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Kirche will chinesische Ausstellung nicht zeigen

Eine Meißnerin wollte sie zum Tag der Sachsen präsentieren. Doch Küster Jens Heinert lehnte ab – wegen Einseitigkeit.

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© ars honesta e.V.

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht – dies sind Werte, die allen Menschen und speziell allen Religionen wichtig sein sollten. Das dachte sich Nancy McDonnell aus Meißen, als sie der Großenhainer Marienkirche für den Tag der Sachsen eine Ausstellung von „ars honesta“ – Verein für Kunst und Menschenrechte Deutschland e.V. aus Hanau – anbot. Diese Schau vereint Ölgemälde chinesischer Künstler, die im Ausland leben müssen.

Erschütternd, was da passiert

Denn sie praktizieren Falun Gong, eine neureligiöse Bewegung, die in China verboten ist. „Die Künstler wurden verfolgt, in ihren Bildern haben sie auch ihre Erlebnisse verarbeitet“, sagt Sprachmittlerin Nancy McDonnell. Sie unterstützt den Trägerverein, weil sie dem Buddhismus nahesteht.

Und fand anfangs auch bei Küster Jens Heinert von der Marienkirchgemeinde Gehör. „Mich erschüttert, was da passiert“, gibt der Großenhainer zu. Doch hätte er schon zugleich ein schlechtes Bauchgefühl gehabt, sagt er. „Die Kirche ist ein christlicher Kultraum, kein wertneutrales Gebäude. Wir sollten darin nicht für einen anderen Glauben Werbung machen“, so Heinert. Gerade zum Tag der Sachsen könnten aber viele Menschen unbedarft ins Gotteshaus kommen. Würden sie dann diese chinesische Kunst, die wohl kaum wertfrei ist, mit christlichem Verständnis vermischen?

Küster Heinert wandte sich deshalb an den Sektenbeauftragten der evangelischen Landeskirche, Dr. Harald Lamprecht. Der hatte sich schon 2007 in einer Veröffentlichung über Falun Gong kritisch mit deren Hintergründen auseinandergesetzt. Er schrieb: „Der Umfang, in dem diese Aufklärungsarbeit geschieht, hinterlässt den schalen Beigeschmack, dass hier das Leiden der Menschen in China zur Werbung für die eigene Organisation instrumentalisiert wird.“ Das sieht nun auch Jens Heinert als tendenziös an. Er kam zu der Auffassung, dass sich die Marienkirche mit der Ausstellung in ein falsches Licht setzen würde. „Es wäre doch besser, wenn auch andere chinesische Opfer thematisiert würden, zum Beispiel die Christen“, sagt Heinert. Grundsätzlich wäre es ihm sowieso lieber gewesen, wenn eine Ausstellung einen interreligiösen Aspekt hätte, also auch das Judentum oder der Islam einbezogen wären.

Die Einschätzung des Sektenbeauftragten Harald Lamprecht, dass Falun Gong „nicht nur eine schlichte Meditationsgruppe auf dem Esoterikmarkt und über jegliche Kritik erhaben“ ist, brachte Heinert schließlich zur Ablehnung der Ausstellung. Dem schloss sich auch Pfarrer Pohl an.

Nancy McDonnell ist darüber enttäuscht. In ihren Augen hat sich der Küster „negativ beeinflussen“ lassen. „Die Unterstellung der Werbung verstehe ich nicht“, sagt sie. Es wäre ein kommunistisches Prinzip: Keine Freiheit für Andersdenkende. „Wir dürfen nicht wieder in diese Struktur zurückfallen“, mahnt die Meißnerin. Jetzt sucht sie neue Partner, die die Ausstellung zeigen wollen. Ohne Kommerz und Kosten versteht sich.

www.ars-honesta.de ; www.confessio.de/Lexikon/Falun Gong