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Kleingärtner bald ohne Strom?

Ein Schreiben der Stadtwerke sorgt für Ärger auf der Straße des Friedens. Sie soll zu schmal für die Feuerwehr sein.

Von Ines Luft
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Zu schmal für die Feuerwehr? Am engeren Abschnitt der Straße des Friedens im Coswig liegen Kleingärten und ein Wohnhaus.
Zu schmal für die Feuerwehr? Am engeren Abschnitt der Straße des Friedens im Coswig liegen Kleingärten und ein Wohnhaus. © Norbert Millauer

Coswig. Von einer großen Verunsicherung spricht Stadtrat Christian Buck (CBL). Die Kleingärtner auf der Straße des Friedens, hinter dem christlichen Kindergarten St. Martin, sorgen sich um ihren Stromanschluss. Seit der Mitteilung der Stadtwerke Elbtal, dass ihnen dieser Anschluss gekündigt wird. Als Mitbenutzer des Zähleranschlusses, der in ihrem Eigentum sei. Wer seinen Stromanschluss noch braucht, wird aufgefordert, das zu melden. Als Ersatz für den bisherigen Schaltkasten sollen zwei neue Zählersäulen entstehen – einschließlich der nötigen Arbeiten wird dafür mit einer Summe von schätzungsweise 4 000 Euro gerechnet, zu tragen von den Stromabnehmern.

Für die Kleingärtner ein Unding, sagt Stadtrat Buck. Der Zähleranschluss sei gar nicht ihr Eigentum und sie nur Pächter des von ihnen genutzten Grundstücks. Jetzt in einen Stromanschluss zu investieren, wo sie nicht mal wissen, ob ihnen vielleicht 2020 die Verträge gekündigt werden, sehen sie nicht ein.

Deshalb wollte Christian Buck im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss wissen, weshalb gerade jetzt Leitungen weggenommen beziehungsweise neu verlegt werden sollen. Wo es doch in Coswig im Zuge der Arbeit am neuen Flächennutzungsplan große Diskussionen um Kleingartenflächen und ihren Bestand gibt. Auch in diesem Zusammenhang findet er die Entwicklung auf der Straße des Friedens etwas merkwürdig.

Andreas Palusczyk, in der Stadtverwaltung zuständig für den Tiefbau, sagt, die Kündigung des Stromschlusses habe ausschließlich etwas zu tun mit dem Wohngebäude, das sich in diesem Bereich befindet. Und zwar deshalb, weil die Zufahrt über die Straße des Friedens zu schmal sei für Rettungsfahrzeuge. 3,50 Meter würden gebraucht, die ursprüngliche Breite müsse wiederhergestellt werden, der Schaltkasten deshalb weg. Die Enso müsste eine andere Lösung schaffen.

Die Straße sei nachgemessen worden und laut DIN zu schmal, habe es von der Feuerwehr geheißen. Betroffen davon ist die Stromversorgung für Gärten und Haus. Die Vorgaben für die Rettungswege müssten eingehalten werden, hieß es im Ausschuss.

Jetzt soll der Schaltkasten weg. 
Jetzt soll der Schaltkasten weg.  © Ines Scholze-Luft

Die Forderung nach einer breiteren Straße ist unberechtigt, sagt Christian Buck. Das hätten seine Messungen ergeben – gleich am Tag nach der Ausschusssitzung. Die in Sachsen geltenden Richtlinien für Flächen der Feuerwehr würden eine Zu- und Durchfahrtsbreite von mindestens drei Metern verlangen. Sollte die Straße von Wänden oder Stützen begrenzt sein, müsse ab einer Länge von zwölf Metern die Breite auf 3,50 Meter vergrößert werden.

Und was hat die Messung von Christian Buck ergeben? Am Kindergarten-Grundstück 3,50 Meter. Gefolgt von einem Abschnitt mit 3,15 Meter, auch am Elektromast. Am Schaltkasten mit Verteiler und Hausanschluss sind es 3,53 Meter, am Haus 3,78 Meter. Zum Teil wird der Weg durch eine Hecke eingeschränkt. Christian Buck zufolge kein baurechtliches Thema. Hier müsste das Ordnungsamt das Verschneiden der Büsche fordern. Insgesamt sieht der CBL-Stadtrat keine Notwendigkeit, etwas zu verändern. Die Richtlinie werde eingehalten, auch am Schaltkasten. Die Begründung mit der fehlenden Straßenbreite ist falsch, sagt Architekt Buck, der beruflich viel mit Brandschutz zu tun hat, speziell mit Feuerwehrzufahrten.

An ihn hatten sich die Kleingärtner mit ihren Sorgen gewandt. Dass die Straße für Rettungsfahrzeuge zu schmal sei, stimme nicht, wiederholt er. Es müsse einen anderen Grund geben.

Der Flächennutzungsplan ist nicht das auslösende Moment für das, was sich gerade auf der Straße des Friedens ereignet, sagt Bürgermeister Thomas Schubert (parteilos). Wie OB Frank Neupold (parteilos) hatte er im Ausschuss mitgeteilt, man wolle das klären. Ein erster Einblick in den Schriftverkehr habe ergeben, dass das älteste Schreiben bereits von 2015 stammt. Ein Schreiben an den Grundstückseigentümer Wohnungsgenossenschaft bzw. an die Stadtwerke wegen der Umsetzung des Kastens zeigte dem Bürgermeister zufolge die gleiche Begründung: die Erreichbarkeit für Feuerwehr und Krankenwagen. In einer Beratung in der nächsten Woche werde man sich mit dem Thema beschäftigen.