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Kommentar: Visionen können Dresden voranbringen

Peter Hilbert über ein autofreies Blaues Wunder

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© Wolfgang Wittchen

Es ist immer wieder einer der erhebendsten Momente, wenn ich sonnabends auf meiner langen Laufrunde übers Blaue Wunder jogge. Der Blick zum Elbhang, zu den Schlössern oder auf den vorbeifahrenden Dampfer ist einfach toll. Durchatmen und genießen – ohne Abgasdunst wäre das noch schöner. Allerdings sitze ich werktags meist hinterm Steuer und bin abends froh, auf dem Heimweg ohne große Staus über die Loschwitzer Brücke zu kommen. Und erzeuge damit selbst Abgase. So zwiespältig ist das Leben.

Uwe Tellkamp hat mit der autofreien Brücke eine schöne Vision. Gemütlich auf einer Fußgängermeile vom Körner- zum Schillerplatz zu spazieren, wer würde das nicht gern tun? Sicher ist derzeit kaum daran zu denken. Die Stadt investiert kräftig in Schulen und Kitas, will keine Schulden mehr machen. Da fehlt einfach das Geld für neue Brücken-Großprojekte. Das Blaue Wunder jetzt zu sperren ist deshalb kaum möglich.

Doch warum sollten wir nicht den Blick über den Tellerrand wagen? Dresdens Nahverkehr wird immer attraktiver und Fahrräder beliebter. Sicher werden auch künftig Brücken zu einer Stadt am Fluss gehören. Aber warum sollte nicht über Visionen diskutiert werden, die in zehn oder 20 Jahren Realität sein könnten? Über solche Szenarien zu reden, die Meinungen der Bürger zu hören, kann Dresden durchaus voranbringen.