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Kommt Hillary Clinton ins Obama-Team?

Um die Zukunft von Hillary Clinton gibt es viele Spekulationen. Die neueste: Sie wird die künftige US-Außenministerin.

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Von Dietmar Ostermann,Washington

Diese Reise sorgte für Aufmerksamkeit: Hillary Clinton war am Donnerstag nach Chicago geflogen. Auf ihrem Programm standen an diesem Tag keine offiziellen Termine. Ein Mitarbeiter der New Yorker Senatorin erklärte, die Reise habe private Gründe. Chicago ist Clintons Geburtsstadt. Chicago ist auch Obama-Stadt.

Am späten Freitagabend meldete der US-Sender CNN, der designierte Präsident Barack Obama habe der früheren First Lady den Posten der Außenministerin angeboten. Wie der Sender unter Berufung auf Quellen in der Demokratischen Partei berichtete, habe Obama seiner früheren Rivalin im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur das Angebot in einem persönlichen Gespräch in Chicago gemacht. Ob Clinton das Angebot annehmen will, war zunächst nicht bekannt.

Die Nachrichtenagentur AP und der TV-Sender NBC hatten schon am Donnerstag berichtet, der künftige Präsident ziehe Clinton als Außenministerin in Betracht. Diese Berichte hatten eine Spekulationslawine ausgelöst. Am Freitag zitierte der Sender ABC eine „Obama-Quelle“ mit den Worten, Clinton werde für den Job „sehr ernsthaft“ erwogen. Die Agentur AP wollte erfahren haben, dass sich ehemalige Mitarbeiter von Bill Clinton, die jetzt zum Obama-Team gehören, für die Ex-First-Lady einsetzten.

Keine konkreten Aussagen

„Hillary Clinton, Außenministerin?“ fragte auch die „Chicago Tribune“. Obamas Hauszeitung hatte als Einzige einen Berater aufgetan, der sich mit Namen zitieren ließ. Bill Daley, Mitglied des Übergangsteams, wollte sich allerdings nicht zu einer etwaigen Ministerkarriere Clintons äußern. „Sie ist eine großartige Senatorin, sie ist offenkundig eine großartige Kandidatin und sie wäre gut in allem“, sagte Daley nur.

Von Seite 17 auf Seite 1

Die „Washington Post“ versenkte die Sache am Freitag noch in der Klatschspalte auf Seite 17. Auf CNN diskutierten derweil schon eifrig sendereigene Experten das Für und Wider einer Außenministerin Clinton. Hatte sie nicht Obama einst im Vorwahlkampf vorgeworfen, gefährlich naiv zu sein, weil er sich ohne Vorbedingungen mit dem iranischen Präsidenten treffen wolle? Hatte sie nicht in einem Werbespot impliziert, die Nation könne nicht ruhig schlafen, wenn nachts um drei im Weißen Haus das Telefon klingelt und ein Präsident Obama den Hörer abnimmt?

Zugleich erklärte CNN, Hintergrund des Chicagoer Geheimtreffens könne auch einfach eine „Höflichkeitsanfrage“ Obamas sein, ob Clinton überhaupt Interesse an einem Job in seiner Regierung habe. Schon bei der Wahl seines Vizepräsidenten hatte Obama mit Clinton gesprochen – und sich dann für Joe Biden entschieden.

Überlegt Obama also ernsthaft, Hillary Clinton zur Chefdiplomatin zu machen? Dafür sprächen die Alternativen. John Kerry, bislang häufig als Favorit für den Job genannt, hat sich vor allem selbst ins Gespräch gebracht. Laut „Washington Post“ ist das Obama-Team nicht „übermäßig glücklich mit den üblichen Verdächtigen“, zu denen auch der Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, zählt.

Wichtigtuer und Zuträger

Andererseits ist Washington in diesen Tagen eine Gerüchteküche, so heiß wie eine russische Sauna, so betörend wie die Sandelholzdüfte im Zen-Tempel. Schon wer versucht, Geschwätz von informierter Spekulation zu trennen, schwitzt und schwindelt schnell.

Da gibt es Wichtigtuer, Büchsenspanner und Zuträger mit eigener Agenda. Klarheit wird es erst geben, wenn Obama womöglich schon bald offiziell seine ersten Minister vorstellt.