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Kompromiss für die Friedensburg rückt näher

Was jetzt hinter den Kulissen passiert. Radebeuls OB Bert Wendsche und der Besitzer haben sich getroffen.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Lange nichts gehört vom Tauziehen um die Friedensburg. Dabei ging es zuletzt im Stadtrat dazu hoch her. Anfang November trat Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) vor die Presse. Es habe im Stadtrat sehr große Einigkeit darüber bestanden, dass bei einer wirklichen Vergleichsmöglichkeit der Streit über die Friedensburg auch ohne Gerichte gelöst werden könnte.

Dennoch hat die Stadt beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde eingelegt. Der Anlass: Das letzte Urteil vom Oberverwaltungsgericht besagte, dass der Bebauungsplan der Stadt, in dem gefordert wird, dass auf der Friedensburg eine Gaststätte einzurichten ist, nichtig ist. Auch die Revision dagegen blieb der Stadt verwehrt. Deshalb die Beschwerde bei der nächsthöheren Instanz.

Festgefahren ist die Kiste des über zehnjährigen Streits zwischen dem Besitzer Oliver Kreider und dem Willen von Stadtrat und Stadtverwaltung. Der eine will hier lediglich wohnen. Der andere will eine Ausspanne am Weinwanderweg. Um da raus zu kommen, haben die Räte OB Wendsche schließlich bevollmächtigt, auf das jüngste Angebot von Kreider zu Gesprächen einzugehen.

Das Besondere daran: In der seit 2005 währenden Streitgeschichte gab es noch nicht ein Treffen, weder mit dem vormaligen Besitzer Carsten Weinberg, noch mit dem jetzigen Oliver Kreider. Diesen denkwürdigen Moment gab es inzwischen. Bei einem zweistündigen ausführlichen Spaziergang haben sich Wendsche und Kreider kennengelernt und ihre jeweiligen Ansichten ausgetauscht.

Dabei kam auch Kreiders Angebot zur Sprache, zur Finanzierung eines Weinausschanks neben der Friedensburg beizutragen. Der Besitzer erklärte sich zugleich bereit, ein Teil seines Vorplatzes dauerhaft der Stadt zur Verfügung zu stellen, damit der Wanderweg über die Weinbergtreppe bis zum Anschluss an den sächsischen Weinwanderweg an der Oberen Burgstraße hergestellt werden kann.

Oliver Kreider, sagt von sich, dass er dauerhaft in Radebeul sesshaft werden will. Er verspricht sich von seinen Angeboten, dass Wohnrecht auf der Friedensburg zu bekommen.

Im Gespräch, so Wendsche, haben beide Seiten vereinbart, dass jetzt zuerst von der Stadt geprüft wird, welche Möglichkeiten mit dem Angebot zur Weinwirtschaft an der Friedensburg überhaupt bestehen. Wendsche: „Das bedarf beispielsweise der Prüfung durch die Umweltbehörde. Denn während die Friedensburg selbst nicht im Landschaftsschutzgebiet liegt, so doch die vorgeschlagene Terrasse am Südostende des Areals.“

Erst wenn mögliche Optionen geklärt seien, heißt es, könnten die Anwälte beider Seiten zueinander kommen und über einen Kompromiss verhandeln. Dazu gehört sicher, in welcher Form sich der Friedensburgbesitzer beim Aufbau eines Ausschanks am Weinberg beteiligen könnte.

All diese Prüfungen und Verhandlungen wiederum sind die Voraussetzung, den Stadträten von Radebeul, einen möglichen Kompromissvorschlag zu unterbreiten. Wendsche hat die Hoffnung, dass dies im ersten Halbjahr 2018 sein könnte.

Fakt ist auf jeden Fall, der Spaziergang mit den Hauptprotagonisten des Friedensburgstreites hat Bewegung ins Geschehen gebracht. Jetzt gibt es zumindest zwei Möglichkeiten und nicht mehr nur die eine der gerichtlichen Auseinandersetzung. Weil es sich nämlich schon der erste Besitzer anders überlegt hatte, und keine Gaststätte mehr wollte – obwohl er es in der Baugenehmigung zur Sanierung der Friedensburg selbst so aufschrieb. Der einfache Grund: Als Gaststätte ist die Immobilie viel weniger wert als ein edles Wohnhaus.

Zwar will Kreider, entgegen dem Vorbesitzer, die Friedensburg nun nicht mehr verkaufen. Von über drei Millionen Euro war mal in einem Angebot die Rede. Doch er möchte hier weitgehend ungestört selbst wohnen und weitere Wohnungen wahrscheinlich vermieten.

Deshalb auch saniert er das Gebäude gerade wieder für nahezu eine Million Euro. Außenmauern und einzelne Räume sind offenbar bei der ersten Sanierung vor zwölf Jahren noch nicht dauerhaft gesichert worden.

Fazit: Das nächste halbe Jahr in Sachen Friedensburg wird spannend. Was ist möglich als Kompromiss – ein Weinausschank an der Friedensburg, den der Besitzer wesentlich mit finanziert und dafür Wohnrecht bekommt? Spielt die Umweltbehörde da mit? Oder gibt es gar noch eine andere Lösung? In jedem Fall wird endlich miteinander geredet.