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Kiwis wachsen auch in Sachsen

Werner Merkel hat winterharte Kiwis gezüchtet. Zum Markttag bietet er Pflanzen an – und berät auch Hobbygärtner.

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© privat

Von Jürgen Müller

Staucha. Als Rita Brauns aus Chemnitz vor knapp zwei Jahren zum ersten Mal als Händlerin zum Markttag nach Staucha kam, traute sie ihren Augen kaum. Nach gut zwei Stunden war sie ausverkauft. Dabei verkaufte sie etwas, was es in jedem Supermarkt gibt: Kiwis. Oder etwa doch nicht? Nein, es waren keine Früchte, sondern Pflanzen. Wachsen Kiwis auch in Sachsen? Na klar, sagt Werner Merkel, ihr Vater und zugleich Züchter der speziellen Kiwi-Sorten. Die sind nämlich winterhart, wachsen also auch in Sachsen und heißen deshalb auch so: Sachsen-Kiwi oder auch Kiwai. Sie halten Temperaturen bis zu minus 35 Grad Celsius aus.

„Da in der DDR ebenfalls Züchtungen auf Basis von Hybriden zwischen den Arten vorhanden waren, sind die hier entstandenen neuen Pflanzen von staatlichen Institutionen nach der Wende getestet worden und schon 2003 die erste Sorte „Julia“ aus Sachsen der Fachwelt vorgestellt worden“, so der 79-Jährige. Weitere fünf Typen der reichtragenden „Kiwi-Berry-Sorten“ aus Veitshöchheimer Prüfung sind 2014 zur Gärtnermesse IPM der Fachwelt und dem Handel vorgestellt worden. Diese und weitere Sorten aus Sachsen sind auch am 2. Juli auf dem Markt in Staucha zu haben. So die Actinidia deliciosa, die große grüne Kiwi, die aus Asien stammt und in Neuseeland kultiviert wurde. Den frostsicheren Mini-Kiwis hat der Hobby-Züchter einen verführerischen Namen gegeben: Romeo für die männliche und Julia für die weibliche Pflanze. Von Reisen, die ihn auch ins Ausland führten, brachte er viele Pflanzen und auch verschiedene Samen mit, kreuzte sie, experimentierte damit. Und die Merkels bringen viele neue Sorten mit: Jassai, Cinderella, Super-Jumbo, Molly oder Jumbo-Fresh.

Viel Geduld ist nötig

Werner Merkel räumt ein, dass der Anbau von Kiwis eine langwierige Sache ist. „Alles muss stimmen, der Standort, die Erdmischung“, sagt er. Und es dauert, bis die Pflanzen Früchte tragen, meist sechs bis acht Jahre. Sorten wie die Julia haben schon nach zwei bis drei Jahren Früchte. Bis zum maximalen Aufbau dauert es aber weitere sechs Jahre. „Dann aber sind Ernten von 18 bis 24 Kilogramm keine Seltenheit“, so der Züchter.

Ganzjährig sind zwar Kiwis aus Italien und ab Frühjahr aus Neuseeland im Supermarkt zu haben. „Leider lässt oft das Aroma der noch ziemlich unreifen Früchte zu wünschen übrig. Der Gedanke an den Anbau im eigenen Garten ist daher verständlich, wenngleich mit diesen Arten nicht erfüllbar“, sagt Werner Merkel. Denn ist das Holz Temperaturen von unter minus zwölf Grad Celsius ausgesetzt, geht die Blütenanlage für die kommende Saison verloren.

Anders ist das bei der Sachsen-Kiwi, der Kiwai. Die Früchte sind rund bis oval, teilweise walzenförmig, aber meist etwas abgeflacht. Die Früchte sind kleiner, aber im Gegensatz zur Kiwi sind Kiwais ausnahmslos glattschalig und unbehaart, brauchen also nicht geschält zu werden; die dünne Fruchtschale ist sogar zarter als bei der Stachelbeere. Der Geschmack ist dank der hohen Fruchtsüße bei harmonischem Säureanteil delikat. „Da diese Obstart in Europa gut ausreift, ist das Fruchtfleisch wesentlich aromatischer als das der Kiwi, die ähnlich wie Bananen unreif geerntet wird“, erklärt der Züchter.

Kiwais sind reich an Vitalstoffen. So ist der Vitamin-C-Gehalt mindestens doppelt so hoch als jener der Zitrone bei gleichen Gewichtsanteilen, dazu enthält dieses Obst Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen, Kalium, Phosphor, Magnesium, Kupfer und Chrom. Die Kerne werden mitgegessen, sie enthalten die seltenen Fettsäuren Omega 3 und 5. Allergische Reaktionen, wie sie bei Kiwis vereinzelt auftreten, sind nach Genuss von Kiwais nicht beobachtet worden. Außerdem werden die glattschaligen Kiwais im Gegensatz zu den handelsüblichen „bepelzten“ Kiwis niemals mit Chemikalien behandelt.

Neun neue Sorten

Werner Merkel will auf dem Markt nicht nur verkaufen, sondern vor allem beraten. „Alle Hobbygärtner, die Kiwis mit mehr oder weniger Erfolg anbauen, sollten sich in Staucha treffen, um ihre Probleme zu lösen“, empfiehlt er.

Hier aus der Region Sachsen sind in den letzten Jahren neun neue Sorten der Kiwibeeren (Actinidia arguta) als winterhartes robustes Beerenobst über die Landesanstalt für Weinbau Veitshöchheim bei Würzburg in den Handel gebracht worden. Von rund 30 weltweit gehandelten Sorten dieser Art sind also neun in Sachsen entstanden. „Das ist doch ein toller Beitrag, dass auch aus Sachsen Innovationen im Gartenbau kommen. Die neuesten sächsischen Sorten bringen wir selbstverständlich mit“, sagt Werner Merkel.

Der Markt findet am 2. Juli von 9 bis 14 Uhr in der Markthalle des Rittergutes Staucha statt. Das Motto lautet Gesundheitsmarkt - Fit durch den Sommer.