Von Josefin Möbius
Riesa. Unglaublich stolz schaut Diego auf sein Pony Fridolin. Dann schwingt er sich hochprofessionell hinauf und steht auf dem Rücken des kleinen Pferdes – und das gerade einmal mit sechs Jahren. Derzeit gastieren er und seine Familie mit dem Zirkus Robini in Weida. Die Artisten sind das erste Mal in Riesa und stolz auf ihren kleinsten Mitwirkenden. „Seitdem er vier Jahre alt ist, reitet Diego“, sagt seine Tante Romana Schmidt. Er sei damals einfach auf ein Pferd geklettert.
Inzwischen versucht er sich auch schon an größeren Tieren: den Kamelen. „Sobald eines der drei sich zum Ausruhen hinlegt, ist Diego dabei, auf ihnen rumzuturnen“, so die Luftakrobatin und Seiltänzerin. Selbst wenn die Tiere dann aufstehen, würde er sich festklammern und nicht herunterfallen. Der Zirkus hat auch noch Ziegen und Lamas, mit denen Diego oft spielt. „Für ihn sind sie das allerwichtigste“, sagt Romana Schmidt. Schon als kleines Kind hatte er niemals Angst vor Tieren.
In jeder Show ist der Sechsjährige dabei und zeigt seine Kunststücke auf seinem Freund mit vier Hufen. In der Manege konzentriert er sich nur auf Fridolin. Dabei zeigt er den Zuschauern, wie er auf seinem Pferd stehen kann oder eine Rolle macht – während Fridolin läuft. Sein Vater hat ihm diese Kunststücke beigebracht, erzählt Diego. Die übt er täglich. Laut seiner Tante holt er sein Pony selbst aus seinem Stall. Eine halbe Stunde vor der Vorstellung muss er sich zusammen mit seinem Fridolin erwärmen.
Die Schulzeit beginnt
Zirkus Robini
Auf die Frage, ob er aufgeregt sei, wenn er auftreten muss, antwortet er nur mit einem stillen Kopfschütteln. Schüchtern blickt er auf den Boden. Bei seinen Auftritten fühlt er sich aber ganz anders, da ist er in seinem Element, sagt seine Tante. Bei seinem letzten Auftritt in Strehla hat Diego die Zuschauer so begeistert, dass die sogar aufstanden und ihm zujubelten. „Da wollte er gar nicht mehr aus der Manege rausgehen“, erzählt Romana Schmidt.
Hinter den Kulissen wartet stets seine Familie auf ihn. Stolz, dass Diego wieder eine tolle Show abgeliefert hat. Entlassen ist der Junge dann aber noch nicht: Nach jeder Vorstellung muss er Fridolin selbstständig putzen. Diego räumt auch das Zaumzeug weg – das gehört schließlich dazu, wenn man ein richtiger Kunstreiter sein will.
Nach den Sommerferien hat Diego jedoch nicht mehr so viel Zeit für sein Pony. Denn er kommt in diesem Jahr in die Schule. In welche er eingeschult wird, ist noch nicht sicher. Lange wird der Erstklässler jedoch nicht bei seinen Klassenkameraden bleiben können. Wöchentlich zieht die Familie mit dem Zirkus weiter. Deshalb heißt es für ihn, jede Woche eine neue Schule und neue Kinder kennenlernen.
Ein Problem sei das jedoch nicht, sagt seine Tante Romana Schmidt. „Selbst wenn eine Schule mit dem Stoff schon etwas weiter ist als Diego, gibt es eine sogenannte Stammschule. Die mobile Einrichtung für Kinder aus dem Zirkus überprüft alle zwei Monate den Stand des Lernfortschritts.“ Im Winter, wenn die Saison vorbei ist, wird dann das Wissen der Zirkuskinder noch einmal getestet. Falls Diego Defizite hat, kann er Extrastunden bekommen, um den Stoff nachzuholen. Seine Cousins, die auch im Zirkus leben, haben dieses Jahr ihre Abschlüsse geschafft.
Doch für den kleinen Diego liegt das noch in weiter Ferne. Er freut sich jetzt erst einmal auf die Vorstellungen in Riesa, wo er mit seinem Fridolin in der Manege zeigt, was er kann.