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Kraftstoffe günstig wie lange nicht

Sprit ist so günstig wie lange nicht, und der milde Oktober lässt mangels Nachfrage die Heizölpreise purzeln. In Deutschland bleibt die Inflation auf dem Rückzug, auch wenn Nahrungsmittel weiter deutlich teurer sind als vor einem Jahr.

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© dpa

Harald Schmidt

Wiesbaden. Der kräftige Preisrückgang an den Tankstellen hat die Inflation in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit April gedrückt. Im Oktober sank die Jahresteuerung nach vorläufigen Zahlen von 1,4 Prozent im Vormonat auf 1,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Im Vergleich zum September sanken die Verbraucherpreise voraussichtlich um 0,2 Prozent.

Die niedrige Inflationsrate sei maßgeblich auf die gesunkenen Mineralölpreise zurückzuführen, erklärten die Statistiker. Binnen Jahresfrist verbilligten sich Haushaltsenergie und Kraftstoffe um 0,5 Prozent. Im Monatsvergleich fielen die Preise für Heizöl und Kraftstoffe nach Berechnungen der Commerzbank um 3,0 Prozent. „Das Minus gegenüber September ist vollständig gesunkenen Energiepreisen zuzuschreiben“, analysierte Commerzbank-Ökonom Johannes Werner.

Christian Schulz vom Bankhaus Berenberg begründet den Rückzug der Inflation auch mit dem relativ milden Wetter zum Start der Heizsaison: „Da bald mehr Haushalte ihre Heizungen anschalten werden, dürfte diese Preisentwicklung nur vorübergehend sein.“

Wie der ADAC am Mittwoch berichtete, können Autofahrer in Deutschland derzeit so günstig tanken wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Der bundesweite Durchschnittspreis für einen Liter Super E10 rutschte verglichen mit der Vorwoche um 2,3 Cent knapp unter die Marke von 1,50 Euro. Damit habe der Preis wieder den Stand von Anfang Januar 2012 erreicht.

Auch der Dieselpreis sank, der Liter kostet im Schnitt nun 1,394 Euro oder 1,9 Cent weniger als vor einer Woche. Der ADAC begründete die Entwicklung unter anderem mit dem stabilen Ölpreis, dem starken Euro und der jahreszeitlich bedingt geringeren Nachfrage nach Benzin.

Die Freude an der Tankstelle stellt sich beim Lebensmittel-Einkauf derzeit nicht ein. Im Oktober mussten Verbraucher für Nahrungsmittel deutlich tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr: Die Preise kletterten um 4,1 Prozent. Die Tendenz zeigt allerdings nach unten. Im September kosteten Lebensmittel noch 4,7 Prozent mehr als zwölf Monate zuvor, im August 4,9 Prozent und im Juli sogar 5,7 Prozent.

Während Verbraucher sich über den insgesamt geringen Preisauftrieb freuen dürften, strebt die Europäische Zentralbank (EZB) eine Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Davon hat sich die Teuerung in Deutschland - und noch mehr in anderen Euro-Ländern wie Spanien oder Griechenland - zuletzt immer weiter entfernt. Dieser Trend werde bald umgekehrt, ist Schulz überzeugt: „Die Wirtschaft taucht allmählich aus der Rezession auf. Damit sollte sich die Inflationsrate zunächst stabilisieren und dann in Richtung EZB-Ziel ansteigen.“ Dass dies kaum vor Anfang 2015 geschehen werde, erlaube der Notenbank, den Zins im Euroraum noch einige Zeit extrem niedrig zu halten. (dpa)