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Knackiges aus dem Obstland

Die Apfelernte ist in vollem Gange. Einige Früchte haben Sonnenbrand und Hagelschäden. Trotzdem ist der Ertrag gut.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Leisnig/Dürrweitzschen. Ionut Mádálin muss beim Äpfelpflücken ganz genau hinschauen: Ist der Apfel reif, hat er Fraßspuren, Druckstellen oder gar Sonnenbrand? Dementsprechend muss er sie sortieren. Der Rumäne ist einer von 40 Erntehelfern auf der Plantage in Gorschmitz. „In Leisnig haben wir insgesamt 118“, erklärt Thomas Seidel, Geschäftsführer der Leisniger Obstgarten GmbH.

Zehn Tage bis zwei Wochen später als im Vorjahr hätten die Früchte geerntet werden können. „Die gesamte Vegetation hat sich in diesem Jahr später entwickelt. Dagegen können wir nichts machen“, sagt Thomas Seidel. „Unser Ziel ist, die Ernte bis Ende des Monats abzuschließen. Das Zeitfenster ist straff. Sobald es hell wird, beginnen die Arbeiter“, so Michael Erlecke, Vorstandsvorsitzender der Obstland Dürrweitzschen AG. Die kälteren Nächte seien kein Problem. „Die gute Differenz zwischen Tag und Nacht sorgt dafür, dass der Apfel Farbe bekommt“, erklärt er. Frost sei für die Früchte verkraftbar. „Allerdings sind sie dann sehr empfindlich für Druckstellen. Wenn die Erntehelfer kalte Hände haben, sind sie nicht mehr so sensibel. Dann müssen wir warten, bis es ein bisschen wärmer ist“, sagt Erlecke.

36 000 Tonnen geerntet

Etwa 15 Apfelsorten werden auf einer Fläche von rund 1 500 Hektar im gesamten Obstland angebaut. Sechs, sieben seien Hauptsorten. Andere würden als sogenannte Befruchter angepflanzt, sagt Thomas Seidel. Die verschiedenen Sorten seien zudem zu unterschiedlichen Zeiten reif.

Im vergangenen Jahr seien im gesamten Sachsenobst-Anbaugebiet rund 36 000 Tonnen Äpfel geerntet worden, davon 9 000 in Leisnig. Trotz der diesjährigen Hagelschäden und des Sonnenbrandes, der die Äpfel an den betroffenen Stellen faulen lässt, zeichne sich eine ähnlich hohe Erntemenge ab, meint Michael Erlecke. Der Sortieraufwand sei jedoch dementsprechend höher.

„Wir verkaufen Äpfel der Kaliber 60 bis 90 Millimeter“, erklärt Michael Erlecke. A-Ware seien Äpfel, die direkt in den Handel gehen. B-Ware sei Mus-, Schäl- und Industrieware. Industrieware werde zum Beispiel zu Saft gepresst. Aufgrund der Russland-Sanktionen sei der Kilopreis im vergangenen Jahr desaströs gewesen. Gerade einmal vier Cent seien für Industrieware gezahlt worden. „In diesem Jahr sind sie auf einem höheren Niveau, aber immer noch im niedrigen zweistelligen Bereich“, so Erlecke. Wie viel hängenbleibt, werde sich aber erst im August zeigen. Denn die Saison läuft immer von Anfang September bis Ende August des Folgejahres.

Gala für Rewe

„Wir sind Bestandteil der Vertriebsgesellschaft für Obst und beliefern den Lebensmitteleinzelhandel – darunter Rewe-Regional mit der Apfelsorte Gala“, sagt Michael Erlecke. In der Lagerhalle stapeln sich derzeit die Kisten, die an den Händler ausgeliefert werden. „Frische Lebensmittel und kurze Transportwege sind wichtige Faktoren bei der Kaufentscheidung der Konsumenten. Rewe-Regional geht auf diesen Wunsch ein, indem Verbraucher Transparenz hinsichtlich der Herstellung und Herkunft der Produkte erfahren“, so Julia Kosegarten von der Faktor 3 AG. Das geht konform mit dem Anspruch von Sachsenobst, in der Region wahrgenommen zu werden. Dabei setzt das Unternehmen auch auf die Hofläden. „Durch die Kundennähe stärken wir die Akzeptanz vor Ort“, sagt Michael Erlecke.

Auf dem Betriebsgelände in Dürrweitzschen steht eine große Anlage, mit der die Äpfel sortiert werden: Größe, Farbe, Beschädigungen, etc. „Sie ist 2001 eingebaut worden und dementsprechend in die Jahre gekommen. Wahrscheinlich schaffen wir im kommenden Jahr eine neue an“, sagt Michael Erlecke. Die Lager- und Verpackungshallen in Dürrweitzschen haben eine beachtliche Kapazität: In dreien ist Platz für jeweils 6 000 Tonnen und in einer für 4 000 Tonnen.