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Kompromiss zur Jahnhalle

Das Areal soll geteilt werden, die Bürgerstiftung und Unternehmer Riße sollen zum Zuge kommen – es gibt allerdings noch eine Unwägbarkeit.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Es sieht alles danach aus, als wenn Meißens Bürger die Jahnhalle zum zweiten Mal bauen. Das erste Mal war 1895. „Die Jahnturnhalle ist damals von Bürgern für ihre Stadt erbaut worden und das sollte sie heute auch wieder werden, ein Ort zum Treffen, Toben, Spielen und Arbeiten“, erklärt Daniel Bahrmann, der Vorsitzende des Kunstvereins Meißen. Er ist auch in der in Gründung befindlichen Bürgerstiftung engagiert. Und die hat Ende April eine zweite „Konzeption zur Sanierung und Reaktivierung des Jahnhallen-Areals als Bewegungslandschaft“ beim Stadtrat eingereicht. Notwendig war dies geworden, weil es mit der Baufirma Uwe Riße aus Sora einen zweiten Bewerber um das Areal gibt. Nun ist ein Kompromiss gefunden: „In gemeinsamer Absprache mit der Bürgerstiftung und dem Bauunternehmen Riße hat sich der Stadtrat darauf verständigt, das betreffende Grundstück zu teilen, um eine separate Objektentwicklung zu ermöglichen“, erklärte Stadtsprecher Philipp Maurer zum Stand der Dinge.

Startkapital gesichert

Allerdings gibt es noch einen Haken: „Gegenwärtig erfolgt eine juristische Prüfung des Verfahrens hinsichtlich der Frage, ob sich mit der Grundstücksteilung die Bedingungen für Ausschreibung und Vergabe geändert haben und eine erneute Ausschreibung erforderlich ist.“ Sollte dies nicht der Fall sein, dann wird die Bürgerstiftung ihr neues Konzept zur Rettung der Jahnhalle umsetzen. Im Kern sieht es „einen generationenübergreifenden Bewegungsraum“ vor. Hier sollen sich Kinder, Erwachsene und Großeltern bei Sport und Spiel begegnen. Die Hauptänderung im neuen Konzept der Bürgerstiftung besteht darin, dass sie nicht mehr auf dem gesamten, 13 580 Quadratmeter großen Areal ihre Bewegungslandschaft errichten will, sondern auf einer verkleinerten Fläche mit der Jahnhalle als Zentrum (siehe Grafik). Sie soll der große, öffentliche Bewegungs-, Spiel- und Sportraum Meißens werden. Angedacht sind unter anderem eine Kletterwand, eine Kletterlandschaft, eine Spinnennetz, Spielleitern, Schaumstoffelemente, Rutschen und Balancierelemente. An Wochentagen soll die Jahnhalle frei nutzbar sein zwischen 13 und 18 Uhr für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre. Ältere Nutzer sollen einen Obolus entrichten.

Außerdem soll es in der Jahnhalle ein Café auf der Galerie geben sowie Büro- und Geschäftsräume und einen Besprechungsraum geben. Betrieben werden soll die Halle durch eine regionale Firma oder die Bürgerstiftung selbst. Zu dieser heißt es im Konzept: „Im Falle des Zuschlags auf die Bewerbung wird die Bürgerstiftung Meißen gegründet. Zusicherungen für Geldeinlagen zur Stiftungsgründung liegen bereits in der erforderlichen Höhe vor.“

Das Anfangsvermögen liegt bei 10 000 Euro. Auf die Frage, ob dies nicht arg wenig sei, erklärte Winfried Ripp, der Geschäftsführer der Dresdner Bürgerstiftung, die die Meißner unterstützt, dass das ja nur das Startkapital sei, damit die Bürgerstiftung Meißen überhaupt erst einmal mit der Arbeit anfangen kann. „Es muss im Laufe der Jahre auf jeden Fall mehr Kapital angesammelt werden, denn die Stiftung finanziert ihre Projekte ja aus den Zinserträgen des Kapitals. Aber es geht auch anders. Die Bürgerstiftung Dresden erzielt heute etwa zwei Drittel ihrer Einnahmen aus Spenden, die gezielt für bestimmte Projekte eingesetzt werden.“

Verfall stoppen

Dass der Bürgerstiftung Meißen nach wie vor mit Skepsis begegnet wird, ist auch einer Antwort von Uwe Riße auf eine Anfrage zu seinem geänderten Konzept zu entnehmen: „Ob dieser Kompromiss für die Halle gut ist, muss sich zeigen – der Verfall geht weiter.“ Und: „Ich stehe aber auch zu meinem ersten Angebot.“ Dieses sah nicht nur den Bau von acht Eigenheimen auf dem Areal vor, sondern auch Wohnungen in der Jahnhalle selbst, wobei deren äußere Struktur erhalten bleiben sollte. Dieses Projekt fällt nun weg. Bleiben soll die Errichtung eines Hotels mit 16 Appartements mit zwei bis vier Betten und noch einmal sechs bis acht Hotelzimmern am historischen Altbau des Müllerschen Weinguts auf der Görnischen Gasse. Von dort soll ein Aufzugsturm bis auf die dritte Terrasse des alten Weingutes führen und so das Hotel in Form eines Flachbaus, der sogenannten Weinbergsraupe erschließen.

Was die Jahnhalle betrifft, muss deren weiterer Verfall umgehend gestoppt werden. Dazu ist es notwendig, dass die Stadtverwaltung Rechtssicherheit schafft, ob die Vergabe Bestand hat. Falls ja, muss das Gebäude der Jahnhalle gesichert und abgedichtet werden. Wie weit der Weg noch ist, zeigt allein die Kostenschätzung der Bürgerstiftung. Um die Jahnhalle mit Bewegungslandschaft zu sanieren bzw. aufzubauen, sind 1 890 000 Euro vonnöten.