Merken

Klebt wie Kaugummi

Eine Königsbrücker Firma verkauft einen besonderen Kaltasphalt – und macht sich damit bei Autofahrern beliebt.

Teilen
Folgen
NEU!
© Matthias Schumann

Nicole Preuß

Königsbrück. Die Situation ist abzusehen. Der Schnee ist weg, die Schlaglöcher wachsen und das Geholper auf den Straßen beginnt. Die Königsbrücker Baustoffproduktions- und Handelsgesellschaft (BPH) stellt sich seit Jahren darauf ein. Im Lager der Firma steht ein weißer Tonnensack mit Kaltasphalt neben dem anderen. Mitarbeiter stapeln kleinere Beutel auf Paletten, die später bundesweit verkauft werden sollen. Die ganze Halle am Steinbruch ist voll davon. Die Königsbrücker Firma hat viel zu tun und das liegt auch an einem ihrer Verkaufsschlager: dem Kaugummiasphalt.

Die Firma hat sich den Begriff schützen lassen. Und das, obwohl die Verbindung von Kaugummis und Straßen doch eher unangenehme Bilder weckt. Man denkt an schwarze Flecken, Spachtel und stundenlange Abkratzarbeit. Der Vertriebsmanager der Firma, Sven Stumberger-Fischer, schmunzelt. Er war an der Entwicklung des Produkts und des Namens maßgeblich beteiligt. „Viele haben am Anfang gelacht“, sagt er. „Aber unser Produkt ist wie ein Kaugummi. Zunächst ist es flexibel und, wenn es auf der Straße ist, passt es sich der Reparaturstelle optimal an und wird fest.“

Granit für den hohen Norden

Die Firma BPH gründete sich vor wenigen Jahren in Königsbrück. Sie übernahm 2013 den Steinbruch an der Höckendorfer Straße. Das Brechen und Verkaufen von Granit ist eines ihrer Standbeine geblieben. Regelmäßig wird gesprengt. Dann kommen die Radlader und transportieren das Material ab. Die Firma verkauft den Granit zum Beispiel in den hohen Norden. Dort dient er als Uferbefestigung für Wasserstraßen, Seen und Meere. Ein zweites Standbein der Firma sind Sächsische Wegedecken. Der Belag ist schon seit Jahrzehnten in Parklandschaften zu finden. Die Wege bei Schloss Pillnitz und dem Japanischen Palais in Dresden wurden zum Beispiel mit dem Sand-Splitt-Gemisch befestigt. BPH hat sich die Rechte an der Bezeichnung und der Rezeptur gesichert und verkauft die Decken inzwischen auch an Privatleute, die sich ihre Einfahrt oder einen Weg im Garten neu gestalten wollen.

Der Kaugummiasphalt wurde eigentlich von einer Tiefbaufirma entwickelt. Doch die ging in Insolvenz. BPH nahm das Produkt auf und ist froh über die Entwicklung, die es seitdem genommen hat. Die Nachfrage wächst stetig. Straßenmeistereien und Bauhöfe in Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und Luxemburg zählen zu den Kunden. Fachfirmen und Privatleute kaufen den Kaltasphalt ebenfalls. Der Baustoffhandel hat das Produkt inzwischen in seinem Angebot.

Von besonderem Stoff umhüllt

Die Königsbrücker lassen den Asphalt in einem Mischwerk herstellen. Das Gestein, das in jedem anderen Asphalt zu finden ist, wird im Bitumen von einem besonderen Stoff umhüllt. Dieser soll dafür sorgen, dass der Asphalt auch nach zwei Jahren Lagerzeit noch gut verarbeitbar ist. Die Rezeptur des Stoffes ist geheim. Die britische Firma Macismo hat das Patent darauf. Das Königsbrücker Firma hat sie für die Verhältnisse in Deutschland und den angrenzenden Ländern angepasst.

Das Produkt soll Schlaglöcher stopfen, aber nicht ganze Straßen asphaltieren. „Es überbrückt die Zeit, bis die Straße grundständig saniert werden kann. Es wird aber vermehrt auch als dauerhafte Lösung für Straßenreparaturen verwendet“, sagt Sven Stumberger-Fischer. Fünf Jahre sind die ältesten Stellen mittlerweile alt, die mit dem Kaugummiasphalt repariert wurden. Sie halten noch immer. Der Einbau soll relativ einfach sein und ist zu jeder Jahreszeit möglich. Die Bauleute rücken an, kehren das Loch gründlich aus und bauen den kalten Asphalt ein. Dann verdichten sie mit einem Handstampfer oder einer Rüttelplatte das Material und kurz darauf können die Autos wieder drüberfahren. „Das Nachverdichten erledigt dann der Verkehr“, sagt Sven Stumberger-Fischer. Absperrungen entfallen so theoretisch. Das Baufahrzeug fährt ran, die Bauleute reparieren das Schlagloch und sofort kann die Straße wieder freigegeben werden.

Zehn Menschen arbeiten mittlerweile auf dem Gelände der Firma BPH in Königsbrück. Und es sollen noch mehr werden. Die Geschäftsführer Frédéric Robert-Kasper und Albrecht Lukas Hammel haben einige Pläne. So könnte auf dem Gelände in Königsbrück auch mal ein Schaugarten für Wegedecken entstehen. Doch so weit ist es noch nicht. Der Kaugummiasphalt wartet.