Merken

Kirchturmspitze glänzt wieder

Kreuz und Kugel der Schmeckwitzer Kirche wurden gereinigt und neu mit Blattgold beschlagen. Eine großzügige Spende machte dies möglich.

Teilen
Folgen
NEU!
© Kristin Richter

Von Manuela Reuß

Schmeckwitz. Jetzt ist die Schmeckwitzer Kirche wieder komplett. Kreuz und Kugel sind zurück. Golden funkeln beide auf der Kirchturmspitze in der Sonne und sind so schon von Weitem für viele sichtbar. Der Schmeckwitzer Kirchenvorstand ist zufrieden. Die großzügige Spende, die sie von Joachim Richter bekamen, ist gut angelegt. Die Christen wollten damit ein Zeichen setzen. Das ist ihnen gelungen.

Kopien alter Dokumente aus dem Jahr 1901, sorbische und deutsche Zeitungen, ein aktueller Kirchenbote und auch der Lebenslauf von Joachim Richter wanderten unter anderem in die Kugel, bevor sie wieder aufs Dach kam.
Kopien alter Dokumente aus dem Jahr 1901, sorbische und deutsche Zeitungen, ein aktueller Kirchenbote und auch der Lebenslauf von Joachim Richter wanderten unter anderem in die Kugel, bevor sie wieder aufs Dach kam. © Kristin Richter
Sven Opitz vom Malerbetrieb Rentsch und Wendler Doberschütz (rechts) und Henrik Gerntke vom Dachdecker- und Zimmermannbetrieb Schmeckwitz beim Befüllen der frisch vergoldeten Kugel.
Sven Opitz vom Malerbetrieb Rentsch und Wendler Doberschütz (rechts) und Henrik Gerntke vom Dachdecker- und Zimmermannbetrieb Schmeckwitz beim Befüllen der frisch vergoldeten Kugel. © Kristin Richter

Dass die Schmeckwitzer Kirche in den Genuss der Geldspende kam, hat sie ihrem früheren Pfarrer Zimmermann zu verdanken. „Er war eine herzensgute Seele“, erinnert sich Kirchenvorstandsmitglied Eberhard Zobel. Er hatte den rührigen Seelsorger noch kennengelernt. Bei Pfarrer Zimmermann in der Schmeckwitzer Kirche fand Joachim Richter 1945 einen Anlaufpunkt, als er mit seiner Mutter aus Schlesien kommend, in der Kamenzer Region sesshaft wurde. In Schmeckwitz wurde er ein Jahr später auch konfirmiert. „Die freundliche Aufnahme in der Kirchgemeinde vergaß er nie“, weiß Eberhard Zobel.

Richter unterstüzte Projekte in Nigeria

1951 legte Richter in der Lessingschule Kamenz sein Abitur mit Bestnote ab. Danach begann der politisch Interessierte und dem in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR herrschenden System kritisch Gegenüberstehende in Dresden Bauingenieurwesen zu studieren. 1953 wechselte er zur Hochschule Aachen.

Nach dem Studium fasste er Fuß in der Baubranche und war schließlich für die bekannte Firma Bilfinger & Berger erst in Ägypten und danach bis zum Ende seines Berufslebens in Nigeria in leitender Stellung tätig. Dabei verdiente er sehr gut. Sein dadurch erworbenes Vermögen wollte der Diplomingenieur aber nicht nur für sich allein verwenden. Deshalb unterstützte er u.a. soziale Projekte in Nigeria, ein SOS-Kinderdorf oder die Kriegsgräberfürsorge.

Als die Mauer gefallen war, besuchten Joachim Richter und seine Frau auch die Schmeckwitzer Kirche. Was sie dort sahen und erlebten, gefiel ihnen. Die engagierte 280-Seelen-Gemeinde wirbelt unermüdlich, um Kirche, Friedhof und Gemeindehaus am Leben zu erhalten.“ Trotzdem waren beispielsweise die Risse am Pfarrhaus nur verputzt. „Für einen Anstrich war kein Geld mehr da.“ Wahrscheinlich war Herr Richter deshalb der Meinung, dass er uns Gutes tun muss“, erzählt Eberhard Zobel.

Turmkreuz 1981 zum letzten Mal vergoldet

Die Schmeckwitzer waren überrascht, als das ehemalige Mitglied ihrer Gemeinde ihnen eine großzügige Spende in Aussicht stellte. Nachdem Joachim Richter am 28. Mai 2011 starb, vollzog seine Ehefrau sein Vermächtnis und überwies der Kirchgemeinde die Spende. Dafür sollten die Christen sich etwas leisten, was sie aus eigenen Mitteln nicht schaffen würden.

„Wir haben lange überlegt. Schließlich wollten wir mit dem Geld etwas Vernünftiges tun.“ Zunächst dachte der Kirchenvorstand daran, neues Abendmahlgeschirr anzuschaffen. Sogar Kataloge wurden schon gewälzt. Doch schließlich hatten die Schmeckwitzer die Idee mit dem Turmkreuz. Das war im Jahr 1981 letztmalig vergoldet worden und hatte im Laufe der Zeit seinen Glanz verloren.

Am 21. April dieses Jahres holten Mitarbeiter der Schmeckwitzer Dachdeckerfirma Gerntke Kreuz und Kugel vom Dach. Die Firma Rentsch und Wendler in Doberschütz verpasste beiden wieder den alten Glanz. Seit Sonntag ist die Kirchturmspitze nun wieder komplett. „Jetzt sieht man das Turmkreuz schon am Kreisverkehr in Wendischbaselitz. Die goldene Kugel ragt nämlich ein Stück über die Bäume raus“, freu sich Eberhard Zobel.

Das Aufsetzen des Kreuzes feierte die Kirchgemeinde zusammen mit den katholischen Schwestern und Brüdern des Ortes und dem Räckelwitzer Bürgermeister Franz Brußk mit einem kleinen Fest. 15 Uhr, als die Andacht begann, sei der Himmel ganz schwarz geworden und es habe angefangen fürchterlich zu schütten, erzählt das Kirchenvorstandsmitglied. „Doch als wir nach der Andacht aus der Kirche kamen, herrschte wieder strahlender Sonnenschein.“