sagt Gunter Wendt.

Der Vereinspräsident wünscht sich das auch, seine Prognose ist aber etwas pessimistischer. „Die ersten ein, zwei Monate nach Saisonbeginn werden wir mindestens noch für die Reparaturen brauchen“, schätzt Klaus Hirschnitz. Er hoffe auf die Solidarität der anderen Vereine. Denn die „ausgebombten“ Fußballer sind weiter auf die benachbarte Sporthalle angewiesen, die auch andere Gröditzer Sportler nutzen.

Trotz der Katastrophe in ihrem Vereinshaus: Die Kicker lassen sich nicht unterkriegen. Schon das Vereinsfest Anfang Juni war trotz Wasserschaden gefeiert worden. Und ab Montag richtet der FV zudem sein jährliches Feriencamp aus, bei dem 60 Kinder eine Woche lang Sport machen und gemeinsam Spaß haben sollen.

Gunter Wendt bereitet derweil im provisorischen Büro im Vereinsheim den Saisonstart vor, füllt Transferpapiere und Spielerpässe aus. Das Lachen ist inzwischen wieder in sein Gesicht zurückgekehrt. Was vielleicht auch daran liegt, dass die Versicherung die Schadensbeseitigung wohl komplett zahlen wird. Und damit es nicht wieder zum Wasserschaden kommt, lässt sie derzeit schon mal die Spülkästen in den anderen WCs des Gebäudes überprüfen.