Waldheim. Wer beim Bäcker in der Innenstadt ein doppeltes Brötchen kaufen möchte und deshalb auf dem Obermarkt parkt, muss dafür 50 Cent in den Parkautomaten stecken. Das ist der Mindestbetrag, den jeder zahlt, der sein Auto direkt auf dem Ober- oder Niedermarkt abstellt. Denn eine freie Parkzeit gibt es dort nicht. Das sehen die Händler der Innenstadt kritisch. Sie haben sich deshalb mit einem Schreiben an die Stadtverwaltung gewandt, das offensichtlich wirkt.
„Damit die Stadt einkaufsfreundlicher wird, müssen wir uns Gedanken über die Bezahlparkplätze machen“, sagt Bürgermeister Steffen Ernst (FDP). Ganz abschaffen werde die Stadt die beiden Parkscheinautomaten sicher nicht. Möglich sei aber eine Änderung der Kosten, beginnend mit einer gewissen freien Parkzeit. Wie diese genau geregelt werden könnte, darüber haben die Mitglieder des technischen Ausschusses hinter verschlossenen Türen beraten.
Dazu eingeladen war auch ein Vertreter der Händler der Innenstadt. Denn in dem Schreiben äußern die Gewerbetreibenden auch ihre Bedenken zur Entwicklung der City. Für leerstehende Geschäfte, wie den Fleischer, sei nur schwer ein neuer Inhaber zu finden. Der Branchenmix sei unausgewogen. Es fehle zum Beispiel ein Fahrradladen, früher gab es in der Zschopaustadt auch ein Sportgeschäft. Ganz zu schweigen von den Waren des täglichen Bedarfs. In dieser Beziehung macht Steffen Ernst aber Hoffnung. Derzeit liefen Gespräche mit einem Nachnutzer von Nahkauf in der Hecht-Galerie, die vielversprechend seien.
Angesprochen hätten die Händler außerdem die rückläufige Umsatzentwicklung. Hintergrund seien sowohl die demografische Entwicklung als auch der Online-Handel. Dem gegenüber stünden die Personalkosten, die aufgrund des Mindestlohnes auch die kleinen Händler aufbringen müssten. Für manchen sei das nicht mehr umsetzbar. Deshalb stünden einige von früh bis abends nur noch alleine im Laden. Der Bürgermeister spricht von einer Inflationsschraube: So wie der Lohn steigt, steigen auch die Preise. Bei älteren Geschäftsinhabern komme die Sorge über die Nachfolge hinzu. Oft fehle der Nachwuchs aus den eigenen Reihen.
Die Händler wünschen sich nun zumindest in einer Beziehung Unterstützung von der Stadt. Mit einer moderateren Parkregelung könnte Waldheim für die Kunden attraktiver werden, so hoffen sie. In Döbeln ist das Parken auf den drei Innenstadtparkplätzen zum Beispiel in der ersten Stunde frei. Das wäre auch eine Option für Waldheim. Gleichzeitig appelliert der Bürgermeister aber an die Kraftfahrer. Sie sollten sich überlegen, ob sie kurz einkaufen, in die Apotheke oder Geld abheben wollen oder ob sie zum Beispiel Essen gehen möchten und deshalb einen Parkplatz wählen, auf dem sie länger kostenfrei stehen bleiben können. Solche kommen mit der Eröffnung von Rossmann am Werder auch noch dazu.
Eigentlich gibt es auch jetzt schon genügend Parkplätze in und um die Waldheimer Innenstadt. Vom Augustinerplatz, der Straße An der Zschopau und dem Parkplatz neben der Schlossklause sind es zu Fuß nur zwei, drei Minuten bis in die Innenstadt. Dort stehen entlang des Ober- und Niedermarktes, begrenzt auf eine Stunde, kostenlose Parkflächen zur Verfügung. Nur direkt auf den beiden Märkten müssen die Kraftfahrer zahlen. Eine endgültige Entscheidung, wie es mit dem Parken in Waldheim weitergeht, werde voraussichtlich im nächsten Stadtrat am 28. März fallen.