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Kommt nicht in die Tüte!

Gegen den zu hohen Verbrauch von Plastik wurde nun etwas unternommen: Jetzt muss jeder für eine Kunststofftüte zahlen oder ganz darauf verzichten.

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© Symbolbild/dspd

Von Lucy Krille

Stellen Sie sich vor, sie stehen an der Kasse im Kaufhaus. Sie freuen sich darauf, ihre neuen Klamotten mit nach Hause zu nehmen. Wie? Natürlich in der Tüte. Doch das wird bald teurer. Ab dem 1. Juli werden in Deutschland endgültig Gebühren für eine Plastiktüte verlangt. Auch in Großenhain ist davon etwas zu spüren. So zum Beispiel in der Bäckerei Thiemig. 15 Cent kostet eine Tüte. Am besten wäre es allerdings, wenn die Kunden selber einen Stoffbeutel mitbringen. Darauf verweist ein Schild an der Theke.

In der Thalia-Buchhandlung Großenhain werden Plastiktüten für 10, 20 bzw. 30 Cent verkauft. Außerdem gibt es Stoffbeutel für einen Euro, die man auch für andere Zwecke gut verwenden kann. Einige Kunden machen Gebrauch von diesem Angebot, andere verzichten ganz auf die Tüte. Die Reaktionen sind also unterschiedlich, so Buchhändlerin Frau Friedrich. Im Drogeriemarkt gegenüber gibt es dagegen gar keine Plastiktüten mehr. An der Kasse hängen bloß noch die bunten Mehrwegtüten, erhältlich in mehreren Größen und Farben. Es gibt also einen immer größeren Verzicht auf Plastiktüten, die bis vor Kurzem noch selbstverständlich waren. Klar, wie soll man denn sonst das neue T-Shirt, das Brot vom Bäcker oder das Gemüse vom Markt sicher transportieren?

Die Antwort: Stoffbeutel beziehungsweise Dosen und Büchsen selber mitbringen. Klingt im ersten Moment lächerlich und vor allem mühselig, ist es aber nicht. Einzelhändler aus Niedersachsen oder Berlin haben es vorgemacht. Die Idee einen Laden zu öffnen, in dem es nur unverpackte Lebensmittel zu kaufen gibt, hat sich nicht nur in Berlin durchgesetzt, sondern soll auch in anderen Städten Einzug finden.

Das aus gutem Grund: Zwar liegt Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern im unteren Drittel, was den Pro-Kopf-Verbrauch an Plastiktüten pro Jahr beträgt. Trotzdem können und müssen auch wir etwas gegen Verschwendung tun. Das Problem ist nämlich, dass die meisten Tüten aus dem Kunststoff Polyethylen bestehen, der aus Erdöl hergestellt wird. Dass dieser Rohstoff irgendwann verbraucht ist, ist genauso bekannt wie die Tatsache, dass Kunststoff sich nur sehr schwer natürlich zersetzt und der Müll somit ewig vorhanden ist.

Nur ein Bruchteil wird recycelt, der Rest landet in Verbrennungsanlagen oder eben wo anders. Egal ob verschmutzte Strände, Meere oder Landstreifen: Die Vermüllung hat vor allem Auswirkungen auf unsere Tier- und Pflanzenwelt und somit auch auf uns Menschen. Weichmacher oder andere schädliche Stoffe, die in den Kunststoffen vorkommen, schädigen außerdem unsere Gesundheit. Kurz: die sinnlose Verschwendung von Plastik und das verantwortungslose Wegwerfen haben auf jeden von uns negative Auswirkungen. Die ursprünglich schon für den 1. April geplante Maßnahme bezüglich der Plastiktüten ist deswegen nur ein Anfang.

Es wäre vielleicht noch zu viel verlangt, nun jeden aufzurufen, Greenpeace-Aktivist zu werden und sein ganzes Leben dem Umweltschutz zu widmen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie relevant die Hygiene-Frage in Läden ist, wo es unverpackte Lebensmittel gibt. Kompromisse muss man auch beim Bezahlen machen, denn natürlich hat Gutes seinen Preis. Das gilt für alle Bereiche gleichermaßen.

Ein Beispiel dazu aus dem oben erwähnten Kaufhaus: Ein T-Shirt, das aus recycelten Stoffen unter fairen Produktionsbedingungen in der Nähe gefertigt wurde, ist natürlich teurer als ein Oberteil, das aus einer asiatischen Massenproduktion stammt. Doch dafür hat man etwas gekauft, was nicht in jedem dritten Laden hängt. Außerdem kann man sich sicher sein, dass man sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen, die an der Produktion des T-Shirts beteiligt waren, etwas Gutes getan hat. Und man hat vor allem ein Zeichen gesetzt. Ein Zeichen des Widerstandes gegen das Konzept von vielen Ladenketten. Dieses beruht nämlich auf der Massenproduktion und Unterbezahlung in billigeren Ländern. Dies ist alles leichter gesagt als getan und natürlich kann man nun anzweifeln, ob dieser Widerstand einem Arbeiter irgendwo auf der Welt hilft.

Doch wenn sich jeder sagt, dass er allein nichts anrichten kann, wird es keiner versuchen und keiner wird je erfahren, ob man nicht doch etwas bewirkt hätte. Deswegen sollte es für jeden von uns eine Pflicht sein, einfache Dinge zu berücksichtigen. Den Müll zu trennen, das Licht nicht sinnlos anzulassen, auf Plastiktüten und Verpackungen möglichst verzichten, Mehrweg statt Einweg – all das sind kleine Dinge, die keinen etwas kosten, doch der Welt viel geben. Denn es ist unser Planet, den wir beschützen müssen. Es ist unsere Heimat.