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Kombo mit Karacho auf Kurs

Drei Studenten sammeln Musikinstrumente und bringen auf ihrer Rallye den Rock nach Tadschikistan.

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© Christian Juppe

Von Nadja Laske

Der Suzuki hat noch ein hartes Leben vor sich. Drei Abenteurer haben ihn gekauft, um damit 10 000 Kilometer weit nach Tadschikistan zu fahren – auf einer Rallye, bei der es nicht um Geschwindigkeit, sondern ums Ankommen und um gute Taten geht.

Deshalb ist auch kein Monstertruck oder Sportflitzer gefragt. Sondern ein bezahlbares, alltagstaugliches Gefährt, das in dem fernen Land sein Altenteil haben und vielleicht einem letzten Besitzer nützlich sein kann. Wie dafür geschaffen scheint eben dieser weinrote Suzuki: 97 Pferdestärken im Motor, 16 Jahre auf dem Fahrwerk und rund 175 000 Kilometer auf der Uhr. Seine mindestens vorletzten Fahrer sind Thomas Schädlich, Max Zarnojanczyk und Ricardo Bunge – alle Ende 20. Die drei Studenten kauften den Kombi für 700 Euro von einem Gebrauchtwagenhändler. Das Auto erfüllt alle Kriterien der „Tajik-Rally“ von München nach Duschanbe, Hauptstadt Tadschikistans.

Als Team haben sie sich den Namen Karachokombo gegeben. Entsprechend bereiten sie die Tour vor. „Wir wollen etwas Besonderes erleben und schaffen damit auch noch einen Mehrwert“, sagt Ricardo. Der Benefit entspringt ihrer Leidenschaft für Musik. Thomas und Max spielen seit Jahren zusammen in der Band „Lichter im Asphalt“, Ricardo bezeichnet sich als Hobbygitarrist. Nachdem die Freunde auf die Rallye gestoßen und sich einig darüber geworden sind, sie durchzustehen, gab eins das andere. „Eher zufällig sind wir auf einen Dokumentarfilm über Rockbands in Tadschikistan gestoßen“, sagt Thomas. Max schrieb etliche Musiker in der ehemaligen Sowjetrepublik per E-Mail an. Die haben es in ihrem Land nicht leicht. Weil es bettelarm ist. Alles, was ein Musikerherz begehrt, gilt als Mangelware. Außerdem gehören rund 90 Prozent der Bevölkerung dem Islam an, was die Rockmusik nicht gerade fördert.

„Wir sammeln Musikinstrumente und Equipment für die tadschikischen Musikerkollegen. Zwei Gitarren, Effektgeräte, Felle für Drums und Gitarrensaiten haben wir schon“, sagt Thomas. Platzsparende Spenden nimmt das Dresden-Team gern noch weitere an: Verstärker, Mikrofone, Sticks, kleinere Instrumente. Außerdem läuft auf der Internetplattform startnext eine Crowdfunding-Aktion. Jedes Team hat den Auftrag, 750 Euro für karitative Zwecke zu sammeln. Das tun Thomas, Max und Ricardo im Freundes- und Familienkreis und mit eigenen Veranstaltungen. Das Geld geht an die Caritas International und an die Kinderstiftung Hänsel + Gretel. Beide unterstützen Jugendliche aus Heimen dabei, einen Beruf zu erlernen, um wirtschaftlich unabhängig zu werden. Mit jedem weiteren Euro dürfen die Teilnehmer ein freigewähltes Projekt fördern.

Investiert hat das Trio reichlich: 700 Euro fürs Auto, das vor Ort für den guten Zweck versteigert wird. Rund 1 000 Euro Spritgeld dürften sie brauchen, 270 Euro für die Versicherung und 1 050 Euro als Rallye-Startgebühr. Allein die verschiedenen Visa für all die Länder auf ihrer Route kosten insgesamt 500 Euro. Gemessen an allem, erscheint die Crowdfundingsumme von 850 Euro, auf die Thomas, Max und Ricardo zusteuern, wirklich bescheiden. Der Betrag würde ihnen aber helfen, entspannt unterwegs zu sein.

Der Weg ist ihr Ziel. „Am 4. September geht‘s los. Ab dann sind vier Wochen Zeit, um in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans, anzukommen“, sagt Max. „Wer Erster ist, hat irgendetwas falsch gemacht.“ Schließlich verträgt sich Raserei nicht mit dem Wunsch, Länder und Leute kennenzulernen – mit Englisch, ein paar Brocken Russisch, Händen und Füßen. Im Gepäck: Schlafsack und Zelt, Campingkocher und ein paar Tütensuppen. Auf Hindernisse sind sie eingerichtet und ziemlich sicher, mit ihrem Kombo-Kombi irgendwo auch mal eine Panne zu haben.

So richtig lange weit weg und abenteuerlich ist noch keiner von ihnen unterwegs gewesen. Thomas, angehender Philosoph, reiste per Wohnmobil durch Schottland. Also feudal, gemessen am Suzuki. Ricardo, künftiger Verkehrswissenschaftler, besuchte Nizza und Max, Volkswirtschaftler in spe, immerhin die USA. Doch was soll ihnen schon passieren? Auf dem Armaturenbrett reist ihr Glücksbringer mit. Ein Gummihuhn – so unkaputtbar, wie hoffentlich das Rallye-Reisemobil.

Am 20. August, 20 Uhr, lädt das Rallye-Team zum Film über tadschikische Rockbands ins Bebas, Martin-Luther-Str. 37, ein. Der Regisseur ist anwesend. Eintritt frei, Spenden willkommen. Am 26. August, 21 Uhr, startet in Katys Garage das Karacho-Festival mit verschiedenen Bands. Eintritt 5 Euro für gute Zwecke.

www.karachokombo.de