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Kreischas Geschichte liegt jetzt in Pirna

Das Kreisarchiv hat den Nachlass der Kreischaer Ortschronistin übernommen. Nun folgt die eigentliche Arbeit.

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© Kristin Richter

Von Erik Jahn

Kreischa. Die Archivare im Pirnaer Kreisarchiv stehen vor einer regelrechten Sisyphusarbeit. Sie erfassen den Nachlass der im vergangenen Jahr verstorbenen Kreischaer Ortschronistin, Hermine Hofmann. „Ich beneide sie nicht um diesen Job“, sagt der Sohn, Uwe Hofmann. Seine Mutter hinterlässt eine sehr umfangreiche Sammlung von Unterlagen über die Orts- und Heimatsgeschichte von Kreischa und Umgebung.

Diese übergab der Erbe nun offiziell an das Kreisarchiv auf dem Pirnaer Sonnenstein. Zusammen mit Landrat Michael Geisler (CDU) unterzeichnete er den Vertrag. Insgesamt 18 laufende Meter Dokumente zur Orts- und Heimatgeschichte gilt es, nach und nach zu archivieren. „Damit findet das Lebenswerk von Hermine Hofmann seinen würdigen Abschluss“, sagt Claudia Nowak, die Leiterin des Kreisarchivs.

Ihre Leidenschaft für Heimatgeschichte entdeckte Hermine Hofmann Ende der 1950er-Jahre und die ließ sie nicht mehr los. Unermüdlich vervollständigte sie das Gemeindearchiv und dokumentierte das aktuelle Zeitgeschehen für die Nachwelt. Von 1957 bis 1992 arbeitete sie als Lehrerin für Deutsch und Heimatkunde in Kreischa. Nach 48 Jahren als Gemeinderätin beschloss die Linkspolitikerin 2009, nicht mehr für die Wahl zu kandidieren.

1990 rief Hermine Hofmann den Wilischboten wieder ins Leben – den Vorgänger des heutigen Kreischaer Boten. Damals gründete sie eine Redaktion, die sie bis zuletzt leitete und mit der sie monatlich Geschichten über die Heimat publizierte. „Wichtige Daten, aber auch was für die Seele“, sagte sie einst über das Blatt. 25 Jahre lang schrieb sie diese Geschichten.

Ihre Beiträge in der Kreischaer Zeitung sind ein Teil des Erbes. Neben persönlichen Dokumenten zum Leben und Schaffen der Chronistin beinhaltet der Nachlass unter anderem auch Materialsammlungen zu historischen Ereignissen und Personen, den Ortsteilen, der örtlichen Industrie und Landwirtschaft sowie dem Verkehrs- und Gesundheitswesen. Eine Sammlung von Fotos und Zeitungsausschnitten gehört ebenso dazu.

„Einen Teil des Bestandes haben wir seit letztem Herbst schon erfasst“, sagt Nowak. Denn die Unterlagen kamen bereits im Sommer des vergangenen Jahres in mehreren Etappen nach Pirna. Das ist dem Einsatz von Reiner Groß, dem ehemaligen Leiter des Hauptstaatsarchivs in Dresden, zu verdanken. Als Nachlassverwalter nahm er den Kontakt mit dem Kreisarchiv auf und bat um eine dauerhafte Aufbewahrung. Der langjährige Bekannte von Hermine Hofmann entsprach damit auch deren Wunsch. „Wenn ich mal nicht mehr bin, dann kommt das hier alles aber nicht ins Gemeindearchiv in Kreischa“, hat sie ihm einst gesagt.

Eine professionelle Archivierung, wie sie in Pirna stattfindet, sei dort auch gar nicht machbar, sagt Uwe Hofmann. Daher kam auch nur das Kreisarchiv Pirna infrage. Der Neubau verfügt über moderne Technik, die für eine konstante Raumtemperatur und gleichbleibende relative Luftfeuchte sorgt.

„Zusätzlich sind alle Dokumente in Archivboxen. Das gewährleistet einen guten Schutz“, sagt Claudia Nowak. Die Sichtung des gesamten Materials werde noch das ganze Jahr dauern. Schon jetzt können die bereits erfassten Dokumente eingesehen und genutzt werden.